Joan Crawford, Jeff Chandler, Jan Sterling, Cecil Kellaway, Judith Evelyn
© Universal-International Pictures Inc.
An der Küste Kaliforniens feiert an einem Sommerabend die reiche Witwe Eloise Crandall (Judith Evelyn) mit dem ortsansässigen Skipper Dummond Hall (Jeff Chandler) und dessen vermeintlichem Onkel Osbert Sorenson (Cecil Kellaway) und seiner Frau Queenie (Natalie Schafer) ihren Abschied von dem Strandhaus, in das am folgenden Tag dessen Besitzerin Lynn Markham (Joan Crawford) einziehen wird. Doch gerät die Feier außer Kontrolle, denn Eloise ist betrunken und droht lautstark damit die Polizei anzurufen. Osbert und Queenie wirken nervös, und als zum wiederholten Male das Telefon läutet, zieht Osbert kurzerhand den Stecker aus der Leitung. Eloise Crandall ruft verzweifelt nach Drummond, der jetzt im Salon auftaucht, sich einen Drink einschenkt, und Osberts Frage, ob Eloise wirklich die Polizei rufen werde, schlich ignoriert. Stattdessen verlässt er das Haus über den Balkon, von dem eine Treppe hinab zum Strand führt. Da torkelt Eloise Crandall herein, und Osbert und Queenie huschen in einen Nebenraum. Als Mrs. Crandall zu begreifen beginnt, dass Drummond Hall das Haus verlassen hat, ruft sie schluchzend seinen Namen und rast mit ihrem Cognacschwenker in der Hand auf den Balkon. Dort durchbricht sie das Geländer, stürzt in die Tiefe und stirbt… Zwei Polizeibeamte (Stuart Randall, James Hyland) untersuchen am nächsten Morgen die Felsen am Strand, auf denen die Witwe Crandall den Tod fand…
Als Joan Crawford in Michael Curtiz‘ Film Noir Solange ein Herz schlägt (USA 1945) als Mildred Pierce ihr Comeback feierte, war ihr Filmpartner Zachary Scott 10 Jahre jünger als die Hollywood-Diva. Das wiederholte sich in den nächsten 10 Jahren ein ums andere Mal: Van Heflin in Hemmungslose Liebe (USA 1947) und Dennis Morgan in This Woman is Dangerous (USA 1952) waren jeweils um 4 Jahre jünger, aber Steve Cochran brachte es in Im Solde des Satans (USA 1950) bereits auf 13 Jahre und Jack Palance in Ehe mit dem Satan / Maskierte Herzen (USA 1952) war sogar 16 Jahre jünger als Joan Crawford. In Female On The Beach ist sie 50 und Jeff Chandler ist 36, und doch gibt sie, vergleichbar mit der 3 Jahre jüngeren Barbara Stanwyck, eine mehr als passable Figur ab. Sowohl sie selbst als auch ihre Garderobe und Kameramann Charles Lang verstehen es, ihre physische Fitness und ihr tadelloses Aussehen zu betonen. Im Übrigen fallen in Joseph Pevneys Film nach Robert Hills Theaterstück The Besieged Heart (EA 1949) einige Parallelen zu James M. Cains Roman Mildred Pierce (EA 1936), Vorlage für Solange ein Herz schlägt (USA 1945), gleich ins Auge. Sofort zu Beginn geschieht in einem Haus am Strand ein Mord und kein Unfall, wie sich herausstellt, und die von Joan Crawford verkörperte, reiche Lebedame Lynn Markham verfällt einem mittellosen Tunichtgut, der hinterm freundlichen Plauderton schlicht ein Betrüger ist. Im Folgenden zieht die Filmhandlung ihre Momente der Spannung aus der Unbgewissheit, ob jener Drummond Hall, Handlanger eines Ganoven-Pärchens, womöglich gar ein Mörder ist. Qualität zeigt die Geschichte aber nicht durch ihre Wendungen, die sowohl mit Blick auf die Romantik zwischen Lynn und Drummond als auch im Rekurs auf den Krimi um die ermordete Eloise Crandall allezu konstruiert ist. Nein, Qualität ergibt sich aus den Charakteren im Zentrum des Films, den beiden von ihrem Heranwachsen in Armut korrumpierten Nutznießern der finanziellen Resourcen Dritter. So antwortet Hall auf die Frage, ob er Eloise Crandall denn geheiratet hätte: "She had money... could have given me what I wanted.” - “What do you want?” - “Nothing to worry about, nothing to struggle for, nothing to bother about.”
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Trotz Unglaubwürdigkeit der Kriminalgeschichte, die unterhaltsam ist und mit Charles Drake als Police Lieutenant Galley einen erstklassigen Nebendarsteller bietet, sind es ihre Widersprüche und das Ringen um Würde und Zukunft, die jene Figuren so eindrücklich wirken lassen. Die Autoren des Drehbuchs, Robert Hill und Richard Alan Simmons (Freibrief für Mord, USA 1954), lassen das durch Dialoge voll bissig sarkastischer Einzeiler lebendig werden. So ist in dem “Film Noir light“ einmal mehr die Sprache ein Schlüssel zum Genuss, das als Produkt der Camp-Kultur und als Vehikel für seinen alternden Star kein Meisterwerk ist oder sein will. Jan Sterling ist als Immobilien-Maklerin Amy Rawlinson so zuverlässig wie in vielen Film Noirs ab 1950. Leider ist ihre Rolle mit allzu wenigen Merkmalen ausgestattet, die sie aufs Niveau der anderen Figuren hätte heben können. Wie die Karrieren Barbara Stanwycks und Bette Davis‘ neigte sich Mitte der 50er Jahre diejenige Joan Crawfords ihrem Ende zu. Alle drei feierten sie im Horrorfilm der 60er Jahre nochmals eine bizarre, teils sehenswerte Wiederaufstehung. Auch Charles Drake und Jan Sterling traten ab 1956 fast nur noch in TV-Produktionen auf. Joseph Pevney arbeitete als Regisseur noch bis 1961 fürs Kino, indessen Jeff Chandler in genau dem Jahr im Alter von lediglich 42 Jahren starb. Female On The Beach ist als Schwarzweißfilm in Cinemascope ein keinesfalls schlechtes Spätwerk des traditionellen Studiosystems in Hollywood. Obgleich für den Film-Noir-Enthusiasten kein Muss, ist der Film auch kein Ärgernis und bezeugt das Talent aller Beteiligten.
Eine deutsche DVD-Edition (2018) der Cargo Records bringt den Film unter dem nichtssagenden TV-Titel Das Haus am Strand - der Film lief hierzulande erstmalig 1982 im Fernsehen - zwar ungekürzt, aber im falschen Bildformat, nämlich Vollbild 4:3 anstatt Widescreen 1.85:1 mit der original englischen Tonspur und der stümperhaft holprigen deutschen Synchronisation. Einzig empfehlenswert ist daher die englische DVD (2014) via Odeon Entertainment in der Reihe The Hollywood Studio Collection mit dem englischen Originalton und der ungekürzten Fassung im korrekten Bildformat, bild und tontechnisch einwandfrei restauriert, ohne Untertitel und ohne Extras. Lediglich die Angabe der Laufzeit von 101 Minuten ist falsch.