Andy Lau, Jacky Cheung, Shawn Yue, Edison Chen, Wu Chien-Lien
Der jugendliche Ganove Turbo (Edison Chen) schleicht sich in eine Großküche, um seinem Kumpel Yik (Shawn Yue), der dort als ungelernter Helfer arbeitet, mitzuteilen, dass sein Boss heute Abend das Los ziehen werde. Die beiden begeben sich in den Club von Brother To (Chapman To) und nehmen an der Verlosung teil, die in der Organisation den nächsten Auftragsmord bestimmt. Ein erfolgreicher Mord könnte Yik, der unbedingt gewinnen will, zu einem möglichen Aufstieg in der Hierachie der Triade verhelfen. Bis Mitternacht müssen die Gäste im Club herausbekommen, welches der anwesenden Mädchen an geheimer Stelle die Tätowierung eines Apfels trägt…Triadenboss Chiu Hung (Andy Lau) wird Vater; seine langjährige Ehefrau Emily (Wu Chien-Lien) hat ihm einen Sohn geschenkt. Vor allem sein Freund Lefty (Jacky Cheung), ein Gefährte seit Jugendtagen, der im Kampf einst die rechte Hand verlor und so zu seinem Spitznamen kam, freut sich mit den beiden über die Gründung einer Familie. Dennoch rät er Hung, mit Frau und Kind nach Neuseeland auszuwandern, denn mit solcher Verantwortung auf den Schultern sei das Gangsterleben nicht länger etwas für ihn. Tatsächlich brodelt es in der Organisation. Lefty argwöhnt, dass die Unterbosse Big Lung, Tall Man und Feigo (Eric Tsang, Norman Chu, Kiu Wai Miu) einen Killer angeheuert hätten und sich der Vorherrschaft Hungs entledigen wollen. Daher will er ihnen zuvorkommen, aber Hung ist mit den brutalen Methoden Leftys längst nicht mehr einverstanden…
Im Fahrwasser des Erfolgs von Infernal Affairs - die achte Hölle (HK 2002) bemüht sich Wong Ching-Pos Neo Noir Jiang Hu /Gong Woo allzu offensichtlich um eine ähnliche Platzierung. Seinerzeit war nicht nur das Hongkong-Kino plötzlich populär. Auch die Eroberung des Heimkinos durch den Siegeszug der DVD bot Gelegenheit, sich ungeachtet der Übermacht aus Hollywood den internationalen Filmmarkt zu erschließen. Mit Andy Lau, Shawn Yue, Edison Chen, Eric Tsang, Tony Ho, Chapman To, Courtney Wu und Ka Tung Lam stammt in Jiang Hu /Gong Woo ein Drittel der gesamten Darstellerriege aus Infernal Affairs - die achte Hölle, jenem Meisterwerk der Regisseure Alan Mak und Lau Wai-Keung. Doch für Jiang Hu / Gong Woo verfasste dessen Autor To Chi-long sein allererstes Drehbuch. Und Regisseur Wong Ching-Po bekam nach seinem Debüt Fu ho (HK 2003) hier erstmals die Gelegenheit, einen Kinofilm mit entsprechendem Budget und mit bekannten Darstellern zu drehen. So merkt man die Unerfahrenheit nicht den Schauspielern, in Anlage und Umsetzung aber ihren Rollencharakteren an, was auf die Schwächen des Skripts und der Schauspielerführung zurückzuführen ist. Schon gleich zu Beginn wird der Zuschauer in oft hektisch montierten und von Zeitgeist-Pop untermalten Sequenzen mit einer Unmenge von Klischee-Gangstern konfrontiert, denen die Schauspieler durch ihr Over-Acting teils grotesk alberne Züge verleihen. Besonders die verkrampfte Coolness von Shawn Yue in der Zeichnung seines ambitionierten Nachwuchs-Killers Yik lässt die Figur von Anbeginn durch flaches Fahrwasser dümpeln. In der Summe macht es dies dem Zuschauer schwer, an den Protagonisten und damit an der Handlungsentwicklung ernsthaft Anteil zu nehmen.
“However, except of Hung and Lefty all characters remain rather two-dimensional and (...) if there weren't the great actors Lau and Cheung there would have been no interesting character development at all.“ So fasst es Manfred Welzer für Asian Movie Web zusammen und bringt eine von vielen Kritikern geäußerte Meinung auf den Punkt. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt es, und der großartige Hongkong Noir Infernal Affairs - die achte Hölle konnte dem Neo Noir aus jener Metropole, die sich seit Mitte der 80er Jahre dank des Thrillerkinos John Woos (The Killer, HK 1989), Johnnie Tos (Running Out Of Time, HK 1999), Wong Kar Wais (As Tears Go By, HK 1988) und Ringo Lams (City On Fire, HK 1987) einen Ruf erworben hatte, nicht all seine Kinderkrankheiten kurieren. Deren auffälligste ist der Fokus auf Bildästhetik, Action und Gewalt, indessen Rollencharaktere jenseits der zentralen Protagonisten oft zu stereotypen Funktionsträgern reduziert sind - Figuren aus der Drehbuchschublade. So entsteht auch bei Jiang Hu / Gong Woo sofort der Eindruck, dass in Ermangelung von ausreichend Gehalt “Style over Substance“ regiert, wovon sich der Film bis zuletzt nicht erholt. Fazit: Nicht gänzlich missglückt, aber vorhersehbar und auch aufgrund seiner mittelprächtigen Kameraarbeit für Connaisseure des ostasiatischen Neo Noirs kein Muss. International kam der Film seit Erscheinen unter den je englischsprachigen Titeln Velvet Rain, Blood Brothers, Left Hand und Triad Underworld ins Kino und/oder auf den Heimkinomarkt.
Als Blood Brothers gibt es hierzulande eine gute DVD-Edition (2006) der e-m-s new media AG mit dem Film ungekürzt im Originalformat, dazu die original kantonesische Tonspur und eine deutsche Synchronisation, optional deutsche Untertitel, den Kinotrailer, ein Making Of, ein Musikvideo und eine Bildergalerie als Extras.