Aaron Eckhart, Katheryn Winnick, Heather Graham, Tommy Lee Jones, Raymond Cruz
© Universal Pictures
Just am Hinweisschild auf die Ortschaft Wander, New Mexico, hat Zoe Guzman (Elizabeth Selby) einen Autounfall. Ihr Jeep liegt zur Stunde der Dämmerung auf der gerade durch die Wüste führenden Straße rücklings auf dem Asphalt, aber die nur leicht lädierte Frau kann sich aus dem Wrack befreien. Plötzlich beginnt sie zu laufen, aber nach wenigen Metern bricht sie zusammen, und auf ihrem weißen Kleid bildet sich in der Herzgegend ein Blutfleck. Zoe Guzman stirbt auf der Stelle… Als Sheriff Luis Santiago (Raymond Cruz) mit Elsa Viceroy (Katheryn Winnick) in seinem Dienstwagen am Unfallort eintrifft, sind ein Mann namens Leiland Ashgrave (Roger Dorman) und dessen Assistent Henry (Tim Doiron) bereits vor Ort. Leiland kommentiert abfällig, dass Santiago Verstärkung mitbringt, indessen Viceroy per Pinsette einen Mikrochip aus der tödlichen Wunde in Zoe Guzmans Brust entfernt. Der Sheriff äußert gegenüber Leiland, dass dies außer Kontrolle gerate, und Elsa weist ihn an, dass er Zoe Guzman ins Leichenschauhaus bringen und ihren Jeep verschrotten solle. Erst weigert sich Leiland, lenkt dann jedoch ein, indessen Elsa Viceroy den Sheriff fragt, ob mit ihm alles in Ordnung sei, bevor sie zum Telefonieren abseits in die Wüste stapft… Der ex-Polizeibeamte Arthur Bretnick (Aaron Eckhart) lebt als Privatdetektiv und Verschwörungstheoretiker mit eigener Radiosendung inmitten der Wüste in einem Wohnmobil und erhält heute Besuch von seinem Co-Moderator Jimmy Cleats (Tommy Lee Jones)…
So einige Ideen und Spuren, die gelegt werden, versprechen dem geneigten Zuschauer zu Beginn einen etwas konfusen und allzu hektisch geschnittenen Thriller, der jedoch mit etwas Glück im weiteren Handlungsverlauf seine Fäden klug verknüpfen wird. Nun, das Gegenteil ist der Fall. All die Hinweise auf eine Verschwörung, die einen begnadeten Techniker, unbekannte Sponsoren und Regierungsstellen in Zusammenhänge bringt, die sich jenseits aller Legalität gegen ethnische Minderheiten, also wider Zuwanderer, richten könnten, verharrt im Stadium einer unausgegorenen “Idee“, will man das überhaupt so nennen. Konkret meint dies: alles bleibt bis zuletzt vage, wird jedoch bierernst bedeutungsschwanger vorgetragen, so dass sich der Verdacht eines mit viel technischem und dramaturgischem Schnickschnack – wacklige Handkamera, Beleuchtungseffekte, Jump Cuts, etc. pp. - in Sene gesetzten Blendwerks breitmacht. Und für mich ist es genau das. April Mullens Wander sucht die effekthascherische Geheiminiskrämerei, welche Verschwörungstheorien (gerade in den USA) so erfolgreich werden und so viele Anhänger finden lassen, in Momente der Spannung umzumünzen und scheitert völlig. Eine Andeutung hier, eine dort, dazu drei, vier scheinbar überzählige Puzzleteile, die sich plötzlich ineinanderfügen, und dem Wenigen, was man bisher weiß oder zu wissen glaubte, eine Bedeutung geben. Ach ja, irgendwann ist genau der, dem man am ehesten glaubte vertrauen zu können, ein Agent der Gegenseite, bla-bla-bla. Das Drehbuch des Kanadiers Tim Doiron reiht ein Klischee ans nächste, und sowohl die sprunghafte Narration als auch der mit dem gehetzten Gesichtsausdruck des atemlosen Paranoikers durchs Bild laufende Aaron Eckhart nehmen dem Film vor allem in seiner zweiten Hälfte jegliche Spannung.
„Nur weil eine Geschichte verworren ist, ist sie nicht automatisch gut. Tatsächlich hat Wander sogar ausgesprochen wenig zu erzählen, zu wenig für einen ganzen Film“, schreibt Oliver Armknecht für film-rezensionen.de und verdeutlicht, warum solcher Film um einen Antihelden, der in der Rolle des Privatdetektivs das Dilemma seiner eigenen Lebenstragik zu lösen hofft, so wenig eindrucksvoll und nicht ansatzweise anrührend ist. Die Filmerzählung ist bestenfalls eine halbe. Allerdings reizt mich am Ende nichts und niemand, den mir fehlenden Teil, die andere Hälfte kennen zu lernen. Denn das Ganze erweist sich als Strohfeuer und ist im Grunde gähnend langweilig. Die Kanadier Tim Doiron und April Mullen sind seit 2007 unterm Banner ihrer Produktionsgesellschaft WANGO Films als Geschäftspartner tätig und haben als Drebuchautor und Regisseurin über Genregrenzen hinweg Komödien, Thriller, Horrorfilme, etc. pp. erstellt. Ihr Neo Noir Wander ist nach meiner Einschätzung trotz einer namhaften Besetzung Zeitverschwendung - ein nach Vorbild von Oliver Stones U-Turn – Kein Weg zurück (FRA/USA 1997), Sean Penns Das Versprechen (USA 2001) oder Ivan Sens Mystery Road (AUS 2013) inszenierter Thriller, dessen Geschichte nicht einmal banal genannt werden kann, weil es solche Geschichte im Grunde nicht gibt.
Dass es von dem Machwerk eine je exzellente deutsche BD-Edition und DVD (2021) der Universal Pictures Germany GmbH gibt, ist wirklich erstaunlich, mag dies aber den zugkräftigen Namen von Tommy Lee Jones und Aaron Eckhart zu verdanken haben. Der Film ist ungekürzt im Originalformat mit dem original englischen Ton und wahlweise mit der französischen oder deutschen Synchronisation beinhaltet, – letztere auf keinen Fall zu empfehlen! – dazu optional deutsche, französische oder englische Untertitel, das Ganze bild- und tontechnisch topp und ohne jergliche Extras, die zumindest ich nicht vermisse.