Blackmail

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
***
Originaltitel
Blackmail
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1947
Darsteller

William Marshall, Adele Mara, Ricardo Cortez, Grant Withers, Stephanie Bachelor

Regie
Lesley Selander
Farbe
s/w
Laufzeit
67 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Blackmail-Poster-web3.jpg  Blackmail-Poster-web2.jpg Blackmail-Poster-web1.jpg Blackmail-Poster-web4.jpg

 

Los Angeles, Kalifornien: Der aus New York angereiste Privatdetektiv Daniel J. Turner (William Marshall) fährt die Auffahrt zum Anwesen eines Millionärs der Unterhaltungsindustrie namens Ziggy Cranston (Ricardo Cortez) empor, parkt vor der Haustür und steigt aus. Seine Ankunft bleibt nicht unbemerkt. Aus einem Fenster im ersten Stock blicken Butler Jervis (Gregory Gaye) und Haushälterin Mamie (Eva Bartok) misstrauisch zu ihm hinunter, indessen Chauffeur Antoine le Blanc (Richard Fraser) Cranstons Limousine poliert und so tut, als nähme er den Gast nicht wahr. Als der Detektiv ihn anspricht, scheint der Chaffeur hilfsbereit, versucht plötzlich aber ihn mit einem Schraubenschlüssel auszuschalten, was Turner geistesgegenwärtig mit einem Faustschlag pariert, der den Angestellten in Livree zu Boden streckt. Auch stellt sich heraus, dass es mit dessen französischem Akzent nicht weit her ist und Antoine US-Amerikaner ist, während Turner nach einer spöttischen Bemerkung an der Haustür klingelt. In der Halle eilen Jervis und Mamie die Treppe hinunter; der Butler öffnet die Tür und versucht Turner abzuwimmeln. Jener steuert ungeniert in den Salon, entdeckt im Aschenbecher eine noch qualmende Zigarre, als Cranston ihn hinterrücks mit einer Pistole in der Hand anspricht und ihm die Brieftasche aus dem Jackett fischt. Als der Hausherr sieht, dass es jener Privatdetektiv ist, den er selbst anzuheuern beabsichtigt, ist er beruhigt. Denn Cranston sieht sich aktuell von ex-Freundin Carla (Stephanie Bachelor) und deren Komplizen erpresst…

 

“How much dirt have you picked up around here that didn’t belong in the vacuum cleaner?” Die Dichte der sarkastischen Einzeiler in einer Laufzeit von einer Stunde und 7 Minuten dürfte sogar im klassischen Film Noir ihresgleichen suchen. Sobald der New Yorker “Private Eye“ Daniel J. Turner den Mund öffnet, purzeln einzig und allein Aphorismen und biestig gemeine Bonmots heraus. William Marshall mimt seinen Detektiv mit der ganz klassischen Attitüde, die man als “hardboiled“ kennt und die sechs Jahre zuvor dank Humphrey Bogart als Sam Spade in John Hustons Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) zum Markenzeichen des privaten Ermittlers im urbanen Dschungel der 40er Jahre wurde. Vor allem auch Raymond Chandlers Romane und Erzählungen um den Privatdetektiv Philip Marlowe hatten in der Verkörperung durch Dick Powell, Robert Montgomery, Humphrey Bogart und George Montgomery den Stil und die Persönlichkeit des P.I. im Film Noir fest etabliert. Als Schauspieler ist William Marshall zweite Wahl, doch in dieser B-Produktion von Republic Pictures, die explizit im Fahrwasser des nach Ende des Zweiten Weltkriegs populären Film Noirs zu punkten hofft, ist er zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Leider ist neben dem Mundwerk sein wichtigstes Werkzeug die Faust, so dass Daniel J. Turner eher Mickey Spillanes reaktionären“Private Eye“ der 50er Jahre, Mike Hammer, vorwegnimmt, als dass sein Charakter an Hammetts und Chandlers oft in Fängen einer Femme fatale gefangene, melancholische Antihelden erinnert. Zwar gibt es in Gestalt von Cranstons Freundin Sylvia Duane (Adele Mara) auch eine solche, allerdings erhält die talentierte Adele Mara kaum Gelegenheit den unbeirrbar zielstrebigen Daniel J. Turner zu becircen.

 

Blackmail-lc-web1.jpg Blackmail-lc-web2.jpg Blackmail-lc-web3.jpg

 

“I don’t believe I have seen you around. Your face doesn’t seem very familiar.” – “I never look familiar to strangers, pal.” Einmal abgesehen vom Feuerwerk der knackigen Dialogzeilen ist Blackmail eine halbwegs unterhaltsame und durch Routinier Lesley Selander kompetent inszenierte B-Produktion, die den Fokus auf Faustkämpfe und sogar eine Verfolgungsjagd legt. Der Rest ist kaum der Rede wert, denn die Rollencharaktere, allen voran Ziggy Cranston und Sylvia Duane, bleiben bis zuletzt blass und bieten lediglich dem New Yorker Detektiv Gelegenheiten sich zu profilieren. Der 30-jährige William Marshall trat im Anschluss kaum noch als Schauspieler in Erscheinung und hatte als Regisseur zu Beginn der 50er Jahre mit Die Taverne von New Orleans (USA 1951) und Hello God (USA 1951) ebenfalls keinen Erfolg. Adele Maras Filmkarriere war Mitte der 50er Jahre gleichfalls vorüber und zum Ende des Jahrzehnts beendete auch Republic Pictures als letztes der Powerty-Row-Studos endgültig die Filmproduktion. Blackmail ist ein wenig bemerkenswerter B-Film der 40er Jahre, zwar hin und wieder von einigem Witz, allerdings mit zu wenig Finesse und ohne das Vermögen, die Talente der beteiligten Akteure so zu nutzen, dass letztere übers schmale Budget hinaus das Werk aufwerten.

 

Bis heute (2022) gibt es weltweit keine BD- oder DVD-Edition des Films, der aktuell zumindest online in einer bild- und tontechnisch unterdurchschnittlichen Fassung mit dem Originalton ohne Untertitel, ungekürzt und im korrekten Bildformat zur Verfügung steht.

 


 

Film Noir | 1947 | USA | Lesley Selander | Ricardo Cortez | Robert J. Wilke | Adele Mara

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.