Neo Noir
| USA
| 1980
| Paul Schrader
| Paul Schrader
| Bill Duke
| Richard Gere
| Lauren Hutton
| Nina van Pallandt
Bewertung
****
Originaltitel
American Gigolo
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1980
Darsteller
Richard Gere, Lauren Hutton, Hector Elizondo, Nina van Pallandt, Bill Duke
Regie
Paul Schrader
Farbe
Farbe
Laufzeit
112 min
Bildformat
Widescreen
© Paramount Pictures Corporation
Der Callboy Julian Kaye (Richard Gere) lebt im sonnigen Los Angeles und wohnt in einem Luxusapartment samt Swimmingpool im Hof. Er fährt ein Mercedes Benz Cabriolet und führt einen teuren Lebensstil. Seine Kundinnen, zumeist verheiratete, steinreiche Frauen jenseits der 50, vermitteln ihm die Zuhälter Anne (Nina Van Pallandt) und Leon (Bill Duke). Aber Julians Überheblichkeit sowie die endlosen Verhandlungen wegen seines Honorars werden von ihnen allerdings nicht geschätzt. Als Leon Julian zu einem Kunden nach Palm Springs schickt, wird Letzterem schnell klar, dass bei dem Auftrag etwas faul ist. Er muss mit der jungen Judy (Patricia Carr), Ehefrau des Millionärs Rheiman (Tom Stewart), nicht nur schlafen, sondern sie in sadistischer Form malträtieren, während ihr Mann ihm dabei zusieht. Beim Besuch einer Bar lernt Kaye in der gleichen Nacht Michelle Stratton (Lauren Hutton) kennen, Gattin des Senators Charles Stratton (Brian Davies), die aus Langeweile und sexueller Neugier mit ihm anbändelt. Sie schläft mit Julian und am Morgen liest jener in der Zeitung, dass Judy Rheiman in ihrer Villa beraubt und ermordet wurde. Nachdem Mr. Rheiman der Polizei einen Hinweis gab, meldet sich Detective Sunday (Hector Elizondo) bei Kaye. Sein Alibi kann Julian, der zur Tatzeit mit Michelle zusammen war, aber nicht nutzen, da sie sowohl ihre Ehe als auch den Ruf ihres Mannes zu schützen hat…
Paul Schraders Ein ;Mann für gewisse Stunden fand seinerzeit zwar ein Publikum, doch die meisten Kritiker mögen den Film bis heute nicht. Sei es die sexuelle Freizügigkeit oder die diagnostizierte Oberflächlichkeit des Lebensstils von Julian Kaye – solche Art Kritik steht im Kontrast zu jenen, die diesen modernen Film Noir als solchen erkennen. Tatsächlich bietet Ein Mann für gewisse Stunden ein vielschichtiges Portrait der High Society und der Halbwelt von Los Angeles – mit einem Richard Gere, der als Schauspieler selten nochmals so subtil und souverän überzeugen konnte. Paul Schrader, Drehbuchautor für u.a. Martin Scorseses Taxi Driver (1976) war im Jahr 1972 einer der ersten US-amerikanischen Filmjournalisten, die über den Film Noir schrieben. Sein legendärer Essay Notizen zum Film Noir - im Original Notes on Film Noir - bewies Sachverstand und Wertschätzung.
Ein Mann für gewisse Stunden ist eine Studie über die Einsamkeit. Der Charakter Julian Kayes, die verschiedenen Frauenrollen und vor allem der Topos Großstadt – all das ist ebenso Film Noir wie das Thema des unschuldig Schuldigen. Dabei ist der Film für seine Ära zurückhaltend und nimmt sich Zeit, Julian Kaye langsam aber sicher den Boden seines Luxuslebens unter den Füßen weg zu ziehen. Wer und was dabei zum Tragen und zum Vorschein kommt, wird zur Qualität des Films, dessen Charaktere sich auch in der Summe als überzeugend erweisen. Im Anschluss an den Neo Noir der Mittsiebziger zeigte Paul Schrader zum Auftakt der 80er mit American Gigolo, dass der Film-Noir-Stil zeitlos weiter zu wirken imstande war.
Die deutsche DVD-Edition (2001) von Paramount Pictures lässt nichts zu wünschen übrig: deutscher und englischer Ton, ungekürzte Spielzeit, das original Format und wahlweise 13 verschiedene Untertitel. Empfehlenswert!