Invisible Wall, The

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
**
Originaltitel
The Invisible Wall
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

Don Castle, Virginia Christine, Richard Gaines, Arthur Space, Edward Keane

Regie
Eugene Forde
Farbe
s/w
Laufzeit
73 min
Bildformat
Vollbild

 


© Twentieth Century Fox Film Corporation

 

In St. Louis, Missouri, rast mit eingeschalteter Sirene ein Streifenwagen durch die in der Dunkelheit des Abends stets verkehrsreichen Boulevards der Innenstadt. Im Zimmer 236 des Western Hotels steht Harry Lane (Don Castle) in Trenchcoat und Hut und mit einem Revolver in der Hand vor der Leiche Joe Turners (Arthur Space), die auf dem Boden liegt. Lane steckt die Waffe in die Manteltasche und begibt sich auf den Korridor hinaus, wo er bereits die Schritte der herbei eilenden Polizisten (Jack Cheatham, Jon Gilbreath) hören kann. Er hastet in das Zimmer zurück, doch es ist zu spät. Die Beamten folgen ihm und nehmen ihm sowohl den Revolver als auch die Geldbörse ab, bevor sie ihm Handschellen anlegen. Bei Befragung durch Detective Captain R. W. Davis (Harry Shannon) weigert sich Lane, ohne Rechtsbeistand seine Identität oder sonst eine Auskunft preiszugeben. Als er jedoch mitbekommt, dass Davis telefonisch anfragt, ob man Mrs. Roberts (Virginia Christine) schon einbestellt habe, ändert Lane seine Taktik und beschließt, dem Beamten die Geschichte von Anbeginn zu erzählen… Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, währenddessen er Dienst in Übersee leistete, kehrte Lane nach Kalifornien und in seine Heimatstadt Los Angeles zurück. Er beschloss erneut in die Dienste Marty Floyds (Edward Keane) zu treten, seines Zeichens ein steinreicher Spekulant und Buchmacher, der in Randzonen der Legalität operierte. Floyd freute sich zwar, bezweifelte jedoch, dass der Heimkehrer inzwischen die Spielsucht überwunden habe…

 

“At the Flamingo you can do anything you want. But if you do any gambling, use your money.” – “Don’t worry!” – “Oh, I never worry. I leave that to the people who owe me money.” Obwohl er noch keine 50 Jahre alt war, wurde The Invisible Wall der letzte Spielfilm seines Regisseurs Eugene Ford, der es zwischen 1926 und 1947 auf immerhin 51 Produktionen brachte, bei denen er auf dem Regiestuhl Platz nahm. Zwar wurde das Werk international von der Twentieth Century Fox Film Company vertrieben, war aber nur einer der zahlreichen B-Filme der Sol. M. Wurtzel Productions. Damit wären wir bereits beim zentralen Punkt. Der mit sichtbar kleinem Budget in aller Hast gedrehte B-Film hätte weit besser werden können, hätte man mehr Sorgfalt walten lassen und mehr Engagement aufgebracht. Denn das Drehbuch Arnold Belgards beruht auf einer Erzählung Howard J. Greens (Ich bin ein entflohener Kettensträfling, USA 1932) und des seit 1938 im Exil lebenden Österreichers Paul Frank (Die drei von der Tankstelle, GER 1930). Darin finden sich viele Motive des bis dato etablierten Kanons US-amerikanischen Film Noirs. Der Kriegsheimkehrer, der Spielsüchtige, der Totschläger wider Willen und der Unschuldige auf der Flucht vor dem Gesetz und vor seinen Gläubigern – sie alle kommen in der Figur Harry Lanes zusammen. Seine Schwächen und seine Sorglosigkeit bringen ihn von der Bahn ab, und sobald er versucht, seine jüngsten Fehler mit ein paar Tricks auszubügeln, stolpert er wieder in eine verfahrene Situation und verschlimmert seine Lage zusehends. So rangiert der Film vor allem in den ersten zwei Dritteln im Fahrwasser von Edgar G. Ulmers Detour (USA 1945), Jean Yarbroughs Inside Job (USA 1946) und Arthur D. Ripleys The Chase (USA 1946). Die von Virginia Christine (Rächer der Unterwelt / Die Killer, USA 1946) verkörperte Mildred Elsworth spielt eine Schlüsselrolle im Leben des Flüchtlings Lane, der sich entschließt, die Identität eines Toten anzunehmen und damit seine eigene Spur zu vertuschen. 

 

© Twentieth Century Fox Film Corporation

 

“It is just another Forties B-movie filler, typically told in the flashbacks so popular in the film noir movies of the period”, schreibt Derek Winnert und bringt seine Enttäuschung zum Ausdruck, dass die hier vor und hinter der Kamera versammelten Talente nicht mehr zustande brachten. Benjamin H. Kline (Detour, USA 1945) war ein mehr als kompetenter Kameramann, und Don Castle und Virginia Christine entwickeln eine gute Chemie miteinander. In einer Nebenrolle ist zudem der 28-jährige Jeff Chandler (Female On The Beach, USA 1955) als Marty Floyds Mann fürs Grobe zu sehen. Doch im letzten Drittel mangelt es dem Machwerk an einer stringenten Handlungsentwicklung, und sein Finale und die Schlusssequenz erinnern an das berühmt-berüchtigte Kaninchen aus dem Hut des Zauberers. Genau damit verspielt Eugene Forde die Chance, seinem Publikum in Erinnerung zu bleiben, auf ganzer Linie. Obendrein gewinnt man als Zuschauer den Eindruck, dass es ihm und anderen Köpfen bei der Sol. M. Wurtzel Productions auch völlig egal war. Schade!

 

Weltweit gibt es bis dato (2023) noch keine BD- oder DVD-Edition des Films, der in verschiedenen Online-Portalen in Form einer technisch akzeptablen TV-Kopie mit dem Originalton (ohne Untertitel) und im korrekten Bildformat (4:3 Vollbild) und mit einer leicht verrauschten Tonspur kursiert.

 


 

Film Noir | 1947 | USA | Eugene Forde | Benjamin H. Kline | Don Castle | Harry Shannon | Jeff Chandler | Virginia Christine

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.