Yoon-seok Kim, Jung-woo Ha, Yeong-hie Seo, Yoo-Jeong Kim, In-gi Jeong
Seoul, die Hauptstadt der Republik Südkorea: Die junge Prostituierte Ji-young (Sun-young Kim) trifft sich downtown mit dem Freier Young-min Jee (Jung-woo Ha) und im silbernen Jaguar ihres Zuhälters Jung-ho Eom (Yoon-seok Kim), eines wegen Korruption aus dem Staatsdienst entlassenen ex-Polizisten, fahren die beiden in den Mangwon-Distrikt. In einer einsamen Straße parkt die Frau den Wagen und geht mit Young-min in dessen Haus… Tage später steht Jung-ho Eoms Wagen noch immer in der verregneten Straße, voller Werbezettel, die ihre Austräger daran befestigten. Eine Polizeistreife wird auf das Fahrzeug aufmerksam und die beiden Beamten ermitteln in Kürze dessen Halter, Jung-ho Eom, der vor Ort im Regen seinen Jaguar wieder in Besitz nimmt. Er ist wütend auf Ji-young, von der er annehmen muss, dass sie sich wegen eines besseren Angebots abwerben ließ. Am Abend steckt sein Angestellter Oh-jot (Bon-woo Ko) in den Straßen der Boulevards seine Kärtchen mit barbusigen Frauen an parkende Automobile, indessen Jung-ho Eom in seinem schäbigen Büro mit einem Gläubiger telefoniert. Zwei seiner Mädchen seien ihm weggelaufen, klagt er; daher liefen die Geschäfte nun einmal schlecht und er könne das Geld nicht so schnell aufbringen. Kurz darauf schickt er die Prostituierte Seong-hee (Yeon-ah Oh) ins Provence Motel im Stadtbezirk Hapjung, wo ein Freier (Jae-heum Kim) sie ins Zimmer 301 bestellte. Aber obwohl Seong-hee erfahren ist, entwickeln sich die Dinge nicht, wie erwartet…
“The Chaser does find its tonal footing in the final third, when Jung-ho makes the transition from darkly comic clown to film-noir anti-hero”, schreibt Josh Larsen überaus pointiert für LarsenOnFilm. Bis dahin ist es für die Kontrahenten eine lange Nacht blutiger Verbrechen und schockierender Enthüllungen, die auch den Zuschauern einiges abverlangt. Der Autor und Regisseur Hing-jin Na, der nach zwei Kurzfilmen mit The Chaser sein Spielfilmdebüt vorlegte, enthält sich jedweder abmilderner Stilmittel seiner auf wahren Begebenheiten und einer realen Person beruhenden Geschichte eines unfassbar skrupellosen und brutalen Serienkillers. Kurzum, dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Obgleich die Ausbrüche der Gewalt nie von langer Dauer sind, kennen sie andererseits keine Gnade mit den Opfern und gehen in ihrer biestig-bitteren Bösartigkeit unter die Haut. The Chaser, über weite Strecken von der Polizeiroutine, von der ermüdenden Suche nach dem Ort der Verbrechen und dem Hin und Her politischer Ränke gekennzeichnet, trägt trotz der Kürze der todbringenden Gewalt seine FSK-18-Wertung zu Recht. Wer einen weiteren 08/15-Thriller nach Gesetzmäßigkeiten der Drehbuchschule Hollywoods erwartet, mag schockiert sein. Hing-jin Nas Werk zeigt in dem von Larsen angesprochenen letzten Drittel seine Härten und kann verstörend wirken. Dabei sind Yoon-seok Kim und Jung-woo Ha in den Hauptrollen schier grandios; auch die Drehorte und alle Darsteller in Nebenrollen sind perfekt gewählt. Die Dramaturgie ist vielschichtig und geruhsam, nichts und niemand erscheint des Effekts wegen platziert, wodurch einem die Figuren ungemein nahekommen.
Zugleich werden diese Figuren an Schnittstellen der Handlungsentwicklung zu Marionetten ihrer eigenen, blödsinnigen Entscheidungen. Ob nun Serienkiller, Ermittler oder Mordopfer – niemand trifft die fürs zeitgenössische Kino typische, für sie oder ihn schlicht beste Entscheidung. Unter dem Druck der Ereignisse agieren sie übereilt, kurzsichtig oder einfach nur dämlich und stellen damit die Zuschauer, welche mitfiebern, auf eine harte Probe. Solche Feststellung, vielfach geäußert, kann ich als Kritik am Film selbst nur bedingt nachvollziehen. Genau ihre Unzulässigkeiten rücken die Charaktere ja so nahe an uns heran. Demgegenüber ist Hing-jin Nas Geschichte an einigen Stellen stark konstruiert. Zwei, drei Koinzidenzen strapazieren die Glaubwürdigkeit der Handlungsentwicklung aufs äußerste. Auch wirken Polizei und ihre Methoden der Ermittlung dilettantisch, selbstgerecht und einzig auf die Befriedung der in der traditionellen Beamten-Hierarchie verwurzelten Interessen und Erwartungen ihrer Vorgesetzten ausgerichtet. Ist die damit verbundene Kritik an gesellschaftlichen Normen und verbeamteter Egalität einerseits präzise, zeigt sie sich in einzelnen Szenen am Rand der Karrikatur. Fazit: Der rabenschwarze Neo-Noir-Thriller The Chaser zieht den Freund des Neo Noirs und des Thrillers zwar in seinen Bann, bleibt im Ganzen jedoch unterhalb seiner Möglichkeiten.
Es gibt via MFA+ Filmdistribution e.K. eine erstklassige deutsche DVD-Edition (2008, Neuauflage 2018) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original koreanische Tonspur und die deutsche Kinosynchronisation, optional deutsche Untertitel, das Ganze bild- und tontechnisch einwandfrei, den original Kinotrailer als einziges Extra. Die Neuauflage von 2018 entspricht