© Twentieth Century Fox Film Corporation
In Jefty’s Road House, einem auf dem Land gelegenen Nachtclub mit Bowlingbahn, ist Pete Morgan (Cornel Wilde) der Manager und Jefty Robbins (Richard Widmark), seit Jugendtagen sein Freund, ist der Inhaber. Als die aus Chicago angereiste Jazzsängerin Lily Stevens (Ida Lupino) dort ihr Engagement antritt, ist Jefty auf Reisen und für Pete ist sie bloß die nächste in einer Reihe von singenden Nachtschwalben. Aber die abgebrühte Blondine lässt sich von dem schroffen Pete nicht einschüchtern. Dafür bringt sie einiges an Glamour in das Nest und ist schon nach ihrem ersten Auftritt die Attraktion der Region. Nicht nur muss sich Pete ihretwegen im Road House prügeln, sondern auch der inzwischen zurückgekehrte Jefty hat ein Auge auf Lily geworfen. Er verliebt sich in sie, weil er sie für etwas ganz Besonderes hält. Doch Lily zeigt ihm die kalte Schulter und erwärmt sich ihrerseits für Pete. Das bringt die Kassiererin Susie Smith (Celeste Holm) auf den Plan, die längst selbst an Pete Interesse hat. Die Situation spitzt sich zu, als Lily den impulsiven und egozentrischen Jefty zunehmend abweist und dadurch unterdrückte Spannungen zwischen den Freunden zum Ausbruch kommen. Doch Jeftys wahre Natur wittert diejenige am besten, die ihn am wenigsten kennt…
In
Nachtclub-Lilly, erneut ein unsäglicher (und im Vornamen zudem falsch geschriebener) deutscher Titel für einen klassischen Film Noir, sind Richard Widmark und Ida Lupino gewohnt erstklassig. Cornel Wilde ist wie immer unauffällig und wie oft ein wenig fade. Leider ist ausgerechnet Lupinos Rollencharakter Lily Stevens etwas zu eindimensional – das sagenhaft lebenserfahrene Nachtgeschöpf mit Herz erscheint recht klischeehaft. Weder schmeichelt Ida Lupino ihr Blond, noch sind ihre selbst gesungenen Interpretationen von Jazzsongs, Johnny Mercers
One For My Baby (And One More For The Road) und Lionel Newmans
Again, wirklich gut – eher ist das Gegenteil der Fall. Umso witziger (weil treffsicher) ist dafür im Film der Kommentar von Susie Smith aka Celeste Holm:
"She does more without a voice than anybody I've ever heard!" Für das Unheimliche hinter dem Gewöhnlichen, für den psychopathischen Killer hinterm Sunnyboy, schien Richard Widmark nach seinem eindrücklichen Debüt als Tommy Udo in Henry Hathaways Film Noir
Der Todeskuss (1947) bei 2oth Century Fox geradezu prädestiniert. Auch in
Road House, dem erst dritten Film seiner Karriere, überzeugt er als ein hochgradig gestörter Mensch auf ganzer Linie. Es sollte ihn Jahre kosten, sich von dieser Festlegung ganz zu befreien. Sodann konnte Richard Widmark auch in anderen Hauptrollen überzeugen und wurde zum Weltstar.
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Sicher ist
Nachtclub-Lilly kein schlechter Film, doch schöpft er sein Potential als klassisches Beziehungsdrama mit vier Beteiligten nicht annähernd aus. Die Studiosets wirken bei vermeintlichen Außenaufnahmen – Bad im See, Verfolgung im nächtlichen Wald – wie aus Pappmaché, und so recht glaubwürdig erscheint die Chemie zwischen der temperamentvollen Lily und dem hölzernen Pete leider nicht. Celeste Holm, eine jener exzellenten Darstellerinnen aus der zweiten Reihe, bekommt zu wenig Raum, und die Dramaturgie ist im Mittelteil etwas lahm. Alles in allem hält der Film sein Durchschnittsniveau bis ins Finale und fällt immerhin nicht ab. Vor allem in der ersten Hälfte deutlich ein Film Noir, wird der Ton später konventioneller, als das Drehbuch aus seinen Prämissen zu wenig herausholt, um wirklich Klasse zu zeigen. Das Finale ist zwar in seinem Verlauf vorhersehbar, doch die exzellente Kameraarbeit von Joseph LaShelle (
Mord in der Hochzeitsnacht, 1945) weiß zu entschädigen. Für den Freund klassischen Film Noirs mag
Nachtclub-Lilly eine willkommene Ergänzung sein, zumal der Kanon interessanter Filme mit Ida Lupino überschaubar ist, doch ein Muss ist dieser Film auf keinen Fall.
In den USA erschien Nachtclub-Lilly unter dem Originaltitel Road House 2008 in einer sehr guten DVD-Ausgabe der Reihe Fox Film Noir, die von der 2oth Century Fox selbst herausgegeben wurde: bildtechnisch topp restauriert, ungekürzt im Originalformat mit englischem Originalton und mit optional englischen, französischen und spanischen Untertiteln, den US-Kinotrailer als Extra. In Europa gibt es eine spanische Edition, die ebenfalls den englischen Originalton beinhaltet.