Post Noir
| USA
| 1965
| Edward Dmytryk
| Joseph MacDonald
| Douglas Evans
| George Kennedy
| Gregory Peck
| Jack Weston
| Kevin McCarthy
| Leif Erickson
| Walter Abel
| Walter Matthau
| Ann Doran
Bewertung
****
Originaltitel
Mirage
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1965
Darsteller
Gregory Peck, Diane Baker, Walter Matthau, George Kennedy, Walter Abel
Regie
Edward Dmytryk
Farbe
s/w
Laufzeit
109 min
Bildformat
Widescreen
© Universal Pictures
Eines Abends in New York City: In einem Wolkenkratzer der Skyline Manhattans gehen die Lichter aus. Ein unerwarteter Stromausfall lässt die Menschen mit Feuerzeugen und Taschenlampen über die Bürohausflure irren. Aus einer Aufzugstür tritt ein Mann (Gregory Peck), den ein anderer (Kevin McCarthy) anspricht, er möge ihm doch zu einer Betriebsfeier des Chefs folgen. Doch der erste lehnt dankend ab und geht mit einer Frau (Diane Baker), die sich als seine Bekannte Shela vorstellt, ins Treppenhaus und die Stufen hinab zum Ausgang. Der Mann behauptet aber, die Frau nicht zu kennen. Sie ist gekränkt und die beiden verlieren sich, nachdem der Mann versehentlich ins Kellergeschoss hinunter stieg. Auf der belebten Straße umstehen Schaulustige einen Unfalltoten, der aus einem hohen Stockwerk des Gebäudes fiel. Der Mann mit der Aktenmappe läuft weiter. Plötzliche Erinnerungen, scharf umrissene Einzelbilder blitzen durch seinen Kopf. Verwirrt eilt er in die U-Bahn und nach Hause, wo ihn sogleich die nächste Überraschung erwartet...
Der Regisseur Edward Dmytryk war ein Pionier des Film Noirs. Mord, mein Liebling (USA 1944) mit Claire Trevor und Dick Powell wurde im Nu zum Klassiker, der schwache Cornered (USA 1945) und der exzellente Kreuzverhör (USA 1947) folgten. Nach Berufsverbot, Gefängnis und Widerruf geriet Dmytryk als einer der Hollywood Ten, die das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) ins Visier genommen hatte, langsam aber sicher ins Abseits. Die Linke verachtete ihn, wie auch den Denunzianten Elia Kazan, und die Rechte ließ ihn zu Zeiten Senator McCarthys zumindest in Ruhe. Mit Die 27. Etage zeigte der Mann, was an Potential stets noch in ihm steckte. Es wurde ein düsterer, ambitionierter und für Hollywood im Jahr 1965 durchaus moderner Film. Sein wunderbares Schwarzweiß von Kameramann Joseph MacDonald (Feind im Dunkel, 1946) und der 49jährige Gregory Peck als Hauptdarsteller, zwanzig Jahre nach seiner Rolle in Alfred Hitchcocks Ich kämpfe um dich (1945), ließen ihn jedoch für das Publikum der Sechziger paradoxerweise altbacken wirken.
Tatsächlich scheint ein Thriller, der sich 1965 in Schwarzweiß beim Thema der Amnesie, eingangs völlig undurchschaubaren Charakteren und einer Erzählform in Rückblenden bedient, auf den ersten Blick rückwärts, dem klassischen Film Noir zugewandt, statt überhaupt zeitgemäß. Doch Alfred Hitchcock ist ein Name, der einem hier – ähnlich wie im Fall von Blake Edwards’ Der letzte Zug (USA 1962) – einmal nicht als derjenige einfällt, der es besser gemacht hätte. Edward Dmytryk hält dem Vergleich nämlich problemlos stand. Seine Schnitttechnik für die Rückblenden, der Verzicht auf (viel) Romantik und Nebenstränge, die exzellenten Darsteller (Walter Matthau und George Kennedy perfekt besetzt), dazu das schnörkellose Skript von Peter Stone (Charade, USA 1964) – all das lässt ans Kino von Jean-Pierre Melville oder John Frankenheimer denken und weist bereits den Weg zu John Boorman’s Neo Noir Point Blank – Keiner darf überleben (USA 1967). Die 27. Etage ist in New-York-Thriller, dessen Finale dem Weg dorthin nicht ganz standzuhalten vermag und der zugleich den gereiften Gregory Peck so präsentiert, wie man ihn sich weit öfter gewünscht hätte. Auf dem San Sebastián International Film Festival erhielt das Werk 1965 zu Recht den Preis Golden Seashell.
In den USA ist Die 27. Etage im Rahmen einer von Universal Studios Home Entertainment publizierten DVD-Box (2008) mit Filmen Gregory Pecks erschienen. Der Post Noir liegt darin in einer bildtechnisch topp restaurierten, ungekürzten Fassung im Originalformat vor - englischer Ton, Untertitel auf Englisch, Spanisch, Französisch. 2013 erschien der Film in der Reihe KSM Klassiker endlich erstmals auch in einer deutschen DVD-Edition - ungekürzt im Originalformat mit Tonspuren auf Deutsch und auf Englisch.