Tod kommt zweimal, Der

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Body Double
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1984
Darsteller

Craig Wasson, Gregg Henry, Melanie Griffith, Deborah Shelton, Guy Boyd

Regie
Brian De Palma
Farbe
Farbe
Laufzeit
114 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Der Tod kommt zweimal-Poster-web1.jpg Der Tod kommt zweimal-Poster-web2.jpg Der Tod kommt zweimal-Poster-web3.jpg

© Columbia Pictures Industries Inc.

Hollywood, Kalifornien: Schauspieler Jake Scully (Craig Wasson) spielt unter der Regie von Rubin (Dennis Franz) die Hauptrolle in einem billigen Horrorfilm namens Vampyre’s Kiss. Während des Drehs liegt er in einem Sarg, öffnet die Augen und soll den Sargdeckel öffnen, doch der unter Klaustrophobie leidende Scully erstarrt und kann sich nicht bewegen, so dass er von der Crew aus der Kiste befreit werden muss. Rubin ist dabei, den Darsteller nach Hause zu schicken, als in der Studiokulisse obendrein ein Feuer ausbricht und der Dreh endgültig abgebrochen werden muss… Als Jake das Studio verlässt, tritt er hinaus in die Mittagssonne und hat Mühe, die frustrierende Panne einfach abzuschütteln. Aber schließlich fährt er zu einem Hot-Dog-Imbiss, kauft eine Tüte voller Snacks und erreicht das Apartment, in dem er zusammen mit seiner Freundin Carol (Barbara Crampton) wohnt, auf die er sich an dem unerwartet freien Nachmittag richtig freut. Er schleicht sich hinein, bereitet im Esszimmer den Imbiss vor und begibt ich auf die Suche nach ihr. Aber sie ist nicht in der Küche und nicht in ihrem Zimmer, stattdessen findet er sie im Schlafraum mit einem Fremden beim Liebesakt… Jake betritt eine Bar und bestellt beim Barkeeper Douglas (B.J. Jones) einen Jack Daniels ohne Eis, doch die ihm gut bekannte Tresenkraft erinnert Jake daran, dass er das Trinken aufgegeben habe und fragt, ob es etwas mit Carol zu tun habe. Der Angesprochene wird ausfallend und lässt Doug wissen, dass er ein Barkeeper und kein Pfarrer sei…

 

“Body Double is LA, not the noir-LA of shadows, but a neo-noir plate-glass formation of over-illumination and exposure“, schreibt Linda Ruth Wiliams in ihrem Buch The Erotic Thriller in Contemporary Cinema (EA 2005) und zwei Aspekte sind daran richtig und wichtig. Zum ersten darf Brian De Palmas vorerst letzter Neo Noir in einer mit Schwarzer Engel (USA 1976) begonnenen Serie durchaus zum Erotic Thriller gerechnet werden, der in den 90er Jahren mit den von Joe Eszterhas (Basic Instinct, FRA/USA 1992) verfassten Drehbüchern nochmals an Bedeutung gewann. Zum zweiten ist er wirklich ein Neo Noir. Als mit dem Ende der 60er Jahre die Darstellung von Verführung und Obsession im Kontext sexuellen Verlangens von den Tabus der 40er und 50er Jahre befreit schien, war Filmschaffenden daran gelegen, auch im Neo Noir die Femme fatale oder den Homme fatale in der jeweiligen erotischen Dominanz explizit vorzuführen. Paul Schrader mit Ein Mann für gewisse Stunden (USA 1980) und Lawrence Kasdan mit Heißblütig – Kaltblütig / Eine heißkalte Frau (USA 1981) hatten den Weg gewiesen. Und auch Brian De Palma hatte mit Dressed To Kill (USA 1980) und Blow Out - Der Tod löscht alle Spuren (USA 1981) zwei Neo Noirs geschaffen, in denen Pornografie, Prostitution und sexuelle Frustrationen eine zentrale Rolle gespielt hatten. Das tun sie von Anbeginn auch in Der Tod kommt zweimal. Genau sie und nichts anderes sind der Treibstoff der Handlung. Es ist zugleich das Problem, das ich mit diesem Film bekam, der vielversprechend beginnt und zunehmend unglaubwürdiger und schließlich fast albern erscheint. Es ist der Trash einer Filmproduktion, die sich als Pornografie oder Horrorfilm einzig Nervenkitzel und Schockeffekt verschrieben hat, über den sich der Autor und Regisseur Brian De Palma hier zum wiederholten Male lustig macht. Zugleich kriecht der Trash seinem eigenen Film in jede Szene, wandelt sich de Palmas Thriller über einen Voyeur selbst zum (verklemmten, biederen) Voyeurismus.

