Killer, The

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Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Dip huet seung hung
Kategorie
Neo Noir
Land
HK
Erscheinungsjahr
1989
Darsteller

Chow Yun-Fat, Danny Lee, Sally Yeh, Chu Kong, Kenneth Tsang

Regie
John Woo
Farbe
Farbe
Laufzeit
110 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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Hongkong: In einer Kirche, darin Tausende von Kerzen brennen, treffen sich eines Abends der Auftragskiller Ah Jong (Chow Yun-Fat) und der Kontaktmann einer Hongkong-Triade, Fung Sei (Chu Kong). Letzter überreicht Ah Jong einen Aktenkoffer, darin sich alles Notwendige für seinen nächsten Auftragsmord findet, die Tötung des Gangsters Juen Wan (Chung Lin). So betritt Ah Jong in dieser Nacht einen Club, wo die Sängerin Jennie (Sally Yeh) ein Lied vorträgt, öffnet die Tür zu einem Nebenraum und erschießt alle sich darin aufhaltenden Gangster. Auf dem Weg zurück zur Tür muss er sich gegen mehrere versteckte Schergen zur Wehr setzen und verletzt mit dem Mündungsfeuer seiner Pistole die Sängerin Jennie derart die Augen, dass sie in der Folge erblindet… Inspektor Li Ying (Danny Lee) und Sergeant Tsang Yeh (Kenneth Tsang) sind undercover mit einem Hehler (Siu-Hung Ng) verabredet, um ein Waffengeschäft abzuwickeln. Doch ausgerechnet in dieser Nacht kommt eine Motorradstreife des Weges und es gibt eine Schießerei. Der Hehler flieht zu Fuß, erwischt eine Straßenbahn, doch Li Ying verfolgt und erschießt ihn mitten im voll besetzten Waggon. Dabei stirbt eine Frau an einem Herzinfarkt und Ying Li muss sich vor einer Untersuchungskommission dafür verantworten. Indessen nimmt Ah Jong einen letzten Auftrag an, um Jennie, inzwischen seine Freundin, wieder zum Augenlicht zu verhelfen. Er soll einen besonders einflussreichen Triadenboss töten, den wiederum Inspektor Li Ying und die Polizei Hongkongs beim kommenden Drachenbootfest beschützen wird…
 
“You can't win all the time. But you can't lose forever, either.” Sie tragen Hüte, Brillen und lange Mäntel und sie bewegen sich wie die Figuren in dem Jean-Pierre-Melville-Film Der eiskalte Engel (FRA/ITA 1967), dessen Einfluss unübersehbar ist. The Killer ist der internationale Titel dieses Hongkong Noirs von John Woo, der im März 1989 in Taiwan Premiere feierte und im August 1990 in geschnittener Version unterm Namen Blast Killer in Deutschland als VHS-Video veröffentlicht wurde, denn ins Kino schaffte es dieser Neo Noir hierzulande nie. Zwischen John Woos gerade in seiner zweiten Hälfte viel schwächerem City Wolf (HK 1986), heute als A Better Tomorrow ein Begriff, und dem drei Jahre später entstandenen Werk liegen Welten. So treffen sich in The Killer alle Schauspieler auf einem hohen Niveau, die Kameraarbeit von Peter Pau und Wing-hang Wong hält auch kritischen Betrachtungen stand, und die Inszenierung hechelt ihrer Zeit nicht hinterdrein sondern setzt Maßstäbe. The Killer ist ein Film, der gemessen an denen, die weltweit in den letzten 25 Jahren entstanden, von der ersten Einstellung an einfach klasse aussieht, nicht zuletzt durch seine dezidierte Weise, die Großstadt als Spielraum zu inszenieren. Im Zentrum steht eine Geschichte, die ihren Charakteren Zeit zur Entfaltung lässt, die ihre teils poetischen Bildkompositionen nie als Selbstzweck ins Nichs fallen lässt und die in Dialogen nicht nur auf coole Pointen setzt. Über eine Spielzeit von 110 Minuten erweist sich The Killer im Rückgriff auf die Tradition des Neo-Noir-Kinos à la Melville als eigenwillige Symbiose aus asiatischem und westlichem Kino.
 
