Film Noir
| USA
| 1953
| Steve Fisher
| Harry Horner
| Milton R. Krasner
| Casey Adams
| Frank Fenton
| Frank Gerstle
| John Dehner
| Richard Boone
| Russ Conway
| Jean Peters
| Jeanne Crain
Bewertung
***
Originaltitel
Vicki
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1953
Darsteller
Jeanne Crain, Jean Peters, Elliott Reid, Richard Boone, Casey Adams
Regie
Harry Horner
Farbe
s/w
Laufzeit
85 min
Bildformat
Vollbild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
New York: Aus einem Apartmentblock tragen Sanitäter eines Nachts die Leiche einer jungen Frau, des Models Vicki Lynn (Jean Peters). An diesem Morgen steigt Police Lieutenant Ed Cornell (Richard Boone) von der New Yorker Polizei aus einem Taxi und will an einem Küstenabschnitt Long Islands seinen wohlverdienten Urlaub antreten. Als er sich eben im Hotel einschreiben will und der Portierfrau (Kathryn Sheldon) verrät, dass er nichts als eine Woche lang schlafen will, werden die Morgenzeitungen gebracht. Der Mord an Vicki Lynn ist die Titelstory und Cornell ruft sofort in New York an und macht gegen die Einwände seines Chefs Captain J. Donald (John Dehner) klar, dass dies sein Fall ist. Als Cornell in der Stadt eintrifft und sich mit den Mordverdächtigen vertraut macht, hat man gerade den Promoter Steve Christopher (Elliott Reid) im Verhör. Er war derjenige, der vor einigen Monaten im Nachtimbiss Webers Cafeteria die damalige Kellnerin Vicki Lynn entdeckte. Mit dem Kolumnisten Larry Evans (Casey Adams) kam er eines Abends von einer Revue mit dem New Yorker Star Robin Ray (Alexander D’Arcy), als die beiden beschlossen, noch etwas zu essen. So gerieten sie mit Vicki ins Gespräch, als Christopher gegenüber Evans die These vertrat, dass man im Grunde fast jede und jeden zum Star machen könne. Die junge Frau, erst seit kurzem in der Stadt und in ihrer ersten Anstellung, zeigte sich von ihrem Gerede wenig beeindruckt. Und Steve Christopher, den das reizte, gab ihr seine Büroadresse und forderte sie auf, bei ihm vorstellig zu werden, falls sie sich nach etwas Besserem sehne. Und das tat Vicki Lynn tatsächlich…
Harry Horners Film Noir Vicki ist das Remake des 1941 nach dem gleichen Roman von Steve Fisher erschienen Film Noirs I Wake Up Screaming / Hot Spot - auch 12 Jahre zuvor eine Produktion der Twentieth Century Fox Film Corporation. „Sämtliche Beteiligte, vor allem aber der besessene Polizist, sind nun um einiges böser gezeichnet als in der ersten (…) Verfilmung“, schreibt Paul Werner in seinem Buch Film Noir und Neo-Noir (2000). Es ist genau, was auf eigentümliche Weise die Qualität von Vicki, eines mitten in der McCarthy-Ära veröffentlichten Film Noirs ausmacht. Der Antagonismus zwischen dem Bürger Steve Christopher, den der Cop Ed Cornell hasst, war bereits in I Wake Up Screaming / Hot Spot angelegt – mit Victore Mature und dem fantastischen Laird Cregar in eben solchen Rollen. Doch in Vicki erscheint er derart zugespitzt, dass die sogar gegenüber Frauen – exemplarisch Jeanne Crain als Jill Lynn – stets latent gewaltvolle Ton und die teils sichtbare Handgreiflichkeit Ed Cornells für eine ständige Bedrohung und Abspannung sorgt. Die Polizeiwillkür, der sich die plötzlich ins Raster einer Mordfahndung geratenen Bürger gegenüber sehen, ist proto-faschistoid und durch nichts, so scheint es, zu korrigieren. Noch Polizeichef Captain J. Donald ist bloß ein Rädchen in einem Getriebe alttestamentarischer Rechtsauffassungen, die von Ed Cornell & Co. mit aller Härte umgesetzt werden. Dieses Ungleichgewicht wird im Film Noir Vicki in Form einer in tiefen Schatten liegenden Psychopathologie zum Dreh- und Angelpunkt von Inhalt und Form gleichermaßen.
Über weite Strecken gelingt Regisseur Harry Horner ein Film, der der exquisiten Erstverfilmung nicht nachsteht. Vor allem Richard Boone als Ed Cornell ist ein monströses Seelenwrack, das zu beeindrucken weiß. Die Nähe zu zeitgleich subversiven Produktionen wider den Geist der McCarthy-Ära, etwa Nicholas Rays On Dangerous Ground (USA 1952) oder Richard Quines Schachmatt (1954), ist offensichtlich. Doch ausgerechnet im Finale, in seinen letzten zehn Minuten erscheint nicht nur die Überführung des Mörders aus dem Hut gezaubert. Auch die endgültige Auseinandersetzung Steve Christophers mit seinem Peiniger gerät überraschend unglaubwürdig und bleibt hinterm Original von 1941 weit zurück. Konträr zu Jean Peters und Richard Boone erweisen sich Jeanne Crain und Elliott Reid als farblose Darsteller – erst recht im Vergleich mit Betty Grable und Victor Mature im Original von 1941. Trotz der famosen Arbeit des Kameramanns Milton R. Krasner und einer guten Regie bringt sich der Film in seinen letzten 10 Minuten damit um die bis dahin erworbenen Qualität. Das ist schade, zeigt aber auch, warum Vicki nie Kultstatus erwarb und in der internationalen Sekundärliteratur zum Film Noir kaum Erwähnung findet. Erst die Veröffentlichung als DVD in der exzellent editierten Reihe Fox Film Noir brachte ihm 2006 auch einen Audiokommentar vom Filmhistoriker und Film-Noir-Archäologen Foster Hirsch.
Erstklassige DVD (Regionalcode 1) von Twentieth Century Fox Film Corporation (2006) in der besten Edition zum Film Noir, die es bis dato gab: “Susepenseful Stories, intruiging stars. Bring home these stunning film noir DVDs today!“ Ungekürzt im Originalformat, englische Tonspur mit optional englischen oder spanischen Untertiteln, einen Audiokommentar Foster Hirschs, den US-Kinotrailer und mehrere Bildergalerien als Extras.