John Payne, Joan Caulfield, Dan Duryea, Shelley Winters, Dorothy Hart
© Universal-International Pictures Inc.
Miami Beach, Florida: Die Geschäftspartner Silky Randall (Dan Duryea) und Rick Maxon (John Payne) fahren in ihrem Cabriolet zum Landsitz Walter Vanderlines (Nicholas Joy). Die beiden planen für den Millionär einen Yachtclub. Silky Randall hat Pläne im Gepäck und zeigt dem Auftraggeber, wo und wie sie eine Dachterrasse einrichten werden. Mit Geschick und dank Vanderlines Adresslisten haben sie betuchte Mitglieder geworben und in Höhe von 250.000 US-Dollar Beiträge eingestrichen. Heute hat Vanderline die Herren aus besonderem Grund um die Unterredung in seinem Haus gebeten. Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit hatte ihm Randall ein Foto gezeigt, dass ihn in Gesellschaft eines Grafen an der Reling von dessen Luxusyacht zeigt. Nun ist ihm exakt das gleiche Foto untergekommen; allerdings zeigt es den Grafen ohne Randall. Walter Vanderline verlangt eine Erklärung, die die beiden nicht liefern können, so dass er den Ganoven mit der Polizei droht. Randall verhöhnt ihn, denn der Skandal eines solchen Vorgehens könnte Vanderlines Ruf als Geschäftsmann ruinieren. Schließlich wirft jener die damit enttarnten Bertrüger hinaus, die sich ohne Anzeichen von Reue und Scham aus dem Staub machen… Am Abend treffen Rick und ein Mann fürs Grobe namens Max (Richard Rober) bei Silky Randall, Kopf der Betrügerbande, und dessen Freundin Tory (Shelley Winters) ein, um einen neuen Plan zu besprechen…
“Eventually the movie seems to run out of story and just...stops”, schreibt Laura Grieve mit Scharfblick in ihrem Blog Laura's Miscellaneous Musings. Es ist nur einer von vielen Aspekten dieses Film Noirs von Universal-International Pictures, der einen bis heute staunen lässt. Tatsächlich wird noch der langmütigste Cineast der Filmklassik nicht ernsthaft von einem Finale reden wollen, denn Drehbuch und die Regie verzichten auf einen der Dramaturgie und dem Spannungsaufbau geschuldeten Handlungsverlauf. Zuletzt wird das Ganze ruckzuck abgewickelt. Urplötzlich erscheint das obligatirische “The End“ auf der Leinwand und manche Zuschauer werden sich sagen, dass sie von George Sherman ähnlich wie jene Opfer der Herren Randall und Maxon hinters Licht geführt wurden. Was für einige Zeit wie eine an ihren zentralen Charakteren Interesse nehmendes Melodram in einer Film-Noir-Pastiche aussieht und klingt, – es wird in solchem Werk viel bis sehr viel geredet – verpufft zu fast nichts. Damit wird außerdem deutlich, dass sie von Anbeginn eher klischeebehaftete Figuren aus den üblichen Drehbuchschubladen Hollywoods waren. Ist Larceny auch eine Verfilmung des Romans The Velvet Fleece (EA 1947) des Autorenduos Lois Eby und John Fleming, so erscheint vieles mit der Brechstange herbeizitiert. Die aus reichem Haus stammende Deborah Owens Clark (Joan Caulfield) ist ein naives Püppchen, das dem Betrüger (und Verführer) Rick Maxon, der von ihrem 1945 auf einem Kriegsschauplatz im Indopazifik verstorbenen Ehemann im Grunde nichts zu erzählen weiß, derart auf den Leim geht, dass es in manchen Szenen wie eine Satire anmutet. Kaum in "Mission City", Kalifornien, angekommen, fliegen John Payne nicht nur die Herzen aller jungen Frauen zu. Auch die seit Jahren in Trauer verharrende Deborah lässt sich vom falschen Kriegsveteranen und falschen Kameraden ihres Mannes im Nu zur kostspieligen Gründung einer luxuriösen Stiftung für kriminelle Jugendliche überreden, dem Maxon obendrein die Tönung eines “War Memorials“ verleiht. Das gerät ebenso rührselig wie lächerlich, und hier kommen wir zum nächsten Problem der technisch soliden Produktion, den Leistungen einiger der beteiligten Schauspieler und Schauspielerinnen.
© Universal-International Pictures Inc.
“I remember not being all that impressed with Joan Caulfield’s range in The Unsuspected (USA 1947) and I found myself having similar thoughts here”, reflektiert Colin McGuigan in seiner Rezension für Riding the High Country. David Brook kommt via Blueprint: Review zum Schluss: “I found both leads a little dull, delivering solid performances but with little charisma or charm”. Ich kann beides nachvollziehen, bin ohnehin kein Freund John Paynes und auch keiner der Darstellerin Joan Caulfield, die sich als enorm ausdrucksarm erweist. Folglich wundere ich mich darüber, dass trotz dieser explizit kritischen Hinweise solche Melange aus Rührstück und Film Noir in den USA meist wohlmeinende Kritiken erntet. Wirklich gut sind in dem Film die Drehorte sowie an erster Stelle der immer zuverlässige Dan Duryea, der in jeder seiner Szenen den Rest des Ensembles an die Wand spielt. Auch Shelley Winters und Richard Rober zeigen sich gut aufgelegt. Noch ein Wermutstropfen: Winters wird in einer unterdurchschnittlichen Rolle verheizt. Ihre Tory ist eine liebestolle, spätpubertäre Göre, die nicht ansatzweise das Niveau einer Femme fatale erreicht, als welche sie dem geneigten Publikum untergejubelt wird. Fazit: Ein teils unterhaltsamer, teils langweiliger Film Noir light, der selbst bei einem Connaisseur des Filmstils keinen bleibenden Eindruck hinterlassen wird und den man sehen kann, aber nicht sehen muss.
In den USA gibt es je eine Blu-ray und auch DVD (2021) der Kino Lorber Studio Classics, die das Werk sowohl bild- als auch tontechnisch topp restauriert beinhalten, inklusive des englischen Originaltons und mit englischen UT, dazu gibt es einen Audiokommentar Eddie von Mullers, der jedoch mit Eddie Muller, Moderator von TCMs Fernsehreihe Noir Alley und Präsident der Film Noir Foundation, San Francisco, nicht identisch ist.