Bild Bild Bild
“You always were a pain in the ass, as far as I'm concerned. Just do me a favor and prove me wrong.” In den USA und Europa wird John Woo als Mann für Non-Stop-Action gehandelt. Ja, in The Killer kommen auch Einflüsse Sam Peckinpahs und Sergio Leones, beide werden zitiert, explizit zur Geltung. Das Opernhafte der Shootouts, das an die Spätwestern mit ihren Close-ups und ihrer Zeitlupe gemahnt, zeigt auch die Grenzen jenes Schlüsselfilms für den Hongkong Noir. Nicht die explizite harte Gewalt, aber die Frequenz der Actionszenen erweist sich als derart übertrieben, dass sie mitunter ins Groteske kippt. Zudem sind Frauen, Opfer der sie umbrandenden Gewalt oder Gegenstand einer zaghaften Liebe, deutlich schwächer konturiert als Männer – schutzbedürftig, unsicher, verängstigt. Der Film-Noir-Aspekt ist die Unmöglichkeit, für den/die Protagonisten im Kontext der Gesellschaft ein bürgerliches Leben zu führen. Trotz ihrer Sehnsucht danach, gipfelnd im Bezug zur Frau und in poetischen Momenten der Naturansicht und der Spiritualität, – wie bei Abel Ferrara wird als deren Symbol die katholische Kirche gehandelt – liegen die Widerstände sowohl im Außen als auch im Innen. Der einsame Wolf der Metropole gleicht dem Samurai vergangener Jahrhunderte. Er lebt nach seinem (teils abstrusen) Ehrenkodex und zieht so viele gottlose Verbrecher mit sich in den Abgrund, wie ihm möglich ist. Trotz Klischees bleibt es ein dennoch sehenswerter Film, der bei Fans zum Kult avancierte und über den Kenneth Hall sogar das Buch John Woo’s The Killer (2009) schrieb.
 
Die wirklich ungekürzte Fassung (110 Minuten, FSK 18) gibt es in Deutschland bildtechnisch topp von Laser Paradise in einer aufwendig gestalteten 2DVD (undatiert) im korrekten Bildformat 16:9 (Widescreen) und mit wahlweise deutschem oder original kantonesischem Ton, optional deutsche Untertitel, sowie 90 Minuten (!) Bonusmaterial auf der zweiten DVD, obendrein mit einem informativen, achtseitigen Booklet als Beilage und das Ganze im Pappschuber. Besser geht es nicht, nur ist genau die Edition bei Amazon.de nicht erhältlich.
 

Neo Noir | 1989 | International | John Woo | Chow Yun-Fat | Danny Lee

Gespeichert von Gast (nicht überprüft) am 7. August 2013 - 18:06

Permanenter Link

Die oben zitierte deutsche FSK-18-Edition ist mit knapp 110 Minuten Laufzeit allerdings nicht das Nonplusultra. Mittlerweile gibt es eine 'French Extended Version' mit Originalton, - wahlweise englische oder französiche UT - die eine Länge von 124 (PAL) bzw. rund 130 Minuten (NTSC) aufweist.

Übertroffen wird diese 'French Extended Version' noch von dem ultrararen und unter Sammlern und Liebhabern schwer gesuchten sogenannten VHS 'Taiwanese Cut', der nie auf DVD veröffentlicht wurde und es auf eine stolze Laufzeit von über 136 Minuten bringt. Interessanterweise fehlen in diesem 'Taiwanese Cut' jedoch wiederum einige Momente der Original-Premierenfassung, die seinerzeit in Asien kurzzeitig mit einer Länge von knapp 140 Minuten im Kino lief...

http://www.movie-censorship.com/report.php?ID=476290

Barolojoe

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