 

“I'm not a film producer or a rich kid.“ – “No, you're a jerk!“ Es gibt einige flotte Dialogzeilen, die Darsteller zeigen sich als kompetent und engagiert, der für seine Affinität für das Kino Alfred Hitchcocks bekannte Brian De Palma setzt bis in die Musik Akzente, die den Altmeister des Thrillers zitieren, oder aber er lässt sie setzen, und die Drehorte in Hollywood sind wunderbar ausgewählt und in Szene gesetzt. Aber die Geschichte, welche sich auf die Cleverness einer einzigen Pointe allzu viel einbildet, ist im Grunde bloß B-Film-Standard und völlig vorhersehbar. Wenn man in Rechnung stelt, dass sich der Film fast eine Stunde Zeit nimmt, bevor jenes alles entscheidende Verbrechen die Akteure zueinander in eine neue Beziehung bringt, endlich stattfindet, und ich ziehe meinen Hut vor soviel Exposition der Rollencharaktere, so bleiben letztere doch allesamt flache Gewässer.  Ja, der Autor bringt ihnen Empathie entgegen. Aber wirklich spannend sind sie nicht, und der Film ist es auch nicht. Klar, die Bezüge zu Alfred Hitcocks Das Fenster zum Hof (USA 1954) und Vertigo – Aus dem Reich der Toten (USA 1958) bieten dem Cineasten Gelegenheit zum Schmunzeln. Aber sowohl die Mordszene als auch jene in der Discothek, wo zu Klängen des Pophits Relax von Frankie Goes To Hollywood unter Beteiligung von Sänger Holly Johnson, ein Pornofilm gedreht wird, wirken in ihrer Zeitgeist-Ästhetik grotesk und altbacken. Dass de Palma bei Veröffentlichung des Films mit der Zensurbehörde in den USA zu kämpfen hatte, erstaunt heute mehr als die Tatsache, dass Der Tod kommt zweimal bei seinem Pubikum schon immer eine geteilte Meinung hervorrief. Als handwerklich solide Unterhaltung konnte er mich zu einem milden Urteil bewegen. Berührt oder gar begeistert hat er mich nie und nimmer.

 

Eine französische BD (2015) der Carlotta Films und eine englische BD (2017) von Powerhouse Films bringen das Werk als Body Double technisch hochwertig restauriert in geradezu brillanter Bild- und Tonqualität und im Fall der englischen BD mit einer maximalen Anzahl von Extras –Interviews, Filmessay, Audiokommentar, Kinotrailer, Soundtrack, Bildergalerien, etc. pp. Beide Editionen verfügen über den original englischen Ton mit je optional französischen oder im Fall der BD von Powerhouse Films mit englischen Untertiteln. Die deutsche DVD (2004) der Columbiua Tristar Home Entertainment (FSK 18) bringt den Film ebenfalls ungekürzt und im Oroginalformat, bild- und tontechniosch allemat gut, dazu die englische Tonspur und die Kinosynchronisationen auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch, optional UT auf Englisch, Deutsch, Französisch, Polnisch, Tschechisch, Türkisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Niederländisch, Norwegisch, Isländisch, Portugiesisch, Griechisch, Hebräisch, Spanisch und Italianienisch, ungeschnitten und ohne Extras.

 


Neo Noir | 1984 | USA | Brian De Palma | Gregg Henry | Melanie Griffith

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