Mann aus Laramie, Der

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
The Man From Laramie
Kategorie
Western Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller

James Stewart, Arthur Kennedy, Donald Crisp, Cathy O’Donnell, Alex Nicol

Regie
Anthony Mann
Farbe
Farbe
Laufzeit
98 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Columbia Pictures Corporation

Auf dem Weg nach Coronado, New Mexiko, lässt der Fuhrunternehmer Will Lockhart (James Stewart) seine Crew mit ihren von Maultieren gezogenen Wagen in der Prärie anhalten, um das Nachtlager aufzuschlagen. Abseits des Weges entdeckt er die Reste eines Kampfes zwischen Apachen und einer Einheit der konföderierten Kavallerie, bei der die Soldaten offenbar das Nachsehen hatten und getötet wurden. Im Gespräch mit seiner rechten Hand Charley O’Leary (Wallace Ford) erinnert sich Lockhart daran, warum es ihn aus Laramie in diese Gegend trieb. Als der Tross am nächsten Tag nach Coronado rollt, ist Lockhart beim Entladen seiner Waren für Waggoman’s Mercantile überrascht, dass der Laden von der Tochter des verstorbenen Eigentümers, von Barbara Waggoman (Cathy O’Donnell) geführt wird. In Anbetracht der angespannten Lage mit den Stamm der Apachen hoffte sie, dass Lockhart gar nicht bis zu ihr käme und sie dadurch einen Grund hätte, den Betrieb aufzugeben und die ihr verhasste Gegend zu verlassen. Nach einem Tee mit der Dame des Hauses sieht sich Lockhart das Repetiergewehr im Erdgeschoss des Ladens etwas genauer an. Ein angestellter Indianer (Kay Koury) klärt ihn darüber auf, dass man es für allerlei Waren von Apachen eingetauscht habe. Lockhart gibt seiner Verwunderung Ausdruck, dass Indianer sich im Besitz einer so kostspieligen Waffe befänden. Somit ist seine Neugier geweckt und noch am gleichen Abend nutzt er die Gelegenheit, erneut mit Miss Waggoman in Kontakt zu treten…

 

“If you want a Christian funeral, leave some money with the undertaker.” Trotz eines Status‘ als Klassiker des Genres hat mich Der Mann aus Laramie enttäuscht. Seitens des Drehbuchs wimmelt es von Logiklöchern und Ungenauigkeiten, die den Genuss beeinträchtigen. Zwar sind viele Charaktere detailgenau gezeichnet und dank ihrer Darsteller erstklassig porträtiert. Im Rekurs auf ihre Beziehungen und auf die Handlungsentwicklung hält hier aber kaum etwas stand. So steht im Zentrum der Geschichte der illegale Handel mit Repetiergewehren, die an den Stamm der Apachen verkauft wurden. Aber wozu überhaupt? Zu keinem Zeitpunkt wird das Motiv der Schwarzhändler deutlich. Vielmehr widersprechen sie sich in ihren Äußerungen und haben über ihre Ziele scheinbar nie geredet. Dass es ihnen ums Geld geht, ist unwahrscheinlich. Inwiefern ihre Geschäftsidee prinzipiell unsinnig ist, da sie im Ergebnis die eigene Lebensgrundlage gefährdet, äußert zumindest einer der beiden selbst. Handelt der zwielichtige Chris Boldt (Jack Elam) im Auftrag Dritter oder auf eigene Faust? Sollen wir seinen unbedarften Anschlag auf Lockharts Leben ernstnehmen? Sodann wird Will Lockhart verhaftet, weil er aufgrund einer falschen Zeugenaussage als Hauptverdächtiger in einem Mordfall erscheint. Doch die Sache versandet im Fortgang der Handlung ebenso wie die Beziehung zwischen Lockhart und Halbblut Charley O‘Leary. In Diensten Will Lockharts bringt Charley zwei wichtige Informationen, die die Handlung wesentlich vorantragen, aber in beiden Fällen kommen diese wie aus dem Nichts und Lockhart trifft Charley zufällig mitten in der Steppe. Wie Chris Boldt oder die völlig passive Barbara Waggoman ist Charley eine rein funktionale Figur. Der Versuch, durch ein Gespräch von Mann zu Mann zwischen Lockhart und O’Leary eine Beziehung zu etablieren, wird nie mehr aufgegriffen. Charley verschwindet 14 Minuten vor Ende spurlos aus dem Film.

 

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© Columbia Pictures Corporation

