Victor McLaglen, John Baer, Kathleen Crowley, Anthony Caruso, June Vincent
Man schreibt das Jahr 1945: In Billy’s Steakhouse steckt die Kellnerin (Glorial Pall) ihr gesamtes Trinkgeld in einen Geldspielautomaten, doch aus der alten Maschine ist kein Gewinnn herauszuholen. Das ist auch die Meinung Tony Finettis (Anthony Caruso) und seines Partners Angelo Di Bruno (Richard Reeves), die dem Barkeeper Kink (Kay E. Kuter) daher den Rat geben, seine einarmigen Banditen durch neue aus ihrem Vertriebsnetz zu ersetzen. Sie lassen einen Prospekt für dessen Chef zurück, als “Big“ Tim Channing (Victor McLaglen) zur Tür hereinkommt, Inhaber und Verleiher der Spielautomaten in Billy’s Steakhouse. Kink macht ihm klar, dass die alten Kisten ausgedient hätten, doch der glücklose Channing weiß das selbst. Er nimmt die defekte Maschine vom Tresen und bittet Kink darum, sie im Hinterzimmer reparieren zu dürfen, was ihm jener erlaubt. Der Zeitungsjunge Dan Mason (Jimmy Grohman) macht die Runde und er überredet Kink, ihm eine Abendausgabe abzukaufen. Mason steckt die Münze in einen von Channings Automaten und hat im Nu den Jackpot geknackt. Indessen die Münzen in die Ausgabe purzeln, eilen auch Kink und Tim Channing herbei und schnappen sich den Kerl, der mit Münzimitaten zu seinem Erfolg kommt. Channing stellt den Jungen zur Rede, doch der lässt sich nicht einschüchtern und macht ihm klar, dass der Alte mit seinen Schrottautomaten schon bald ausgedient hätte. Tim Channing ist von dem Waisenknaben Dan angetan und fasst einen mutigen Plan…
Es gibt in der Riege der B-Filme jene Art von Low-Budget-Produktionen, denen ihre Kritiker und das Publikum schon früher nachsagten, sie wären mit “no budget“ gedreht. Edgar G. Ulmers Detour (USA 1945) ist für viele Freunde des Film Noirs noch heute der Inbegriff einer solchen Produktion, da es seinem Regisseur trotz der sichtbaren Begrenztheit der Mittel gelang, - Ulmer stellte sogar seinen Privatwagen zur Verfügung - das Werk in Sachen Dramaturgie und Entwicklung glaubwürdig und konsequent zu gestalten. Davon ist City Of Shadows so weit wie irgend vorstellbar entfernt. Victor McLaglen hatte seine große Zeit in den 30er Jahren, als er u.a. für die Hauptrolle in John Fords Der Verräter (USA 1935) den Oscar erhielt. Im Jahr 1955 ist McLaglen 68 Jahre alt und tritt in einer Rolle auf, die statt seiner nach einem Edward G. Robinson, Sydney Greenstreet oder Clifton Webb verlangt hätte. Das waren Darsteller, die ihre Rollencharaktere mit subtilen Nuancen und noch jeden Halbsatz mit Zwischentönen versehen konnten. Dem schlichten Polterer, als den McLaglen seinen “Big“ Tim Channing verkörpert, nimmt man den kometenhaften Aufstieg zum König des illegalen Glückspiels, an dessen Beginn ein schlichter Bubenstreich steht, in keiner Weise ab. Auch seine Chemie mit dem bald erwachsenen Dan Mason in der Verkörperung durch John Baer, der aufs Juraexamen zustrebt und dem nun betuchten Ziehvater mit jusristischen Kniffen den Rücken freihält, geht schon in der ersten gemeinsamen Szene gegen Null. Nie und nimmer kauft der Zuschauer diesem Duo ab, das es in 10 Jahren erfolgreicher Partnerschaft in die Oberliga der Unterwelt Einzug hielt. Dass sie gar die von ihnen ausgebooteten Gangster Finetti und Di Bruno in Reihen ihrer Angestellten führen, ist der Beginn dessen, was man dem Film als unfreiwilligen Humor ankreiden darf.
In der Mitte der 50er Jahre kämpften mehrere Filmstudios in den USA um ihre Existenz. Die harte Zensur während der McCarthy-Ära und der Vormarsch des Fernsehens, daraus resultierend ein Wettbewerb, der mit dem Farbfilm und der Breitwand-Technologie die Produktionskosten nach oben trieb, all das belastete die starr organisierte Filmproduktion in und aus Hollywood. Sowohl Howard Hughes’ RKO Radio Pictures als auch Herbert J. Yates’ Republic Pictures waren Firmen, die auf eine lange Tradition zurückblicken konnten, aber noch vor Ende des Jahrzehnts bakrott gingen. Billigste B-Filme, hin und wieder ein Prestige-Projekt, das allein konnte 1955 ein Überleben am Markt nicht mehr sicherstellen. City Of Shadows - eine Produktion der Republic Pictures - ist so abgehalftert und dröge wie reihenweise andere B-Produktionen einer Zeit, der vor allem eins fehlte - Innovation. Doch während seit Beginn der 50er Jahre viele Weltkriegs-Exilanten Hollywood frustriert den Rücken kehrten, warteten Stanley Kubrick, Martin Ritt und Arthur Penn bereits darauf das System umzukrempeln. Von denen, die federführend an und in City Of Shadwows mitwirkten, spielte in den 60er Jahren niemand mehr eine Rolle. Die meisten kamen beim Fernsehen unter und verdingten sich fortan bei und mit TV-Serien. Nicht einmal an deren Standard reicht City Of Shadows heran, darin eine einst vielversprechende Darstellerin wie June Vincent (Vergessene Stunde / Schwarzer Engel, USA 1946) ihren letzten Auftritt in einem Film Noir hatte.
Es existiert weltweit keine einzige DVD-Edition des heute enorm obskuren Films, lediglich in diversen Online-Foren finden sich Fassungen, ungekürzt und mit dem englischen Originalton, jeweils in bild- und tontechnisch miserabler Qualität.