Neo Noir
| France
| 1989
| Georges Simenon
| Patrice Leconte
| André Wilms
| Michel Blanc
| Sandrine Bonnaire
Bewertung
*****
Originaltitel
Monsieur Hire
Kategorie
Neo Noir
Land
FRA
Erscheinungsjahr
1989
Darsteller
Michel Blanc, Sandrine Bonnaire, Luc Thullier, André Wilms, Eric Bérenger
Regie
Patrice Leconte
Farbe
Farbe
Laufzeit
79 min
Bildformat
Widescreen
Paris: Die 22jährige Pierette Bourgeois (Marielle Berthon) wird ermordet aufgefunden und ein Inspektor der Polizei (André Wilms) verfolgt eine Spur, demnach ein Taxifahrer (Michel Morano) spät nachts einen Mann in einen Wohnblock hat rennen sehen. So gerät der unscheinbare Monsieur Hire (Michel Blanc) ins Visier der Ermittlungen, weil er bei den Bewohnern seines Mietshauses als Misanthrop und Sonderling verschrien ist. Der Schneider, welcher Hire von Beruf ist, hält sich selbst für eigenwillig und scheu, was er zugleich als Rechte seiner Person in Anspruch nimmt. Monsieur Hire ist ein Mann der Rituale, die er pedantisch befolgt. Bis ins Letzte korrekt gekleidet, betreibt er in seinem Atelier eine Mäusezucht, deren Todesfälle er eigenhändig bestattet. Seine geheime Leidenschaft wohnt jedoch im gleichen Haus gegenüber und heißt Alice (Sandrine Bonnaire). Abend für Abend steht er im dunklen Zimmer am Fenster und beobachtet die junge Frau. Auch ihren Freund Emile (Luc Thullier) hat er bereits zu Gesicht bekommen. Alice wünscht sich Kinder und ein gemeinsames Zuhause, und Emile gesteht ihr seine Liebe und will sie heiraten. Doch Alice vertraut Emile nicht und er wiederum findet sie kapriziös. Eines Nachts erleuchten die Blitze eines Gewitters den Flügel des Hinterhauses und Alice sieht Monsieur Hire am Fenster stehen…
Wer sich auf das geruhsame Tempo der ersten Stunde einzulassen vermag, kommt in den Genuss eines meisterhaft inszenierten und perfekt gespielten Dramas. Das letzte Drittel nimmt mächtig Fahrt auf und sein Finale löst wirklich alle Versprechen dieser Georges-Simenon-Verfilmung ein. Dessen Roman Les Fianailles de Monsieur Hire erschien 1933 und wurde einst unter dem Titel Panik (FRA 1946) von Julien Duvivier (Pépé Le Moko – Im Dunkel von Algier, FRA 1937) erstmalig verfilmt, seinerzeit mit Viviane Romance und Michel Simon in den Hauptrollen. Die Einsamkeit des Stadtmenschen, zentrales Thema in Die Verlobung des Monsieur Hire, war bereits im Film Noir der Vierziger verwurzelt, ist sie andererseits auch nicht Signum des Film-Noir-Kinos allein. Doch sowohl seine Themen als auch ein Blick auf die verschachtelte Inszenierung – Rückblenden und überraschende Szenenwechsel – kennzeichnen Patrice Lecontes Film in der Summe als einen Neo Noir. Allzu viel darf hier nicht vorweg genommen werden, doch die Femme fatale dieses Dramas ist ebenso unglaublich (im Sinne einer Überraschung), wie sie doch glaubwürdig ist. Ein Verbrechen, das auf ominöse Weise zugleich ein Versehen gewesen zu sein scheint, und eine sich daraus ergebende, komplexe Komplizenschaft zieht alle Beteiligten unweigerlich in einen Abgrund. Schuld und Sühne!
Sehr gute, liebevoll editierte DVD (z.B. durch ein schön gestaltetes Menü) von Arthaus/Kinowelt: wahlweise deutscher und französischer Ton, optional deutsche Untertitel, bildtechnisch topp, ungekürzte Spieldauer im Originalformat, den französischen Kinotrailer als Extra.