The Man From Laramie, with its ensemble of morally ambiguous characters and multiple threads expertly woven into something bigger, is a film noir in Western garb”, liest es sich bei Farts & Leisure. Es klingt zu schön, um wahr zu sein, und die Schlampigkeiten seiner Inszenierung sind teils schon grotesk. Als Dr. Selden (Eddy Waller) aus Alec Waggomans (Donald Crisp) Krankenzimmer kommt, teilt er mit, dass der Patient stets bewusstlos, doch nach einem bis dato langsamen Verlust des Augenlichts durch den Sturz vom Pferd erblindet sei. Wie hat der Doktor das bei dem Bewusstlosen bitte festgestellt und vor allem warum, da Waggoman mit dem Tode ringt? Zuvor hatte Waggoman eine 50-Dollar-Note mit bloßem Auge nicht von einem 100-Dollar-Schein unterscheiden können. Später entdeckte er in der in deutlich kleinerer Schrift gehaltenen Buchhaltung seiner Ranch eine Unstimmigkeit. Als ein Cowboy Will Lockharts Hand hält, damit Dave Waggoman (Alex Nicol) sie mit Lockharts Pistole durchschießen kann, steht der Betreffende so, dass er dabei auf jeden Fall selbst getroffen würde. Und natürlich sind die Apachen jene mörderischen Rothäute so vieler Western der Zeit, demgegenüber den domestizierten und christianisierten Pueblo-Indianern Vorbildcharakter zuerkannt wird. Im Vergleich zu Anthony Manns Fluch des Blutes (USA 1950) ist Der Mann aus Laramie ein durch Kameramann Charles Lang in so bestechende wie stereotype Bilder eingefangener Standard-Western mit Film-Noir-Charakteren, die in der unglaubwürdigen und banalen Erzählung untergehen. Eine wenig stimmige finale Sequenz setzt dem faden Drama ein adäquates Ende. Warum viele Filmkritiker und Freunde des Westerns von alledem trotzdem begeistert sind, bleibt mir ein Rätsel.

 

Gute DVD-Edition (2001) der Columbia Tristar Home Entertainment mit dem Film im Originalformat 2.40:1 (16:9 anamorph), bildtechnisch solide, doch in der Farbgebung etwas blass und von Ocker- und Brauntönen dominiert, dazu Tonspuren auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch, zudem Untertitel auf Niederländisch, Isländisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Finnisch, Portugiesisch, Griechisch, Hindi, Hebräisch, Arabisch, Türkisch, Bulgarisch, Ungarisch, Tschechisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch und Polnisch, den Kinotrailer und ein vierseitiger Folder mit einem kurzen Filmessay und ein paar Standfotos als Extras.

 


Western Noir | 1955 | USA | Anthony Mann | Charles B. Lang | Arthur Kennedy | Jack Elam | James Millican | James Stewart | Wallace Ford | Cathy O'Donnell

Gespeichert von Rieslingrübe (nicht überprüft) am 1. Juni 2016 - 8:45

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Halte 'The Man From Laramie' auch für einen überschätzten Western von Anthony Mann (während 'The Furies' in meinen Augen oft unterbewertet wird).

Die Reihenfolge meiner Genrefavoriten hat in den vergangenen Jahren mehrfach gewechselt. Nachdem ich im Laufe der Zeit nun jeden Western dieses Regisseurs mindestens viermal angesehen habe, hat sich nach und nach dieses Western-Filmranking unter den Werken von Anthony Mann aus den Jahren 1950 bis 1961 verfestigt:

1. The Naked Spur
2. Man of the West
3. Winchester 73
4. The Furies
5. Devil's Doorway
6. Bend of the River
7. The Far Country
8. The Tin Star
9. The Man from Laramie
10. The Last Frontier
11. Cimarron

Mich wundert, dass hier 'The Naked' Spur noch nicht gelistet und vorgestellt wurde. Meiner Ansicht nach enthält dieser Streifen ähnlich viele Noir-Elemente wie 'Man of the West' und wird nicht von ungefähr von einigen Filmhistorikern und -kritikern ganz weit oben angesiedelt....

Gespeichert von Martin Zopick (nicht überprüft) am 22. Oktober 2019 - 13:28

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Einer der besseren Western von Anthony Mann. Der Regisseur soll betont haben, er wolle mit diesem Film nah an Shakespeares König Lear sein. Das mag übertrieben klingen, tut aber dem Klassiker aus den 50er Jahren keinen Abbruch.
Es geht um die Lieferung von Repetiergewehren an die Indianer. Captain Lockhart (Manns Lieblingsdarsteller James Stewart) will den Tod seines Bruders rächen und gerät dabei in die Nachfolgekämpfe um den alten Waggoman (Donald Crisp), wo sich sein leiblicher Sohn Dave (Alex Nicol) einen Machtkampf mit dem Vorarbeiter Vic (Arthur Kennedy) liefert. Wie so oft ist er der Bösewicht neben dem Mitkonkurrenten Dave. Beide zahlen für ihre Verbrechen. Lockhart könnte in ferner Zukunft ein Mitglied der Waggomans werden, falls er Tochter Barbara (Cathy O’Donnell), die ein Auge auf ihn geworfen hat, heiratet. Das bleibt aber Zukunftsmusik.
Als direkten Zugang zu König Lear kann ich nur die Blindheit des alten Waggoman ins Feld führen. Die Auseinandersetzung zwischen dem leiblichen Sohn, dem Vorarbeiter und Captain Lockhart um ein Erbe – bei Shakespeare sind es drei Töchter – ist eher Wunschdenken als literarische Parallele, wobei Lockhart nur um drei Ecken herum in das Schema passt. Die Figuren im Umfeld der zentralen Handlung sind gut austariert: z.B. der böse Chris (Jack Elam, der Mann mit den größten Glubschaugen Hollywoods) und Waggomans Nachbarin Kate (Aline MacMahon) ein altes Flintenweib, dass das Herz am rechten Fleck hat. Sollte der verletzte Alte wieder zu Kräften kommen, könnten hier nochmal zwei alte Scheunen lichterloh brennen. So steht in den Sternen eine noch unerfüllte Doppelhochzeit. Das kommt auch nicht allzu häufig vor und gibt Stoff für den Heimweg.

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