Pier 23

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Pier 23
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller

Hugh Beaumont, Ann Savage, Edward Brophy, Richard Travis, Margia Dean

Regie
William Berke
Farbe
s/w
Laufzeit
59 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Pier 23-Poster-web2.jpg Pier 23-Poster-web1.jpgPier 23-Poster-web3.jpg

© VCI Entertainment

San Francisco, Kalifornien: Direkt an der Hafenpromenade namens The Embarcadero liegt die Anlegestelle Pier 23, wo Dennis O’Brien (Hugh Beaumont) seinen Bootsverleih betreibt, sofern er nicht als Privatdetektiv in Schattenzonen der Metropole unterwegs ist. Das Geschäft ernährt ihn mehr schlecht als recht, und so hat er mit dem ehemaligen Universitätsprofessor Shicker (Edward Brophy) noch einen Mitbewohner, der als bekennender Alkoholiker den Großteil seiner Zeit in Bars verbringt und Hochprozentiges zu sich nimmt. Letzterer hat heute über den Steg kaum das Festland betreten, als der Priester Donovan (Raymond Greenleaf) zur Tür hereinkommt und O’Brien in seiner Rolle als Private Eye anheuern will. Der in der Haftanstalt von Alcatraz, jener als „The Rock“ bekannten Gefängnisinsel, inhaftierte Joe Harmon wird in dieser Nacht ausbrechen und versuchen in der Stadt jemanden umzubringen. Der Priester weiß davon und will weder den Mord riskieren noch Joe Harmon durch die Polizei erschossen sehen. Da der Flüchtige mit hoher Wahrscheinlichkeit am Pier 23 auftauchen wird, hofft Father Donovan darauf, dass O’Brien ihn abfangen und sich mit ihm im nahelegenen Ferry Building, der Fährstation im Hafen San Franciscos, wird treffen können, wohin er Joe Harmon dann mitbringen soll. Dem Privatdetektiv ist die Sache nicht geheuer, zumal er nicht sicher sein kann, ob der Priester Donovan wirklich derjenige ist, für den er sich ausgibt. Zuletzt willigt er jedoch ein und verspricht den Auftrag auszuführen…

 

“I guess, for me trying to dodge trouble is trying to walk between raindrops.” Nicht nur dank eines Erzählers aus dem Off, dem Privatdetektiv persönlich, auch mit seinen Ganoven im Zwielicht der Kampfsportarenen und der Nachtclubs, hin und wieder auch mit einer Femme fatale, suchte die Low-Budget-Serie um den in San Francisco ansässigen Einzelgänger Dennis O’Brien Zutaten des Films Noirs für sich zu nutzen. Die ebenso je einstündigen und vom Powerty-Row-Studio Sigmund Neufeld Productions (hier als Spartan Productions) in die Kinos gebrachten Werke Danger Zone (USA 1951) und Roaring City (USA 1951) waren diesem dritten und letzten Film der Serie vorangegangen. Zudem wusste man mit Mike Mazurki (Murder, My Sweet, USA 1944), Ann Savage (Detour, USA 1945) und David Bruce (Lady On A Train, USA 1945) drei Darsteller zu gewinnen, die im Segment des Film Noirs bereits relevante Rollen innegehabt hatten. Allerdings ist die heutige Perspektive nicht jene der frühen 50er Jahre, wo derlei Namen aus der zweiten Reihe froh sein konnten, wenn sie im B-Film stets ein Auskommen fanden. Doch Pier 23 ist kaum noch eine B-Produktion. Der Film signaisiert bereits deren Ende und nimmt das Zeitalter der TV-Serie vorweg: lieblos, läppisch, langweilig. Das sind Adjektive, die mir spontan einfielen, denn der wie seine Vorgänger aus zwei halbstündigen Episoden bestehende Film bietet nichts, was ihn sehenswert erscheinen ließe. Solches ist den Autoren anzukreiden, und es ist geradezu verblüffend, dass es mit Herb Margolis (Larceny, USA 1948), Louis Morheim (The Tijuana Story, USA 1957) und mit Julian Harmon (Shadowed, USA 1946) drei Leute brauchte, um diesen banalen Mumpitz zusammen zu schustern. So sehen die Zuschauer Regisseur William Berke zu, wie er mit wenigen Außenaufnahmen und seinen halbwegs engagierten Nebendarstellern versucht, deren dröge Kriminalgeschichten nach Schema F in Bewegung zu setzen. Letztere sind nicht nur in ihren Bestandteilen je eine lahme Raymond-Chandler-Kopie, sondern gleichen sich obendrein noch in ihrem jeweiligen Strickmuster.

 

Pier 23-lc-web1.jpgPier 23-lc-web2.jpgPier 23-lc-web3.jpg

© VCI Entertainment

Der Film Noir Pier 23 wurde seinerzeit via Lippert Pictures ins Kino gebracht und erschien im Jahr 2008 via VCI Entertainment in der Reihe Forgotten Noir als deren Vol. 9 auf DVD. Für fast jeden der Beteiligten vor und hinter der Kamera war im Anschluss der Weg ins Fernsehen vorgezeichnet, wo die meisten von ihnen - Richard Travis, Ann Savage, Edward Brophy - noch bis Ende der 50er Jahre oder bis zum Beginn der 60er auftraten. Regisseur William Berke brachte kurz vor seinem Tod im Jahr 1958 mit lediglich 54 Jahren unterm Titel Polizistenhasser (USA 1958) noch einen bemerkenswerten, späten Film Noir zustande. Hugh Beaumont verewigte sich als Ward Cleaver in den 234 Folgen der TV-Serie Leave It To Beaver (USA 1957-1963), je halbstündige Episoden über eine spießige Vorstadtfamilie, die in der Frühzeit des Fernsehens viele Zuschauer vor die Bildschirme lockte. Wie die meisten Powerty-Row-Studios ging auch die Sigmund Neufeld Productions am Siegeszug des Fernsehens zugrunde und stellte 1956 ihre Produktion von Kinofilmen ein.

 

Nur in den USA erschien Pier 23 via VCI Entertainment als Serie Forgotten Noir Vol. 9 auf einer DVD (2008) und zwar in Kombination mit Sam Newfields Scotland Yard Inspector (USA 1952) und Lambert Hillyers The Case Of The Baby-Sitter (USA 1947). Hier findet sich die original englische Tonspur ohne Untertitel, auch Extras gibt es keine. Alle drei Filme sind neben weiteren in der von VCI Entertainment herausgebrachten 3-DVD-Box (2008) Forgotten Noir Collector’s Set Vol. 3 beinhaltet, die jedoch vergriffen ist.

 


Film Noir | 1951 | USA | William Berke | David Bruce | Hugh Beaumont | Mike Mazurki | Richard Travis | Ann Savage

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