Die Freunde Max (Jean Gabin) und Riton (René Dary) sind zwei offenbar wohl situierte Herren um die 50. Ihre Nächte verbringen sie mit Josy (Jeanne Moreau) und Lola (Dora Doll), ihren etwa 20 Jahre jüngeren Freundinnen, in schicken Pariser Restaurants und Clubs. Max scheint allerdings nicht viel Vergnügen daran zu finden. Doch er und Riton müssen warten. Warten bis jener spektakuläre Goldraub am Flughafen von Orly - acht Barren im Wert von 50 Millionen Francs! - aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit verschwunden sein wird. Indessen schlichtet Max einen Streit zwischen dem Nachtclubbesitzer Pierrot (Paul Frankeur) und dem Drogenhändler Angelo (Lino Ventura). Da bekommt er mit, dass Angelo sich an Josy herangemacht hat, die ihrerseits dem ältlichen Riton den Laufpass gibt. Dank Josy scheint Angelo nun etwas über den Raubzug in Orly zu wissen, was Riton ihr gegenüber hätte verschweigen müssen. Auf der Fahrt nach Haus wird Max im Taxi von einer Ambulanz verfolgt. Und auch Riton bekommt unerwartet Besuch...
Wenn es Nacht wird in Paris ist jener Schlüsselfilm, der den Film Noir im Jahr 1954 endgültig nach Frankreich zurückholte. 1955 folgten
Rififi von Jules Dassin und
Die Teuflischen von Henri-Georges Clouzot und 1956
Drei Uhr nachts von Jean-Pierre Melville. Der moderne französische Gangsterfilm brachte Elemente des klassischen Film Noirs zu später Blüte – die Femme fatale, den zum Scheitern verurteilten Antihelden, das schattendurchsetzte Schwarzweiß einer entfremdeten Wirklichkeit. Becker, Melville und Louis Malle (
Fahrstuhl zum Schafott, FRA 1958) öffneten der Nouvelle Vague das Tor in ein neues Zeitalter europäischen Kinoschaffens. Das Wort
Gangsterfilm trifft es im Übrigen nur zum Teil, denn statt des früheren Genres gibt es mit
Wenn es Nacht wird in Paris den ganz und gar französischen Film Noir, den
Polar. Anstatt eines Goldraubs sehen wir in
Touchez pas au grisbi zwei alte Freunde beim Nachtessen und beim Zähneputzen.
© Studiocanal GmbH
Zugleich spielt Jacques Beckers Film zu 100 % in der Gegenwelt. Die Polizei oder eine andere Ordnungsmacht kommen nicht vor. Obendrein tritt der wohlhabende Ganove Max wie der heimliche Herrscher von Paris in Erscheinung. Reihenweise liegen ihm hübsche Frauen zu Füßen. In Nachtbars und Bistros kennen ihn Hinz und Kunz und überall öffnen sich Türen oder reichen sich Hände. Darin steckt eine gehörige Portion bitterer Ironie, die sich mit der Entwicklung einer zunehmend brutalen Handlung aufs Beste verträgt. Jacques Becker, knochentrocken, zeigt Meisterschaft auf allen Ebenen. Der Kameramann Pierre Montazel tut ein Übriges und serviert ein mustergültiges Paris Noir im Licht der Nacht. Zu Jean Gabin muss man nicht viel sagen - 40 Jahre lang ein Gigant des französischen Schauspiels. Und das restliche Ensemble, einschließlich Lino Ventura in seinem Filmdebüt, ist kaum minder exquisit.
Erstklassige BD- und DVD-Editionen (2017) von Arthaus / Studiocanal mit dem Film bild- und tontechnisch in exquisit restaurierter Fassung, ungekürzt und im Originalformat, inklusive französischer Tonspur und einer deutschen Synchronisation, optional deutsche Untertitel, dazu Interviews mit Jeanne Moreau, Jean Becker und Ginette Vincendeau als Extras. Ein Muss!