Cash Truck

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Wrath Of Man
Kategorie
Neo Noir
Land
UK/USA
Erscheinungsjahr
2021
Darsteller

Jason Statham, Holt McCallany, Josh Hartnett, Rocci Williams, Jeffrey Donovan

Regie
Guy Ritchie
Farbe
Farbe
Laufzeit
119 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Studiocanal GmbH

Los Angeles, Kalifornien: Im Depot der Firma Fortico Security lädt der Sicherheitsbedienstete und Beifahrer Charlie (Leon Lee) einige Geldsäcke in den Geldtransporter und steigt dann zum Fahrer (Edward Ellis-Smith) nach vorn ins Führerhaus. Die beiden witzeln über ihre vielen Arbeitsjahre und Charlie schlägt dem Kollegen vor, sich endlich eine eigene Kaffeemaschine zuzulegen, indessen das Metalltor zur Seite fährt und der Wagen rechts abbiegt. Sie fahren zwischen die Brückenpfeiler einer Autobbahnüberführung; direkt dahinter wird offensichtlich gebaut. Plötzlich versperrt ihnen ein abbiegender Sattelschlepper die Weiterfahrt, während ein Bauarbeiter mit Mundschutz (Jeffrey Donovan) ein “Stop!“-Schild emporhält und den Geldtransporter zum Halten auffordert. Aus dem Lkw steigt ein Mann mit Schutzweste aus, der just ein Sturmgewehr emporhält, indessen Charlie und sein Fahrer feststellen, dass ihnen der Weg zurück versperrt ist. Schon wird die Tür von außen mit einem Schweißgerät bearbeitet, jemand wirft eine Rauchbombe ins Fahrzeuginnere, und die beiden Mitarbeiter von Fortico Security werden von weiteren Bewaffneten nach draußen geleitet. Indessen im Inneren des Wagens ein Geldsack nach dem anderen hinausgeworfen wird, sind draußen Schüsse vernehmbar… Der zuvor bei der Orange Delta Security tätige Patrick Hill (Jason Statham) bewirbt sich um eine Anstellung als Sicherheitsmann bei Fortico und Geschäftsführer Terry (Eddie Marsan) erklärt ihm seinen Arbeitsalltag…

 

“Strange things happen to men when they smell that much cash.” Der Überfall auf einen Geldtransporter als ruchlos krimineller Akt ist schon im Gangsterfilm und im klassischen Film Noir eindrucksvoll in Szene gesetzt worden. In Fritz Langs Gehetzt / Du lebst nur einmal (USA 1937), in Robert Siodmaks Rächer der Unterwelt / Die Killer (USA 1946) und in Gewagtes Alibi (USA 1949) vom gleichen Regisseur wurde er je erstklassig umgesetzt. Und auch ein Thriller mit einem rachedurstigen Familienvater, was Cash Truck vor allem ist, findet sich Mitte des letzten Jahrhunderts vergleichbar inszeniert, wie Román Viñoly Barretos La bestia debe morir (ARG 1952) exemplarisch belegt. Zugleich ist Guy Ritchies Film noch das Remake des französischen Neo Noirs Le Convoyeur (FRA 2004) des Autors und Regisseurs Nicolas Boukhrief mit Albert Dupontel in der 17 Jahre später von Jason Statham gespielten Hauptrolle. Dupontels Rollencharakter Alexandre Demarre ist ein Geschäftsmann, der nach einem Schicksalsschlag zu einem Wachmann eines privaten Unternehmens für Geld- und Werttransporte wird, d.h. er ist ein Herr bürgerlichen Zuschnitts, den ein unvorhergesehenes Ereignis zu einem Schritt vom Weg verleitet. Demarre ist folglich ein Film-Noir-Charakter par excellence - einer wie Joe Parkson (Robert Ryan) in Fred Zinnemanns Act Of Violence (USA 1948) oder wie Felix Lane (Narciso Ibáñez Menta) im bereits erwähnten La bestia debe morir (ARG 1952). Für seine Neuverfilmung nahm Guy Ritchie am ursprünglichen Drehbuch jedoch einschneidende Änderungen vor und sie betreffen vor allem Jason Stathams Patrick “H“ Hill alias Mason Hargreaves, der zu einem Superkriminellen aka Undecover-Agenten hochstilisiert wird, was den Film (und es war sicher Absicht) in den breiten Mainstream des Actionkinos einschwenken lässt.

 

Letzteres lässt Richties Film, der mit seiner von Stanley Kubricks Die Rechnung ging nicht auf / Killing (USA 1956) geborgten Rückblendenstruktur den simplen Racheplot verrätselt, leider an einer Unmenge von Klischees verenden. In seiner zweiten Hälfte, sobald die Verhältnisse und Hills Identität halbwegs entschlüsselt sind, wird Cash Truck mit seinem stoisch humorlosen und extrem gewalttätigen Antihelden “H“ völlig vorhersehbar. Dass Ritchie obendrein Nicolas Boukhriefs in Le Convoyeur (FRA 2004) konsequent platzierten Schlussakkord im Sinne eines Blockbusters für ein Massenpublikum abwandelte, gibt dem Werk mit seinen Comic-Charakteren und Action-Klischees endgültig den Rest. Geprägt von einer exquisiten Kameraarbeit und ins Zwielicht eines zeitgemäßen Neo Noirs getaucht, ist Cash Truck unterhaltsam und dramaturgisch stringent umgesetzt. Zugleich wird einem mit der letzten Szene nochmals deutlich, wie banal, gefällig und amoralisch der blutige Rachethriller vor allem ist, von dem nach Ende des Abspanns außer einem bitter-faden Nachgeschmack kaum etwas haften bleibt. Ein kalter und gewissermaßen ein hohler Film, auf den sich problemlos verzichten lässt.

 

Es gibt eine exzellente deutsche BD-Edition und auch DVD (2021) von StudioCanal, jeweils ungekürzt im Originalformat mit dem original englischen Ton und mit der deutschen Kinosynchronisation, – letztere auf keinen Fall zu empfehlen – dazu optional deutsche Untertitel, das Ganze bild- und tontechnisch exzellent und als Extras ein Featurette namens Guy Ritchie, eines betitelt Der Cast, zudem ein Making of und den Kinotrailer.

 


 

Neo Noir | 2021 | USA | Guy Ritchie | Andy Garcia | Eddie Marsan | Holt McCallany | Jason Statham

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