Post Noir
| USA
| 1966
| Ross MacDonald
| Jack Smight
| Conrad L. Hall
| Paul Newman
| Robert Wagner
| Janet Leigh
| Julie Harris
| Lauren Bacall
| Shelley Winters
Bewertung
***
Originaltitel
Harper / The Moving Target
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1966
Darsteller
Paul Newman, Lauren Bacall, Julie Harris, Robert Wagner, Shelley Winters
Regie
Jack Smight
Farbe
Farbe
Laufzeit
116 min
Bildformat
Widescreen
© Warner Bros.
Die Millionärsgattin Elaine Sampson (Lauren Bacall) beauftragt den Privatdetektiv Lew Harper (Paul Newman), ihren verschollenen Ehemann, Ralph Sampson, zu finden. Mit dessen Privatpilot Alan Taggert (Robert Wagner) und Mr. Sampsons adoleszenter Tochter Miranda (Pamela Riffin)begibt sich Harper, der nebenbei die Trennung von seiner Frau Susan (Janet Leigh) verhindern muss, in und um Los Angeles auf die Suche. Schnell stellt er fest, dass der Vermisste bei niemandem beliebt ist und es alle nur auf sein Geld abgesehen haben. Die davon leben, wie Sampsons Anwalt und Harpers langjähriger Freund Albert Graves (Arthur Hill), erweisen sich in ihren Aussagen als unzuverlässig und in ihren Handlungen als unvorhersehbar. Ein Stelldichein mit der heruntergekommen Aktreuse Fay Esterbrook (Shelley Winters) führt Harper auf die Spur der heroinabhängigen Jazzsängern Betty Fraley (Julie Harris), die in der „Piano Bar“ auftritt. Dort ist der private Schnüffler allerdings nicht gern gesehen. In Gestalt Alan Taggerts kommt ihm in letzter Minute der Zufall zu Hilfe. Oder war es kein Zufall…
Unterhaltung! Vor allem das ist der Film und im Lauf von zwei Stunden mal mehr, mal weniger gelungen. Ursprünglich hatte Frank Sinatra (Der Mann mit dem goldenen Arm, USA 1955) die Rolle Lew Harpers übernehmen sollen und es hätte perfekt gepasst. Dann wurde Paul Newman daraus. Er hatte viel Spaß daran und drückt dem Film seinen Stempel auf. Dass er die Coolness und Kaltschnäuzigkeit seines Lew Harpers maßlos auf die Spitze treibt, korrespondiert mit den comichaften Charakteren des Films – allzu typisch sind sie für die Traumfabrik Hollywood in den Mittsechzigern. Ein Fall für Harper ist ein Starvehikel, das von Lauren Bacall bis zu Shelley Winters, den Damen des klassischen Film Noirs, seine Stars wie Perlen auf die Schnur reiht. Zeigt sich der Film in der ersten Stunde als zynisch-freche Kriminalkomödie, wird in der zweiten daraus ein Actionstreifen mit Anleihen bei James Bond & Co. Leider finden die Teile nicht zusammen.
© Warner Bros.
Ebenso unschlüssig ist der überladene Plot. Nach einem der Lew-Archer-Romane von Ross MacDonald, als Buch The Moving Target (EA 1949, auf Deutsch 1968 als Reiche sterben auch nicht anders) betitelt, gibt es Anleihen bei Raymond Chandler und beim Film Noir. Doch warum der Entführungsfall in eine Zweithandlung mit Menschenschmuggel über die US-Grenze mündet, weiß der Henker. Weder trägt es zur Aufklärung des Falls noch zur Zeichnung der Charaktere das Mindeste bei. Auch ist Lauren Bacall - ein Jahr älter als Paul Newman wirkt sie hier mit 42 Jahren erstaunlich alt - die einzige echte Femme fatale. Demgegenüber bleiben Pamela Tiffin und Julie Harris blass und wirkungslos. Paul Newman als derangierter Supermann Lew Harper ist okay. Shelley Winters stiehlt selbstredend allen die Schau und auch Robert Wagner platziert sich recht gut. Vom Stellenwert der kurze Zeit später erschienenen Neo Noirs wie Point Blank – keiner darf überleben (USA 1967) oder Bullitt (USA 1968) ist der klassische Hollywoodfilm Ein Fall für Harper jedoch Lichtjahre entfernt.
Die DVD-Edition (2005) von Warner Brothers ist bildtechnisch solide restauriert: ungekürzt, Widescreen, deutscher und englischer Ton, jede Menge Untertitel, einige Extras. Hier gibt es nichts zu beanstanden.
Ein Fall für Harper
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Nicht nur filmhistorisch interessant
Ein Film (nicht nur) für diejenigen, die jene zeittypische Mitt-60er Atmosphäre lieben samt Zutaten wie Film-Noir-Anleihen oder Johnny Mandels perfekt sitzenden 60s-Score - eine Wohltat in Anbetracht wild und sinnfrei zusammengeklaubter/-lizensierter ''Tracks'' in heutigem Filmschrott (ich sage nur: Hip Hop im 20er Jahre Ambiente von 'The Great Gatsby' - es ist wahrlich zum Kotzen...).
Dankenswerterweise mit passend authentischen, angenehm tattoofreien Tanzszenen statt der grauenhaften Geschmacklosigkeiten in Dissen der letzten 20 Jahre.
WIe gut, dass solche Filme wieder zugänglich sind, sodass sie auch ein Nachgeborener wie ich sehen und genießen kann.
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Leider grausam langweilig. Höchstens filmhistorisch interessant, die abgenutzten Klischees des film noir. Besonders quälend stellenweise die Musik von Johnny Mandel und das absurde Gehopse dazu. Wie gut, daß wir die 60er hinter uns haben.