Richard Gere, Andy Garcia, Nancy Travis, Laurie Metcalf, Richard Bradford
© Paramount Pictures
Los Angeles, Kalifornien: Es herrscht Nacht und ein Streifenwagen des LAPD fährt die Straße entlang und hält mit vorzeitig ausgeschalteten Scheinwerfern am Straßenrand. Police Sergeant Dennis Peck (Richard Gere) und seine Kollegen Van Stretch (William Baldwin) und Dorian Fletcher (Michael Beach) steigen aus und nähern sich in der Dunkelheit einem Wohnhaus. Mit gezückten Pistolen dringen Stretch und Peck ein und sehen im Vorraum auf einem Tisch allerlei Drogenpakete, vornehmlich Kokain. Als die beiden den Dealer und seine Freundin im Schlafzimmer überraschen, gelingt der Frau, einen Dritten zu warnen, bevor Van Stretch ihr den Mund zuhalten kann. Jener Dritte flüchtet aus dem Haus und wird von dem draußen Wache stehenden Dorian Fletcher gewarnt, bevor jener auf ihn schießt. Der Flüchtige geht zu Boden und Fletcher erkennt, dass er einen Unbewaffneten tötete. Als Dennis Peck hinzukommt, zögert er keine Sekunde und zückt ein Klappmesser, dass er in des Toten Hand platziert, um es aussehen zu lassen, als habe Dorian Fletcher aus Notwehr gehandelt… Als Commander der Internal Affairs Division (IAD) erläutert Jaegar Oakes (Ron Vawter) seinem Neuling, Police Detective Raymond Avilla (Andy Garcia), den Stellenwert und den Kodex der Beamten in seiner Abteilung. Dann stellt er ihn Police Sergeant Amy Wallace (Laurie Metcalf) vor, die sich mit dem Fall des womöglich drogenabhängigen, korrupten und gewalttätigen Beamten Van Stretch befasst. Zufällig kennt Avilla Van Stretch von der Polizeiakademie…
“What Oakes said about your fellow officers respecting and honoring you is, as you probably know, complete crap. Most of the cops hate our guts.” Das ist ein kompromissloser und rabenschwarzer Thriller, kompetent gespielt und auf den Punkt inszeniert vom Briten Mike Figgis mit seiner nach Stormy Monday (UK/USA 1988) zweiten Regiearbeit, folglich der ersten in den USA. Das Drehbuch verfasste Henry Bean (Jenseits der weißen Linie, USA 1992) und es ist offensichtlich, dass sich jener hier in den Fußspuren Sidney Lumets (Prince Of The City – Die Herren der Stadt, USA 1981) bewegte und zugleich die Morgenröte einer Welle von Neo-Noir-Filmen, die in der ersten Hälfte der 90er Jahre das Thriller-Kino Made in Hollywood erneuern sollte, schon gewittert hatte. Lumet selbst brachte im gleichen Jahr mit Tödliche Fragen (USA/UK 1990) als Autor und Regisseur einen Thriller um den bis ins Mark korrupten und amoralischen New Yorker Polizeibeamten Mike Brennan, gespielt von Nick Nolte, ins Kino. Mike Figgis und Henry Bean ließen ihren ebenso aalglatten wie zugleich mörderischen Dennis Peck in Los Angeles sein Unwesen treiben. Der Werbeslogans des Plakats - “Trust him… he’s a cop.“ - zeigt überhaupt erst nach Schauen des Werks den geradewegs diabolisch zugefeilten Sarkasmus, der ihm innewohnt. Der US-amerikanische Polizeiapparat als eine Institution, deren sogenannte Staatsdiener auf allen Etagen mit der organisierten Kriminalität paktieren und selbst wie eine Zweigstelle der Unterwelt organisiert sind, indessen sie die ihnen anvertraute Macht missbrauchen, war seit Jahrzehnten ein Thema des US-Thrillers. Nur noch 72 Stunden (USA 1968), Serpico (USA/ITA 1973) oder The Take (UK 1974), letztere eine in den USA spielende britische Produktion, hatten Internal Affairs lange zuvor den Weg geebnet. Der mit Richard Gere und Andy Garcia als zentrale Kontrahenten besetzte Film erweist sich als das Gegenteil von müde oder handzahm, hat Raymond erstmal Lunte gerochen und den in vierter Ehe verheirateten achtfachen Vater Dennis Peck dazu verführt, ihm gegenüber sein wahres Gesicht zu zeigen.
“If the film noir is emerging as the most galvanizing and upsetting of modern genres, there’s ample reason for this”, schrieb Peter Rainier im April 1990 für die Los Angeles Times und betitelte seinen Artikel Out of the Past, Darkly: A new crop of movies looks back to the wonderfully menacing old days of film noir. In nur wenigen Monaten sah der Journalist Curtis Hansons Todfreunde – Bad Influence (USA 1990), Kathryn Bigelows Blue Steel (USA 1989), Sondra Lockes Impulse (USA 1990) und eben Mike Figgis‘ Internal Affairs. Ihm wurde klar, dass im Rückgriff auf den klassischen Film Noir eine neue, entfesselte und enttabuisierte Variante des Neo Noirs heranreifte, und es ist 30 Jahre später zu bedauern, dass aus dem Katalog solcher Werke vor allem die hysterischen Zeitgeistvarianten Quentin Tarantinos in Erinnerung blieben. Internal Affairs ist kein Meisterwerk, dazu bleibt Raymond Avilla mit seiner manischen Art Dennis Peck zu überführen hinter Vorbildern aus der Kinogeschichte zu weit zurück, was nicht Andy Garcias Fehler sondern einer des Drehbuchs ist. Dennoch erweisen sich Finale und Schluss des Films als biestig konsequent und als durch und durch Film Noir. Angeblich sollen Gere und Garcia bei den Dreharbeiten schlecht miteinander ausgekommen sein und viele Aggressionen auf der Leinwand ihren Ursprung in einer realen Aversion haben. Geschadet hat es dem Werk sicher nicht, womöglich ist sogar das Gegenteil der Fall.
Es gibt eine unter dem englischen Originaltitel in Frankreich erschienene BD (2017) von Paramount Pictures, die lediglich französische und spanische Tonspuren (und englische UT) beinhaltet, indessen die erste französische BD (2014), inzwischen leider vergriffen, als Affaires privées auch die englische Tonspur beinhalten soll. In Deutschland gibt es einzig eine DVD-Ausgabe von Paramount Home Entertainment (200)9 mit dem Film bildtechnisch einwandfrei und ungekürzt im Originalformat, dazu die englische Originalton und die deutsche Kinosynchronisation, optional Untertitel auf Englisch, Deutsch, Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Finnisch, Niederländisch, Isländisch, Norwegisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch, Tschechisch, Türkisch und Ungarisch. Extras gibt es allerdings keine.