Katze kennt den Mörder, Die

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
The Late Show
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1977
Darsteller

Art Carney, Lily Tomlin, Bill Macy, Eugene Roche, Joanna Cassidy

Regie
Robert Benton
Farbe
Farbe
Laufzeit
93 min
Bildformat
Widescreen

 


 

Die Katze kennt den Moerder-Poster-web1.jpg Die Katze kennt den Moerder-Poster-web2.jpg Die Katze kennt den Moerder-Poster-web4.jpg Die Katze kennt den Moerder-Poster-web3.jpg

© Warner Bros.

Los Angeles, Kalifornien: Der in die Jahre gekommene Privatdetektiv Ira Wells (Art Carney) sitzt heute Abend im Lehnsessel vor der Schreibmaschine, wo die erste Seite seiner Memoiren mit dem Titel “Naked Girls and Machine Guns“ eingespannt ist. In dem Raum hängen gerahmte Portraits in Schwarzweiß und der Fernseher läuft, als Mrs. Schmidt (Ruth Nelson), seine Vermieterin, an der Tür klopft. Wells öffnet und sieht neben ihr seinen langjährigen Freund Harry Regan (Howard Duff), wie er selbst ein Mann um die 60. Er vermutet zuerst, der alte Knabe habe zu tief ins Glas geschaut. Als jedoch Regan zu sprechen beginnt, rinnt ein Schwall Blut aus dem Mund und Wells ahnt, dass es schlecht um ihn steht. Er stützt den Schwerverletzten und weist Mrs. Schmidt an, sofort die Polizei anzurufen und eine Ambulanz zu verlangen, denn Harry Regan, der inzwischen auf dem Bett liegt, hat einen Bauchschuss und droht daran sterben. Ira möchte von Harry erfahren, wer ihn so zurichtete, doch Harry erzählt nur, dass er drauf und dran sei ein Geschäft abzuwickeln, dass ihnen beiden eine Menge Geld einbrächte. Bevor Ira eine wasserlösliche Tablette einnehmen kann, die sein eigenes Magengeschwür beruhigt, indessen er Harry Lebewohl sagt, ist sein Freund tot… Auf Regans Beerdingung taucht der Kleinkriminelle und Barkeeper Charlie Hatter (Bill Macy) in Gesellschaft der redseligen Margo Sterling (Lily Tomlin) auf, deren Kater wegen 500 US-Dollar Schulden von ihrem ex-Liebhaber gekidnappt wurde. Der Detektiv ist fassungslos…

 

“That's just what this town has been waiting for. A broken-down old private eye with a bum leg and a hearing aid, and a fruitcake like you.” Nicht zuletzt dank Roman Polanskis Chinatown (USA 1974) war Mitte der 70er Jahre der Neo Noir mit einem expliziten Bezug zur klassischen Ära der 40er Jahre im Kinoschaffen der Marke “New Hollywood“ plötzlich en vogue. Im Zuge dessen versuchte man sich an der Hommage auch via Komödie, wie sie von Peter Hyams mit Die falsche Schwester (USA 1975) und von Davis Giler mit Die Jagd nach dem Malteser Falken (USA 1975) ins Kino gebracht wurde. Hyams‘ Film, mit Michael Caine (als Privatdetektiv) und mit Natalie Wood erstklassig besetzt, war in den 40er Jahren angesiedelt. Gilers Fortsetzung des Romans Der Malteser Falke (EA 1928) von Dashiell Hammett und damit John Hustons Film Noir Die Spur des Falken / Der Malteser Falke (USA 1941) spielte in der Gegenwart der 70er, und man sah George Segal als Sam Spade Jr. in die Fußstapfen des Vaters treten. Keinem der beiden Werke war an der Kinokasse ein Erfolg beschieden. Auch Robert Bentons Die Katze kennt den Mörder vermochte lediglich Kritiker zu begeistern und verzeichnete reihenweise Nominierungen für Filmpreise. Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin 1977 gewann Lily Tomlin den Silbernen Bären. Bei der Verleihung der National Society of Film Critics Awards wurde Art Carney 1977 als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Noch heute ist Robert Bentons pointierte Würdigung des Film Noirs für Cineasten ein Hochgenuss. Die vertrackte Geschichte um Betrug, Erpressung und Mord balanciert dramaturgisch clever und straff auf dem Grat zwischen Thriller und Komödie. Charles Rosher jr. (Mord im Zwiebelfeld, USA 1979) ist als Kameramann wie immer exquisit; die beteiligten Darsteller wachsen über sich hinaus und Autor und Regisseur Robert Benton liefert einen Film, der beim Zuschauer stets den Eindruck einer Herzensangelegenheit hinterlässt.

 

“I'm not as young as I used to be.” Wie im klassischen Film Noir der 40er Jahre, als John Huston, Billy Wilder oder Ben Hecht als Drehbuchautoren ihren urbanen Antihelden ohne Unterlass knackige Dialoge mit pointierten Einzeilern in den Mund legten, sind Robert Bentons Charaktere auf ihre urgeigene Art streetwise und sarkastisch. Es dauert nicht lange, da erweist sich Harry Regans “Geschäft“ als weniger legal, als Ira Wells das vermutet haben mochte, und auch Margos ex-Liebhaber ist auf dubiose Weise dahinein verwickelt. Weder gut noch böse sind Bentons Getriebene, die in einem Leben in der Metropole Los Angeles nie tiefe Wurzeln schlugen, doch mit einem Drink, einem Joint und mit je einer Handvoll Erinnerungen an bessere Zeiten meist über die Runden kommen. Die Katze kennt den Mörder gilt unter Freunden des Film Noirs und des Neo Noirs bis heute als Geheimtipp, und dieser Einschätzung kann ich mich selbst nur anschließen. Wer die Gelegenheit findet, das Werk zu sehen, sollte nicht zögern, allerdings bitte in der Originalsprache. Sie ist (wie so häufig) auch bei diesem zu Unrecht ignorierten Klassiker der 70er die halbe Miete. Empfehlenswert!

 

In den USA gibt es als The Late Show eine DVD-R (2016) der Warner Archive Collection mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch sehr gut, mit der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras. In Spanien veröffentlichte Impulso Records, S.I. unterm Titel El gato conoce al asesino eine DVD (2009) mit dem Werk im Originalformat und ungekürzt, dazu den englischen Originalton mit spanischen Untertiteln und optional die spanische Kinosynchronisation.

 


Neo Noir | 1977 | USA | Robert Benton | Howard Duff | Joanna Cassidy

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