Film Noir
| USA
| 1945
| Otto Preminger
| Joseph LaShelle
| Charles Bickford
| Dana Andrews
| John Carradine
| Paul E. Burns
| Anne Revere
| Dorothy Adams
| Linda Darnell
Bewertung
****
Originaltitel
Fallen Angel
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1945
Darsteller
Dana Andrews, Linda Darnell, Alice Faye, Charles Bickford, Anne Revere
Regie
Otto Preminger
Farbe
s/w
Laufzeit
97 min
Bildformat
Vollbild
© Twentieth Century Fox Film Corporation
Der Fahrer eines Überlandbuses setzt den Ganoven und Lebenskünstler Eric Stanton (Dana Andrews) in einer Kleinstadt nahe Los Angeles kurzerhand vor die Tür. Stanton reist nicht nur ohne Fahrschein - er ist völlig abgebrannt und benötigt dringend einen Job und ein Dach überm Kopf. In der Hafenkneipe „Pop’s Eats“ lernt er noch in der Nacht seiner Ankunft die Kellnerin Stella (Linda Darnell) kennen und bei dessen Show den Magier und Scharlatan Professor Madley (John Carradine), der ihn als Assistent in seine Dienste nimmt. Eric rührt die Werbetrommel für Madley und besucht dafür die reiche, altjüngferliche Clare Mills (Anne Revere). Dabei trifft er auch deren jüngere, attraktive Schwester June Mills (Alice Faye), die ihn über die Finanzen der Schwestern ins Bild setzt und sich in Eric verliebt. Doch Stanton hat nur Augen für Stella, die wiederum ihn als mittellos verachtet. Um in großem Stil zu Geld zu kommen, fasst Stanton, von Stella besessen, einen teuflischen Plan...
Bei Erscheinen floppte der Film sowohl kommerziell als auch bei der Kritik, die ihn mit Laura (1944) verglich und als misslungen einstufte. Heute fällt es schwer, das ansatzweise nachzuvollziehen. Mord in der Hochzeitsnacht ist Otto Premingers Erstling mindestens ebenbürtig. Er ist ein für 1945 weit entwickelter, stilistisch ausgereifter Film Noir, der von seiner Geschichte und exzellenten Darstellern profitiert. Nicht nur Linda Darnell als Femme Fatale und Dana Andrews in stoisch-fatalistischer Manier, die ihn zu einer Film-Noir-Ikone werden ließ, sondern auch Charles Bickford als skrupelloser Polizeibeamter Mark Judd und John Carradine als Madley (!) lassen den Film Noir zu einem zeitlosen Klassiker werden, der viele thematische und stilistische Elemente in vorbildlicher Weise vereint. Die Schauspielerin Alice Faye, bei 20th Century Fox ab 1934 in Musicals groß geworden, kam weder mit ihrer Rolle noch mit Preminger zurecht. Sie fühlte sich gegenüber Linda Darnell zurückgesetzt und beendete nach Mord in der Hochzeitsnacht mit 30 Jahren ihre Filmkarriere.
Interessanterweise drehten sowohl Preminger als auch Darnell und Andrews für die nächsten vier bzw. fünf Jahre keinen Film Noir mehr. Ebenso wenig tat das Billy Wilder, der 1945 mit Das verlorene Wochenende ebenfalls eine kontroverse Verlierergeschichte mit gesellschaftlich relevanten Implikationen ins Kino gebracht hatte. Mit Edgar J. Ulmers Umleitung (1945) waren der Stil und die Gattung schon im gleichen Jahr im B-Film-Segment angelangt. Ab 1947/8 verschärfte sich der Kurs des Komitees für unamerikanische Umtriebe (HUAC) und führte bald zu Denunziation, Verfolgung und Berufsverbot auch in Hollywood. Otto Preminger kehrte ab 1949 für weitere 6 Jahre zum Film Noir zurück und arbeitete erneut sowohl mit Dana Andrews als auch mit Linda Darnell und Anne Revere zusammen. Aus der Periode ging Faustrecht der Großstadt (1950) als einer der besten Noirs aller Zeiten hervor.
Die DVD des British Film Institute bringt ein solides, tiefenscharfes Bild und zeigt den Film mit original englischer Tonspur inkl. englischer Untertitel, ungekürzt und im Originalformat. Empfehlenswert!