Hugh Beaumont, Edward Brophy, Richard Travis, Joan Valerie, Wanda McKay
© VCI Entertainment
San Francisco, Kalifornien: Auf dem etwas versteckt liegenden Pier 23 im Hafen der Küstenstadt betreibt Denny O’Brien (Hugh Beaumont) am Ende eines Holzstegs einen Bootsverleih mit angeschlossener Reparaturwerkstatt. Zugleich arbeitet er als Privatdetektiv. Noch während das Telefon läutet, verabschiedet sich sein Mitbewohner in jener Werkstatt mit hintenan liegendem Schlafraum, der ehemalige Professor Frederick Simpson (Edward Brophy), welcher sich neben der Vorliebe für hochprozentigen Alkohol als Sammler von Informationen über dubiose Zeitgenossen betätigt. O’Brien nimmt den Hörer ab und Boxmanager Harry Barton (Stanley Price) ist am Telefon, den der Detektiv erst abzuwimmeln sucht, aber dann willigt O’Brien ein, ihn um 14.00 Uhr in einem Trainingscenter zu treffen. Als er dort eintrifft, sieht er im Ring Vic Lundy (Greg McClure), jenen erfolgreichen Boxer, der bei Harry Barton unter Vertrag ist und der am Abend gegen einen Veteranen namens Harper antreten soll. Doch wartet eine Überraschung auf Denny O’Brien, als ihm Barton eröffnet, dass er ihn engagieren möchte, um bei einigen Buchmachern 3.000 US-Dollar auf einen Sieg von Lundys Gegner Harper zu wetten und zwar auf den Namen Steve Belzig. Dass Barton nicht selbst im Wettbüro erscheinen möchte, leuchtet O’Brien ein. Zugleich ahnt er, das der Kampf eine abgekartete Sache ist und dass Vic Lundy auf Kommonado zu Boden gehen wird. Für 200 US-Dollar erklärt er sich trotzdem bereits, auf Harry Bartons Angebot einzugehen…
“I rent out boats and do anything else that means long odds and short hours. My sideline is trouble.” In der Tradition der Privatedetektive des Film Noirs der 40er Jahre versucht sich Hugh Beaumont als Denny O’Brien, ein Rollencharakter, der seine Ursprünge in der 1947 vom Mutual Broadcasting System ausgestrahlten Rundfunkreihe Johnny Madero, Pier 23 hat. Darin sprach der spätere TV-Star Jack Webb (Boulevard der Dämmerung, USA 1950) die Titelrolle, einen Privatdetektiv und Inhaber eines Bootsverleihs. Geschrieben wurde die Serie von Louis Morheim und Herbert Margolis, deren Hörspiele drei Jahre später für drei von der Spartan Productions ins Leben gerufene und von Lippert Pictures vertriebene Kinofilme um den Private Eye Denny O’Brien zur Vorlage wurden. Julian Harmon und Victor West adaptierten die Hörspiele für die Leinwand. Da eine Episode von Johnny Madero, Pier 23 jedoch nur eine Laufzeit von 30 Minuten hatte, entschloss man sich offenbar, in jedem der drei Filme um Denny O’Brien – Danger Zone (USA 1951), Roaring City (1951) und Pier 23 (USA 1951) – jeweils zwei der Hörspiel-Geschichten aneinander zu reihen. Der Effekt ist denkbar bizarr. Nach einer halben Stunden hat der emsige Detektiv seinen ersten Fall gelöst, und an einem sonnigen Tag an San Franciscos Waterfront folgt eine gewisse Irma Rand (Joan Valerie) dem Privatdetektiv in sein Frühstückslokal und unterbreitet ihm ein ungewöhnliches Angebot… Der zweite Fall steht mit dem ersten in keiner Beziehung. Das Ganze hat den Charakter einer TV-Serie, noch bevor es Serien dieser Art überhaupt gab. Solcher Umstand ist leider nicht als ein Kompliment zu verstehen. Der zweite Fall folgt in seiner inneren Mechanik exakt dem gleichen Strickmuster; nur einige der Figuren und das Setting sind ausgetauscht.
Seit 1940 hatte sich der US-Schauspieler Hugh Beaumont durch Nebenrollen in A-Produktionen wie Die blaue Dahlie (USA 1946) oder durch Hauptrollen in B-Filmen à la The Lady Confesses (USA 1945) gehangelt. Nachdem Lloyd Nolan zwischen 1940 und 1942 in insgesamt 7 Kinofilmen für die 20th Century Fox als Privatdetektiv Michael Shayne aufgetreten war, übernahm Hugh Beaumont 1946 und 1947 für das Powerty Row-Studio Producers Releasing Corporation (PRC) in fünf weiteren Produktionen die Rolle. Zusammen mit seinem Buddy Frederick Simpson und mit Richard Travis als Police Inspector Bruger ist Beaumont als O’Brien das Beste an Roaring City. Demgegenüber erweisen sich einige der anderen Darsteller als unterdurchschnittlich. Besonders Joan Valerie, Rebel Randall und Wanda McKay, deren Karrieren je kurz vor ihrem Ende standen, zeigen sich als schlicht ungeeignet für ihren Beruf. Noch miserabler sind allerdings die Geschichten selbst. Deren Handlungslogik entwickelt sich derart abstrus, dass sogar der mit dem B-Film der 40er und 50er Jahre vertraute Connaisseur der Filmklassik aus dem Staunen nicht herausfindet. Trotz einer Handvoll witziger Einzeiler, einem soliden Hugh Beaumont und sporadischen Bemühungen der Inszenierung durch William Berke ist Roaring City ein von A bis Z langweiliger Mumpitz, auf den man guten Gewissens verzichten kann.
Der Film erschien via VCI Entertainment zusammen mit Treasure Of Monte Christo (USA 1949) und Sky Liner (USA 1949) auf der inzwischen vergriffenen DVD (2008, codefree) Forgotten Noir & Crime: Volume 12, sowie parallel ebenfalls bei VCI in der mit 9 Filmen ausgestatteten 3-DVD-Box (2008, codefree) Forgotten Noir & Crime – Kit Parker Films Collection 4 (2008) und zwar in einer bild- und tontechnisch erstaunlich guten Fassung, ungekürzt und im Originalformat, dazu mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras.