Roy Scheider, Tony Lo Bianco, Victor Arnold, Jerry Leon, Ken Kercheval
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New York, East 54th Street und Madison Avenue, Manhattan: Der Polizeibeamte des NYPD, Buddy Manucci (Roy Scheider), schlendert an einem kalten Wintertag im Mantel auf der belebten Straße an Schaufenstern entlang. In der Nähe haben seine Kollegen Barilli (Victor Arnold) und Mingo (Jerry Leon) in einem geparkten Lieferwagen ihre Posten bezogen. Auf einem niederigen Dach zwischen zwei höheren Gebäuden ist Ansel (Ken Kercheval), der vierte Polizist, scheinbar mit Malerarbeiten beschüftigt. Manucci beobachtet die Straße und bemerkt, dass ein Mann (Sonny Grosso) mit einem Paket in der Hand vor einem Schaufenster stehenbleibt. Er gibt Ansel ein Zeichen, überquert die Straße und betritt ein großflächiges Antiquitätengeschäft. Nur kurze Zeit später betritt auch der Mann mit dem Paket den Laden, worauf ihn dessen Geschäftsführer (Roger Serbagi) die Treppe aufwärts, in ein im ersten Stock gelegenes Büro begleitet. Manucci lässt sich im Verkaufsraum einige Objekte zeigen, indessen der Gast mit dem Paket stutzig wird, als er auf dem Flachdach vor dem Bürofenster Ansels Leiter und mehrere Farbeimer sieht. Indessen sind Barilli und Mingo mit ihrem Lieferwagen der Firma Great Bear vorgefahren, und Mingo tritt mit einem gläsernen Wasserbehälter auf der Schulter in das Geschäft und fragt den Verkäufer, wo bitte der Wasserspender sei. Der deutet nach hinten, aber als Mingo an Manucci vorbeigehen will, dreht sich dieser so, dass Mingio stolpert und der Behälter inmitten der Auslage zerschellt…
Im Jahr 1971 verfilmte William Friedkin Robin Moore’s Roman The French Connection (EA 1969), der auf den Ermittlungen der New Yorker Polizeibeamten Sonny Grosso und Eddie Egan zu Beginn der 60er Jahre beruhte und als Brennpunkt Brooklyn / French Connection (USA 1971) auch im bundesdeutschen Kino gezeigt wurde. In Anlehnung an Grosso und Egan, die selbst in Nebenrollen als Polizisten auftraten, spielten Gene Hackman, der 1972 für die Rolle den Oscar als Bester Hauptdarsteller erhielt, den Polizeibeamten Jimmy „Popeye“ Doyle und Roy Scheider seinen Partner Buddy. Don Ellis schrieb die Musik, Tony Lo Bianci mimte den Kriminellen Sal Boca und Benny Marino dessen Bruder Lou, Bill Hickman und Randy Jurgensen je einen Polizisten. Und tatsächlich sind sie bis auf Eddie Egan und natürlich Gene Hackman in Philip D’Antonis Die Seven-Ups alle wieder dabei. Als Buddy Manucci leitet Roy Scheider eine Einheit der NYPD, die es auf Gangster abgesehen hat, denen für ihre Taten Gefängnisstrafen von sieben Jahren und mehr drohen. Der ex-Polizist Sonny Grosso wurde nach dem Erfolg von Brennpunkt Brooklyn / French Connection selbst Schauspieler, Autor und Produzent für Film und Fernsehen. Er verfasste für Die Seven-Ups jene Erzählung, auf der Albert Rubens und Alexander Jacobs‘ Drehbuch beruht. Kurzum, die 20th Century Fox Film Corporation tat alles, um diesen Cop-Thriller im Fahrwasser ihres Überraschungserfolgs von 1971 zu platzieren. So eilt dem Werk bis heute der Ruf eines Spin-Offs von Brennpunkt Brooklyn / French Connection voraus, aber die Darsteller spielen jeweils andere Personen und außer Roy Scheiders Rufname “Buddy“ erinnert nichts und niemand an Friedkins Meisterwerk. Auch eine Verfolgungsjagd per Auto, ein für derlei Filme seit Bullitt (USA 1968) typisches Motiv, bringt den Spirit von Friedkins Neo Noir nicht zurück.
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“The finale packs the (…) punch, steeped in neo-noir dourness, marking “The Seven-Ups” as a tonally consistent, entertainingly bleak crime drama”, schreiben Mike und Joel Massie in ihrem Blog Gone With The Twins, und das stimmt. Wer die härtere Gangart jener Neo-Noir-Thriller der frühen 70er Jahre im grimmig-gnadenlosen Großstadtdschungel von Werken à la Straße zum Jenseits (USA 1972), The Friends Of Eddie Coyle (USA 1973) oder Straßen der Nacht (USA 1975) schätzt, kommt auch mit Die Seven-Ups auf seine Kosten. Welt und Gegenwelt existieren in einer Art des Neben- und Miteinanders, welche die bildungsbürgerliche Idee von Recht und Unrecht längst ad absurdum führte. Und wer als Cop in jenen Straßenschluchten nicht ebenso skrupellos und brutal wie seine Gegenspieler agiert, muss um sein Leben fürchten. Demgegenüber ist die Geschichte von Die Seven-Ups meist fade, wirken alle Versuche, die Rollencharaktere mit je einer Biografie auszustatten (Buddy Manucci rennt durch Little Italy und grüßt in alle Richtungen), recht aufgesetzt. Zudem sind Schauspiel und Inszenierung zwar solide, aber nie und nimmer außergewöhnlich. Fazit: William Friedkins Brennpunkt Brooklyn / French Connection kann Philip D’Antonis atmosphärisch dichter Cop-Thriller am Ende nicht das Wasser reichen.
Es gibt eine sehr gut editierte BD- und DVD-Ausgabe (2012) der Koch Media GmbH, mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch exellent, dazu den original englischen Ton und eine (nicht empfehlenswerte) deutsche Kinosynchronisation, optional englische Untertitel, dazu zwei Kinotrailer, ein siebenminütiges Making Of und eine Bildergalerie mit Postern und Aushangfotos als Extras.