Ray Liotta, Gisele Fraga, Michael Rodrick, Sarah Ann Schultz, Christian Slater
Spokane, Washington: Durch die Stadt im Westen der USA führt der Spokane River und darin treibt nahe der Uferböschung die nackte Leiche einer jungen Frau (Adrienne Thommes) … Es ist ein verregneter Abend und Police Detective Jack Verdon (Ray Liotta) sitzt am Tresen des von seiner Ehefrau Ana (Gisele Fraga) betriebenen Restaurants und trinkt ein Bier, als ihm Ana sein Abendessen serviert. Noch eine Stunde müsse er warten, dann habe sie frei, sagt sie. Letzterer ist begeistert davon, mit ihr im Regen einen Spaziergang zu unternehmen, indessen Ana dafür plädiert mit dem Taxi zu fahren. Plötzlich erscheint Jacks Kollegin Jenny Tate (Sarah Ann Schultz) und erzählt, man habe die Leiche von Sarah Richards (Nike Imoru), Mitarbeiterin im Büro des Bezirksstaatsanwalts, in der Nähe vom Hillside Park aus dem Fluss gefischt. In Jennys Wagen begeben sich die Polizisten auf den Weg zum Tatort, während die junge Frau ihren Kollegen daran erinnert, dass er doch einst mit Sarah eine Affäre gehabt habe. Das liege viele Jahre zurück, erinnert sich Verdon, inzwischen habe Sarah geheiratet und zwei Kinder - es sei eine Tragödie. Als sie am Fluss ankommen, ist dort bereits ihr Vorgesetzter, Police Captain Langley (Ving Rhames), und erklärt, dass man der Frau das Genick gebrochen und an ihren Fingern kein Ehering vorhanden sei. Sarah sei vergewaltigt worden und ihre Kleider haben sich exakt dort befunden, wo sie und Jack, wie sich nun Verdon erinnert, vor 12 Jahren das letzte Mal miteinander Sex hatten…
“The River Murders is a strong contender for worst film of 2011. It is dull, derivative, and dreary.It is also one of the most disappointing thrillers ever made.” Es ist ein bitteres Fazit, das Philip Jon hier für Film Critic, Esq. zieht, aber ich fürchte, es kommt einer ungeschminkten Einsicht in die Qualität dieses Films sehr nahe. Was hat sich Drehbuchautor Steve Anderson bei Entwicklung dieser Geschichte gedacht? Worauf wollte er bitte hinaus? Das Ganze beginnt ähnlich, wie US-amerikanische Thriller und Neo Noirs schon in den 80er und in den 90er Jahren starteten. Die furchtbar zugerichtete Leiche einer Frau, die zuvor vergewaltigt wurde, wird entdeckt. Man könnte an einen Ritualmord denken, und ein erfahrener Polizeibeamter im Morddezernat war mit ihr einst privat verbandelt… So erinnert der Film in seiner ersten Hälfte an Neo Noirs à la James B. Harris‘ Der Cop (USA 1988), an David Finchers Sieben (USA 1995), an J.S. Cardones True Blue (USA 2001) und sogar an Erik Van Looys Loft – Tödliche Affären (BEL 2008). Auf der US-amerikanischen DVD-Veröffentlichung lautet die Werbebotschaft “You can’t escape the past.“, gemeinsamer Nenner von Film-Noir- und Neo-Noir-Titeln im Dutzend, und ich fragte mich, ob das jetzt für den Autor Steve Anderson oder für den im Film ermittelnden Polizisten Jack Verdon gelten soll. Was in jedem Fall gilt, ist der Abwärtstrend in der zweiten Hälfte, wenn die Zahl der ermordeten Frauen aus Jacks promiskuitiv geprägter Vergangenheit rapide zunimmt, die Zuschauer den Killer längst kennen, und schließlich FBI-Agent Vuckovitch (Christian Slater) den gepeinigten Verdon aus dem Bett klingelt und die Identität des Mörders im Besprechungsraum preisgibt. Zu dem Zeitpunkt wird selbst der geduldigste Cineast mehr als einmal herzhaft gegähnt haben. Und es wird nicht besser. Im Gegenteil! Was in der ersten Hälfte als Mittelmaß hätte durchgehen können, ist im Finale und mit der Schlusssequenz in der untersten Schublade von Fernsehunterhaltung angelangt.
Es gibt exakt zwei Schauspieler, die hier eine jeweils gute Leistung bieten, nämlich Sarah Ann Schulz und Raymond J. Barry in der Rolle von Jacks Vater Trent Verdon. Ansonsten wursteln sich die Beteiligten durch ein Machwerk, von dem sie längst ahnen oder gar wissen, dass es sie auf der Karriereleiter eher abwärts als nach oben führen wird. Seitens der Inszenierung sind einige Sequenzen derart missglückt, dass es mich schier umgehauen hat. Der in Rückblenden einen 30 Jahre jüngeren Jack Verdon darstellende Alex Donnolo hat mit Ray Liotta keinerlei Ähnlichkeit, es ist geradezu absurd. Die neben der an David Finchers Sieben (USA 1995) gemahnenden Bibelfestigkeit des Serienkillers für die Auflösung relevante Psychologie entlädt sich im Finale in einer Konfrontation zwischen Jack Verdon und dem Täter, die einfach lächerlich ist. Der sonst fast ausschließlich als Produzent tätige Rich Cowan hat seit dem bei Kritikern und beim Publikum gefloppten The River Murders nicht mehr im Regiestuhl Platz genommen. Steve Anderson wiederum schrieb die Drehbücher und führte Regie für zwei vom Humphrey Bogart Estate finanzierte und von Stephen Humphrey Bogarts Santana Films produzierte Neo Noirs, nämlich This Last Lonely Place (USA 2014) und The White Orchid (USA 2018).
Unterm Titel The River Murders – Blutige Rache gibt es eine jeweils sehr gute BD- und DVD-Ausgabe (2012) der Senator Home Entertainment GmbH im Vertrieb der Universum Film GmbH, München, mit dem Werk ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu den original englischen Ton und eine deutsche Synchronisation, das Ganze ohne Untertitel, den deutschen Trailer (Film lief nie im deutschen Kino) und ein Making Of mit deutschen Untertiteln als Extras.