Stormy Monday

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Bewertung
****
Originaltitel
Stormy Monday
Kategorie
Neo Noir
Land
UK/USA
Erscheinungsjahr
1988
Darsteller

Melanie Griffith, Tommy Lee Jones, Sting, Sean Bean, James Cosmo

Regie
Mike Figgis
Farbe
Farbe
Laufzeit
89 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Auf der Fahrt von London nach Newcastle upon Tyne kommen die beiden Gangster Tony (James Cosmo) und Patrick (Mark Long) frühmorgens auf der Autobahn an einer Unfallstelle vorüber. Offenbar eine Musikkapelle hatte einen folgenschweren Zusammenstoß und die Polizei leitet die Autos daran vorbei. In Newcastle startet an diesem Morgen die “American Week“, die eine Reihe von Kulturveranstaltungen und den amerikanischen Investoren Cosmo (Tommy Lee Jones) in die Stadt bringt. Letzterer möchte mit einem Immobiliengeschäft im großen Stil die Hafengegend der herunter gekommenen Industriestadt sanieren und sich selbst eine goldene Nase verdienen. Zugleich beginnt auch für den Arbeitslosen Brendan (Sean Bean), der bei seiner verreisten Freundin Jane untergekommen ist, und für Kate (Melanie Griffith), Kellnerin im Weegee, eine neue Woche. Kate erhält einen Anruf von Bob (Scott Hoxby), dem Assistenten Mr. Cosmos, der sie als Damenbegleitung eines Cosmo-Kunden verpflichten möchte. Brendan findet in der Zeitung eine Anzeige für einen Job als Reinigungskraft und macht sich auf den Weg zum Key Club. Dessen Besitzer ist Finney (Sting), der sowenig wie seine Sekretärin Jean (Caroline Hutchison) daran dachte, zum Putzen seines Jazzclubs einen Mann einzustellen. Im Key Club soll am Abend des nächsten Tages das Krakau Jazz Orchester auftreten, als Kontrapunkt zur American Week, denn Finney verweigert dem großspurigen Mr. Cosmo, seinen Club aufzugeben und zu verkaufen. Das ist Letzterem ein Dorn im Auge und der Grund, warum die beiden Londoner Gangster jetzt in Newcastle eintreffen…
 
Schon die Montage der ersten Minuten, darin die verschiedenen Charaktere mit ihrem Start in jenen Morgen (fast) wortlos vorgestellt werden, ist intensives und meisterhaftes Kinoerleben. Mit einem jazzigen Soundtrack aus der Feder von Autor und Regisseur Mike Figgis und den Bluesstücken (Call it) Stormy Monday und The Thrill Is Gone in Versionen von B.B. King setzt dieser Film seine ebenso romantische wie dunkle Geschichte in Gang - voller Zwischentöne und Einblicke in Lebensentwürfe, die bloß angerissen werden und die Handlung doch um vieles bereichern und entwickeln helfen. Stormy Monday ist klassisches Erzählkino, das trotz Zeitgeistelementen im Jahr 1988 den Blick bewusst nach hinten wendet, viel Wärme und Zuneigung für seine teils skurilen Figuren zeigt und dabei auf eine Prise bissigen Humors nicht verzichtet. Mike Figgis serviert eine geradlinige und doch nicht nur simple Geschichte, die sich auf die Rollencharaktere und ihre Beziehung zueinander konzentriert. „In Stormy Monday ist alles, wie immer im Noir, nicht so einfach, es gibt eine Reihe von überraschenden Wendungen“, resümiert Norbert Grob in seinem Aufsatz zum Werk in Filmgenres – Film noir (2008). Doch Stormy Monday ist zugleich alles, nur nicht spektakulär. Das will der Film nicht sein und zeigt stattdessen seinen Protagonisten Brendan beim Reinigen eines Männerpissoirs. Stormy Monday orientiert sich unverblümt an der klassischen und an der für seine Zeit relevanten Film-Noir-Tradition Englands, etwa im Rückgriff auf Rififi am Karfreitag (UK 1980) oder Jack rechnet ab (UK 1971), und er tut das mit Erfolg.
 
Brendan: ”Did you mean what you say?“ Kate: ”What did I say?“ Das Debüt von Mike Figgis ist ein Stück Kino, das seine Zuschauer daran erinnert, welche Zutaten zu einem guten Film gehören und wie wenig der Hollywoodbombast dieser Tage dazu beiträgt. Hand aufs Herz: Großartiges Schauspiel sucht man in diesem vor allem durch Roger Deakins’ exzellente Kameraarbeit auffallenden Neo Noir vergebens. Aber er patzt auch an keiner Stelle und in keiner Hinsicht. Ein Werk für alle Cineasten, die klassische Filmerzählungen mit Blick für Schauplätze und atmosphärische Dichte schätzen und wissen (wollen), inwieweit der englische Film Noir seine ganz eigene Note auszuprägen verstand. In letzter Konsequenz gehört zu dieser, komplementär zur französischen Noir-Tradition, immer ein Schuss Tragik, wovor sich zuletzt auch Stormy Monday nicht scheut. Mike Figgis drehte seither innerhalb und außerhalb Hollywoods fast ausschließlich Flops, u.a. den mitteprächtigen Neo Noir Todestraum – Der letzte Zeuge schweigt (USA 1991). Auch Roger Deakins brachte es zu einer Karriere in den USA, vor allem als seit den Frühneunzigern bevorzugter Kameramann für die Coen-Brüder.
 
Gute BD- und DVD-Edition (2012) von more2c, die den Film ungekürzt und im Originalformat, bildtechnisch topp, mit wahlweise der englischen und der deutschen Tonspur präsentiert. Untertitel oder Extras gibt es leider keine.
 

Neo Noir | 1988 | UK | Mike Figgis | Roger Deakins | Tommy Lee Jones | Melanie Griffith

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