Matt Dillon, Willem Dafoe, Neal McDonough, Amy Smart, Chris Marquette
Der in East Baton Rouge, Louisiana, tätige Detective Lieutenant Bud Carter (Willem Dafoe) erinnert sich, wie es im Süden des Bundesstaats Louisiana im Jahr 1983 gelang, aufgrund der Verhaftung eines Einzelnen schließlich eine kriminelle Orgsanisation auszuheben... Carter war in einer in der Hitze der Sümpfe gelegenen und für das Publikum an dem Abend geschlossenen Bar und ließ sich vom Gauner Nady Grace (Ritchie Montgomery) mehrere Arten Edelsteine, vornehmlich Smaragde zeigen, die aus unterschiedlichen Teilen der Welt stammten und die, offensichtlich Diebesgut, von ihm zum Verkauf angeboten wurden. Im Hintergrund waren im Fernsehen die Lokalnachrichten zu sehen, und Grace’s Wachmann Jake (Matt Thompson) legte am Nachbartisch eine Patience, indessen er neben sich auf dem Tisch eine Pistole bereithielt. Während Carter im Schankraum den interessierten Kunden mimte, hörten seine Mitarbeiter – die Police Detectives Shepard (Frederick Weller), Marandino (Jeff Leaf) und Cobb (Patrick Brinker) – in ihrem in der Nähe versteckten Übertragungswagen mit, denn Lieutenant Bud Carter trug am Körper Mikrofon und Sender. Als der Kleinkriminelle Tommy Weiland (Christopher Denham) auf dem Sofa vor dem Fernsehen Platz nahm und eine Line Kokain durchzog, berichtete die Moderatorin des Fernsehsenders (Mary Lane Haskell) eben von einer Verurteilung in einem Gerichtsprozess in Baton Rouge und plötzlich war dort Bud Carter zu sehen. Im gleichen Moment schrie Tommy laut auf…
“I’m the one with the devil’s address here.” Was den Film zu einem bemerkenswerten Kriminaldrama werden lässt, ist seine Besetzung und sind die engagierten Leistungen der beteiligten Darsteller und Darstellerinnen. Auch die Drehorte in Baton Rouge, Louisiana, und in der dortigen Umgebung sind exquisit gewählt und tragen dazu bei, die stimmungsvoll inszenierte Produktion, welche auf Tatsachen beruht, auf ein Level jenseits der üblichen Independentfilme für den Direct-to-Video-Markt zu heben, wo das Werk allerdings endete. Persönlich fand ich die Geschichte durchaus spannend und vor allem in der Inszenierung und mit Fokus auf ihre Figuren von überzeugenden Portraits der Rollencharaktere gekennzeichnet. In den USA bekam Bad Country fast durchgehend negative Kritiken, was ich kaum nachvollziehen kann. Allerdings gilt das auch für Filme à la Mississippi Delta (USA/UK 1996) mit Alec Baldwin oder In The Electric Mist (FRA/USA 2009) mit Tommy Lee Jones, die jeweils in Louisiana angesiedelten Neo Noirs um den Ermittler Dave Robicheaux nach Romanen James Lee Burkes. Demgegenüber erfreuten sich David Finchers ebenso banaler wie teils miserabel gespielter Thriller Gone Girl – Das perfekte Opfer (USA 2014) oder Robert Rodriguez‘ und Quentin Tarantinos unsägliche Adaption von Frank Millers gleichnamigem Comicbuch (EA 1992) namens Sin City (USA 2005), einzig brutal und klischeehaft, durchgehend euphorischer Aufnahme. Es gibt bei der Bewertung eines Films zumindest nach meiner Einschätzung somit in den USA und in West-Europa unterschiedliche Kriterien, und Bad Country kann als ein Stück Erzählkino bei mir punkten. Womöglich liegt es auch daran, dass nicht nur die Handlung im Jahr 1983 spielt, sondern sich das Werk im Hinblick auf sein geruhsames Tempo auch wie eines aus solcher Zeit anfühlt, konträr zu vielen extrem hektischen und action-lastigen Thrillern im Jahrzehnt seiner Entstehung. Vielleicht helfen auch Matt Dillon (Der Kuss vor dem Tode, UK/USA 1991) und Willem Dafoe (White Sands – Der große Deal, USA 1992), die ich als Darsteller (fast) immer und überall schätze, zumal selbst Tom Berenger (Fear City, USA 1984), sonst nicht mein Favorit, auf ganzer Linie überzeugt.
Dennoch kann ich Chris Brinkers Neo Noir am Ende nicht mehr als drei Sterne zugestehen. Dafür entspricht das Finale zu sehr dem Standard vieler Cop-Thriller seit den 90er Jahren. Hier überrascht nichts; alles folgt einem vorhersehbaren Prozedere. Aus dem Grund reißt es auch die für meine Begriffe hervorragende Schlusssequenz nicht wirklich raus. Zugleich habe ich mich über die gesamte Spielzeit hinweg nie gelangweilt und kann Bad Country allen Filmfreunden empfehlen, die sich aus genannten Gründen hin und wieder einem ebenso biestig-dreckigen wie bitteren Neo Noir hingeben. Es bleibt unübersehbar, dass Willem Dafoe sich in jenen Jahren in Rollen als desillusionierter Cop und grundsätzlich als Lone Wolf gefiel, und mit gefällt er in genau solchen Rollen auch. Im Abspann ist der Film, Ende 2012 gedreht und erst im April 2014 kurzfristig (mit einem grauenhaft schlechten Plakat beworben) im US-amerikanischen Kino zu sehen, seinem damit debütierenden Regisseur Chris Brinker gewidmet, der im Februar 2013 im Alter von lediglich 42 Jahren überraschend verstarb.
Von dieser B-Produktion gibt es via Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH sogar eine jeweils gut editierte deutsche BD- und DVD-Ausgabe (2014) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exzellent, dazu die original englische Tonspur, eine deutsche und die portugiesische Synchronisation, zudem optional Untertitel auf Deutsch, Englich, Türkisch und Portugiesisch, dazu geschnittene Szenen und ein 12-minütiges Making-of als Extras.