einfacher Plan, Ein

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
A Simple Plan
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA/UK/GER/USA/JPN
Erscheinungsjahr
1998
Darsteller

Bill Paxton, Billy Bob Thornton, Bridget Fonda, Brent Briscoe, Jack Walsh

Regie
Sam Raimi
Farbe
Farbe
Laufzeit
117 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Delano, Minnesota, am Silvestertag: Hank (Bill Paxton), der als einer der wenigen im Ort das College besuchte, arbeitet in Tom Butlers (Jack Walsh) Futtermittelfabrik und ist mit Sarah (Bridget Fonda) verheiratet. Die beiden erwarten ihr erstes Baby, und die Schwangere, die als Bibliothekarin beschäftigt ist, entspannt sich bereits, als Hank an diesem Nachmittag nach Haus kommt. Zur gleichen Zeit stromert ein Fuchs über die verschneiten Felder, die den Ort umgeben, und nähert sich einem Hühnerstall. Das Tier hat Witterung aufgenommen und sieht durchs Gitter zu seinen Beutetieren… Hank ist kaum angekommen, als sein arbeitsloser Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) in seinem verbeulten Pick-Up-Truck angefahren kommt, den trunk- und streitsüchtigen Kumpel Lou (Brent Biscoe) auf dem Beifahrersitz. Hank war mit Jacob verabredet, ein neuer Blumenstrauß soll aufs Grab der Eltern, aber mit Lou hat er nicht gerechnet. Sie beschließen, Lou nach dem Friedhofsbesuch Zuhause bei dessen Freundin Nancy Chambers (Becky Ann Baker) abzusetzen. Plötzlich läuft ihnen ein Fuchs mit Huhn im Maul übern Weg. Jacob will dem Tier auszuweichen, und setzt dabei den Truck gegen einen Baum. Jacobs Hund springt von der Ladefläche dem Fuchs hinterdrein; Jacob schnappt sich sein Gewehr und auch Lou sprintet los. Schließlich folgt selbst Hank, der die beiden erst zurückruft. Durch einen Zufall finden sie in dem verschneiten, von Krähen bevölkerten Wald ein abgestürztes Privatflugzeug. Sein Pilot ist bereits tot, doch befindet sich in dem Wrack zudem eine Reisetasche. Ihr Inhalt besteht aus Banknoten im Wert von 4,4 Millionen US-Dollar…
 
“Hank, do you ever feel evil? I do. I feel evil.” Was sich unter der weißen Fläche frischen Schnees, der diese Geschichte von Anbeginn in seine Symbolik vermeintlicher Unschuld bettet, verbirgt, sind Abgründe der menschlichen Seele. In der Tradition von John Hustons Der Schatz der Sierra Madre (USA 1948) oder auch Byron Haskins klassischem Film Noir Der blonde Tiger (USA 1949) führt Regisseur Sam Raimi nach einem Roman und einem Drehbuch von Scott B. Smith sein Quartett an Charakteren in Versuchung. Es ist ein biblischer, ein sowohl aus der griechischen Tragödie als auch aus der klassischen Literatur der Neuzeit wohl bekannter Zwist, der in seine x-te Fortsetzung, in die nächste Geschichte um jene zwei Seelen in der Brust Einzug hält. Gutmütige und mehr oder minder sympathische Kleinbürger, die seit jeher zu moralischer Integrität und Gesetzestreue herangebildet wurden, finden sich von einem auf den nächsten Moment mit der Gelegenheit ihres Lebens konfrontiert. Was folgt, ist ein Drama, das deutlich auf den Spuren des klassischen Film Noirs wandelt. Ohne im Mindesten Partei zu ergreifen, folgt Sam Raimis Kamera kunstvoll-unaufdringlich der Entwicklung seiner Charaktere, die einer aberwitzigen Hoffnung auf den Leim kriechen und ihr nachgebend beginnen, sich gegenseitig zugrunde zu richten.
 
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© Concorde Home Entertainment GmbH

 
Sam Raimi (Tanz der Teufel, USA 1981), der seine Karriere im Horrorgenre begann, schuf einen Thriller, der dem eigenen Anspruch – nämlich die Regie in den Dienst der Erzählung und ihrer Charaktere zu stellen – voll gerecht wird. Ein einfacher Plan ist ein ruhiger, auf seine Figuren, erst auf deren Irrtümer und schließlich auf ihre Wandlungen konzentrierter Film, der in der zweiten Hälfte einige verblüffende Wendungen nimmt. Aufgrund seiner Drehorte im Schnee wird er oft mit Fargo (USA 1995) von Joel and Ethan Coen verglichen, doch ist Vorsicht geboten. Schlägt man ob der Naivität der Charaktere auch die Hände über dem Kopf zusammen, ist in dem Film Humor nur selten zu Gast. Der Verlauf der Geschichte ist in der zweiten Hälfte eher bitter, und von Anbeginn ist Ein einfacher Plan auch ein Werk, dessen durch die Charaktere getroffene Fehlentscheidungen beim Zuschauen regelrecht wehtun. Hier liegt die Stärke des Films. Die Figuren sind bis ins Detail glaubwürdig, mit Bill Paxton und Billy Bob Thornton als einem großartigen Paar ungleicher Brüder. Beide Schauspieler traten bereits in Carl Franklins One False Move (USA 1991) zusammen auf und spielen ihre Rollen hier zur Perfektion. Auch Bridget Fonda, eingangs unauffällige Kleinstadtmaus, zeigt als stille Femme fatale der Geschichte bald Profil. Alles in allem ein Neo Noir mit Klasse, der sein Thema des falschen Schritts vom Wege konsequent zu Ende bringt, nur am Schluss den Eindruck hinterlässt, dass vielleicht noch ein wenig mehr hätte drin sein können. Aber selbst das Tal der Versuchung hinter sich lassend, fasst Sarahs Botschaft an Hank es triftig zusammen: “Nobody would ever believe that you’d been capable of what you’ve done.” Dem Film-Noir-Freund ist Ein einfacher Plan ohne Wenn und Aber zu empfehlen.
 
Auf der neuen BD (2012) der Concorde Home Entertainment GmbH sieht diese 15 Jahre alte Produktion schlicht fantastisch aus. Aber auch die ursprüngliche DVD- Ausgabe (1999), ebenso ungekürzt im Originalformat, ist bildtechnisch topp, mit der deutschen und der englischen Tonspur, dazu deutsche Untertitel, die Kinotrailer, Interviews, Filmografien und ein achtseitiges Booklet mit Produktionsnotizen als Extras.
 

 

Neo Noir | 1998 | International | Sam Raimi | Bill Paxton | Billy Bob Thornton | Chelcie Ross | Bridget Fonda

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