August Schellenberg, Chappelle Jaffe, Neil Munro, Tom Butler, Antony Parr
Im Jahr 1949 begibt sich der Journalist Hugh Jameson (Neil Munro) auf eine obsessive Suche nach der vor 37 Jahren wegen des Axtmordes an ihrem Vater Edwin angeklagten und freigesprochenen Emma Porter (Kate Parr). Indessen er eines Wintermorgens im Unterhemd mit Zigarette vor seiner Schreibmaschine eine Ausgabe vom The Examiner aus dem Juli 1912 studiert, macht sich die Prostituierte (Kathye Stachura), mit der er in diesem Zimmer des Selby Hotels die Nacht verbrachte, an ihre Morgentoilette. Er betrachtet auch die Extraausgabe, die vermerkte, dass Porter den bekannten Biografen Franklin Eislin geheiratet habe. Indessen der nun mit Schreiben befasste Jameson keine Notiz von ihr nimmt, greift sich die Protistuierte von der Anrichte im Flur ihren Lohn und huscht aus der Tür… Die Polizei untersucht die Leiche einer Nachtclubsängerin (Ann Stirling) im Badezimmer ihres Apartments, und Fotograf Jimmy (Eric Fink) dokumentiert den grausigen Fund der Erschossenen mit seiner Kamera. Der die Untersuchung leitende Police Detective Arbour (David Clement) ist von den vielen Schaulustigen genervt und treibt sie aus der Tür hinaus. Indessen ist auch Bruce Jameson am nächtlichen Tatort angelangt und liefert sich auf der Straße einen Disput mit einem Polizisten, der ihn partout nicht durchlassen will, als Arbour herbeitritt und ihn passieren lässt. Die beiden kennen sich, und der Detective setzt den Reporter des Daily National über den von ihrem Ehemann verübten Mord an der Schönen ins Bild…
“Shooting with a minuscule budget and on a ludicrously tight schedule, writer/director Bruce Pittman has come up with a film noir homage that really does look as if it was made with next to nothing in next to no time”, resümiert David Parkinson in seiner Besprechung des Werks für Radio Times. Ja, mitunter taten mir die Schauspielerinnen und Schauspieler richtiggehend leid. Es mag seltsam klingen, aber Neil Munro, August Schellenberg, Chappelle Jaffe, Linda Goranson und Tom Butler geben streckenweise ihr Bestes, um die Produktion aus dem Sumpf des untersten Mittelmaßes zu stemmen und sie scheitern auf ganzer Linie. Nicht die Dialoge, aber das Drehbuch im Ganzen, Bruce Pittmans Dramaturgie, vor allem aber Drehorte, Kameraarbeit und Schnitt sind unübersehbar unterdurchschnittlich. Wenn Privatdetektiv Charles Ripley (August Schellenberg) einen Nachtclub besucht und das einzige, was wir Zuschauer zu sehen bekommen, der kopf- und beinlose Körper einer Striptease-Tänzerin (Lee Pitoscia) und Ripley allein am Tisch sitzend sind, muss das Budget schon extrem schmal sein. Die Szene ist mitnichten in einem Nachtclub gefilmt, die lärmende Schar der Gäste stammt aus der Tonkonserve, und das Ganze ist in seiner schlampig dilletantischen Art schlicht eine Zumutung. Obendrein ist es nicht die einzige armselig inszenierte Sequenz, welche Die Spur des Mörders, so der deutsche Titel auf einer VHS-Videokassette (1987) von RCA Columbia International Video, zu einem fast nicht goutierbaren Machwerk werden lässt. Mit lediglich dem Kleidungsstil, ein wenig Mobiliar und zwei Automobilen als einzigen Accessoires, die den Film in seiner historischen Epoche verorten, ist das laienhaft langsame und spannungsarme Drama vor allem in den ersten 30 Minuten kaum auszuhalten. So lange dauert es, bis Journalist Hugh Jameson mit seiner Suche nach Emma Porter in ein Wespennest greift und verschwindet, woraufhin Mrs. Jameson (Linda Goranson) den Private Eye Charles Ripley mit der Suche nach ihm beauftragt. In der Folge wird es minimal interessanter, zumal Schellenberg seinen Detektiv zu verkörpern weiß, doch der Clou der Filmhandlung ist zuletzt alles andere als originell.
Der Privatdetektiv war ein zentraler Rollencharakter des klassischen Film Noirs der 40er Jahre. Dank mancher Darstellung durch Schauspieler wie Dick Powell, Humphrey Bogart, Richard Conte oder Robert Mitchum wurde solcher Antiheld quasi zur Ikone des Filmstils. Die 80er Jahre waren für den Neo Noir und für den Thriller demgegenüber eine schwierige Phase. Wim Wenders hatte mit Hammett (USA 1982) und Carl Reiner mit Tote tragen keine Karos (USA 1982) dem Film Noir der klassischen Ära je ein Denkmal gesetzt. In beiden Filmen stand der Private Eye als zentraler Rollencharakter im Fokus. Und im Jahr darauf verkörperte Powers Boothe in einer britischen TV-Serie nach Erzählungen Raymond Chandlers dessen populärste literarische Kreation als Philip Marlowe, Private Eye – Season One (UK/USA 1983). Dennoch kam es nicht zu einer Welle von Filmen, die man in der Folge quasi als “Retro Noir“ hätte bezeichnen können, und Bruce Pittmans Die Spur des Mörders ist in dem Kontext ohnehin das untere Ende der Fahnenstange. Es sollten noch einige Jahre vergehen, bevor Jack Nicholsons Die Spur führt zurück (USA 1990) die Filmtradition wieder beleben half, die in jenen 90ern mit Curt Hansons L.A. Confidential (USA 1997) ihren Höhepunkt erreichte. Die Spur des Mörders war zu dem Zeitpunkt längst vergessen und zwar völlig zu Recht.
Es gibt bis heute (2023) weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Werks, das in Deutschland als Die Spur des Mörders und international unter dem Originaltitel Confidential jeweils als VHS-Videokassette (1987) erschien. In diversen Online-Portalen steht eine technisch akzeptable Kopie solchen Videos mit dem Originalton ohne Untertitel, ungekürzt und im Bildformat 4:3 (Vollbild) zur Verfügung, das womöglich sogar das richtige ist.