Dark Waters

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Dark Waters
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1944
Darsteller

Merle Oberon, Franchot Tone, Thomas Mitchell, Fay Bainter, Elisha Cook jr.

Regie
André De Toth
Farbe
s/w
Laufzeit
90 min
Bildformat
Vollbild

 


 

 

New Orleans, Louisiana: Der im Ölgeschäft zu Wohlstand gekommene und in Batavia, Indonesien, ansässige Philip Calvin und seine Ehefrau kommen beim Angriff eines deutschen U-Boots auf den Frachter Valdera ums Leben. Ihre Tochter Leslie (Merle Oberon) gehört zu den wenigen Überlebenden der Katastrophe und wird nach den Strapazen im Rettungsboot in einem Krankenhaus in New Orleans, Louisiana, gepflegt. Physisch nahezu wiederhergestellt, ist die junge Frau durch ihre Erlebnisse traumatisiert. Der behandelnde Arzt Doktor Winters (Alan Napier) erkundigt sich nach ihren Plänen für die Zukunft. Es stellt sich heraus, dass Leslie Calvin in New York eine Tante und einen Onkel hat, die sie zeitlebens jedoch niemals sah. Trotzdem schreibt sie ihnen und erhält bald darauf eine Einladung nach Belleville, Louisiana. In der Nähe dieser Ortschaft inmitten des Bayou Country erbten Emily (Fay Bainter) und Norbert Lamont (John Qualen) einen Landsitz namens Rossignol, den sie aktuell in Augenschein nehmen. Sie laden ihre Nichte ein sie zu besuchen, und so begibt sich Leslie per Zug auf den Weg dorthin. Als sie mit einem Handkoffer am Bahnhof in Belleville eintrifft, ist allerdings niemand dort um sie abzuholen, obgleich sie ihrer Tante und ihrem Onkel ein Telegramm sandte und die Ankunftszeit mitteilte. Der Bahnhofsvorsteher (Paul E. Burns) kennt zwar den Landsitz, hat selbst von Emily und Norbert Lamont aber noch nie etwas gehört. So bleibt Leslie nichts übrig, als in der Hitze des Nachmittags zu warten…

 

Die Thematik der “Damsel in Distress“, die zu retten ein männlicher Protagonist sich anschickt, war in der Literatur schon lange heimisch, bevor auch die internationale Filmindustrie sich ihrer annahm. Alfred Hitchcocks Rebecca (USA 1940) und Verdacht (USA 1941), jeweils mit Joan Fontaine in der Hauptrolle, und George Cukors Das Haus der Lady Alquist (USA 1944), das Remake von Thorold Dickinsons britischem Thriller Gaslight (UK 1940), zählen bis heute zu den in solcher Zeit bekanntesten Klassikern. Auch die traumatisierte Leslie Calvin, kompetent verkörpert von Merle Oberon, gerät vom Regen in Traufe, als sie sich auf dem Landsitz ihrer Verwandten Emily und Norbert Lamont mit deren seltsamen Hausgästen Mr. Sidney (Thomas Mitchell) und Cleeve (Elisha Cook jr.) konfrontiert sieht, die hier den Ton angeben. Schnell wird den Zuschauern klar, dass sich die beiden Leslies Trauma bewusst zunutze machen, um sie noch weiter in ihre Krise hineinzutreiben. Indessen hat der in Belleville ansässige Dr. George Grover (Franchot Tone), der Arzt des Ortes, schon bald ein Auge auf die hübsche Frau geworfen. Die Verfilmung des gleichnamigen Romans aus der Feder von Frank und Marian Cockrell (EA 1944) folgt nicht dem gleichen Muster wie Cukors Das Haus der Lady Alquist. Doch ist auch Leslie Calvin zunehmend eine Gefangene des tief im Dickicht der Sumpflandschaft mit seinen Schlingpflanzen und tückischen Gewässern verborgenen Hauses Rossignol. So keimt in ihr der Verdacht, dass vor Ort nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Schließlich findet sie in dem vom Hof verjagten Diener Pearson Jackson (Rex Ingram) einen Verbündeten, der sie in ihrem Argwohn bestätigt... Bis heute sind sich Filmjournalisten und auch das Publikum nicht einig, ob solcher Spannungsfilm in der Tradition der gotischen Kriminaldramen seiner Zeit wirklich ein Film Noir genannt werden sollte. Nun, es spricht einiges dagegen und einiges dafür.

 

 

“Must be awful drowning in quicksand. Much worse than water.“ Neben der kontrastreich expressionistischen Bildsprache der Kameraleute John J. Mescall und Archie Stout, die das nächtliche Bayou Country in einen unheimlichen Ort verwandeln, ist es natürlich das durch Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg verursachte Trauma Leslie Calvins, das als Element des Film Noirs hier eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus sind es die falschen Identitäten und die auf ihre eigenen Ermittlungen angewiesenen Protagonisten Leslie und George, die in solchem Fahrwasser unterwegs sind. Kaum etwas oder jemand ist, was oder wer er zu sein scheint, weshalb Leslies Alltag zunehmend weniger vertrauenswürdig und verlässlich scheint. Allemal ist das mörderische Komplott am Ende nicht sonderlich originell, und obgleich das Finale spannungsreich bleibt, verliert die Geschichte nicht nur einige ihrer Charaktere völlig aus dem Blick, sondern wirkt in der Schlusssequenz allzu hastig beendet. Mit Frank Bozarges Erbe des Henkers (USA 1948) und Fritz Langs Das Todeshaus am Fluss (USA 1950) folgten der Produktion im Vertrieb von United Artists allemal zwei Film-Noir-Klassiker, die sich die sinistre Atmosphäre des US-amerikanischen Südens in vergleichbarer Weise zunutze machten.

 

Eine US-amerikanische DVD-Edition (1999) von Image Entertainment Home Video präsentiert den Film ungekürzt und im Originalformat in einer mittelprächtigen Bildqualität. Er ist weder bild- noch tontechnisch in irgendeiner Weise restauriert, dafür sogar halbwegs ansehnlich, allerdings gibt es weder Untertitel noch Extras.

 


 

Film Noir | 1944 | USA | André De Toth | Alan Napier | Elisha Cook jr. | Franchot Tone | John Qualen | Paul E. Burns | Thomas Mitchell | Merle Oberon

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