Mary Beth Hughes, Hugh Beaumont, Edmund MacDonald, Claudia Drake, Emmett Vogan
Ein Taxi hält spät abends vor einem Apartmenthaus, und während Norma Craig (Barbara Slater) aussteigt, instruiert sie den Taxifahrer, bitte auf sie zu warten. Als es an der Haustür klingelt, erhebt sich Vicki McGuire (Mary Beth Hughes) von ihrem Sitz am Flügel, wo sie eben in ihr Spiel vertieft war und öffnet. Die ihr fremde Norma stellt sich als Larry Craigs (Hugh Beaumont) seit 7 Jahren verschollene und totgeglaubte Ehefrau vor und erklärt Vicki, dessen Braut, dass diese ihren Gatten nicht ehelichen werde. Nach dem Gesetz sei es möglich, das stünde außer frage, dennoch würde nie jemand ihren ex-Mann heiraten, und Vicki könne ihr dafür dankbar sein. Damit verlässt Norma Craig die Türschwelle, auf der sie vor einer konstanierten Vicki stehengeblieben war und geht. Vicki versucht ihren Verlobten Larry im Club 711 zu erreichen, wo Barkeeper Stevie (Dewey Robinson) ihr mitteilt, dass er ihn heute Abend noch nicht gesehen habe. Minuten später kommt Larry Craig jedoch in den Club, wo Sängerin Lucille Thompson (Claudia Drake) soeben ihre abendliche Show begonnen hat und It’s All Your Fault zum Besten gibt. Larry hat längst zu viel getrunken und bestellt dennoch einen doppelten Scotch bei Stevie, der ihm mitteilt, dass eine unbekannte Anruferin ihn habe sprechen wollen. Larry interessiert das nicht und geht ins Büro von Lucky Brandon (Edmund MacDonald), Inhaber des Club 711, der sich darüber ärgert, dass sein betrunkener Besucher nicht anklopft. Lucky ist erstaunt, Larry in einem derartigen Zustand zu sehen…
“What are you celebrating, a long life or an early death?” In den 25 Jahren zwischen 1933 und 1958 war Sam Newfield (Hi-Jacked, USA 1950) der Regisseur von insgesamt 210 Kinofilmen, allesamt B-Produktionen. Allein 1945 dreht er, wie im Jahr zuvor, ein rundes Dutzend Spielfilme, indessen er im Folgejahr seine Produkltivität auf 17 Regiearbeiten steigern konnte. Davon ausgehend, dass die Dreharbeiten für The Lady Confesses im Vertrieb des Powerty-Row-Studios PRC (Producers Releasing Corporation) sich eher in Tagen statt in Wochen messen ließen, kann der Cineast einschätzen, was ihn erwartet. Das Schauspiel einiger Nebendarsteller ist so miserabel, dass es Newfield wahrscheinlich gleich beim ersten als dem einzigen Take belassen haben wird. Der Kriminalfall, welcher das Interesse der Zuschauer aufrecht halten soll, ist sowohl ein wenig bizarr als auch wiederum von Standards einer banalen Kriminalliteratur gekennzeichnet. Nach dem ersten Mord mäandert die Geschichte vor sich hin und sogar die kurze Spielzeit des Films kann die Geschichte nicht vor langweiligen Passagen bewahren. Denn das Drehbuch der später als Schauspielerin tätigen Helen Martin, ihr zweites und letztes, lässt wie auf der Bühne eines Boulevardtheaters die Schauspieler ständig durch Türen ein- und austreten und in verschiedenen Konstellationen immer wieder die Frage erörtern: Wer war der Mörder? Dabei werden Informationen, die der Zuschauer in einer vorherigen Szene aus erster Hand erhielt, in Gesprächen nochmals weitererzählt, und fast zwangsläufig stellt sich damit das eine oder andere Gähnen ein.
“The Lady Confesses is a pretty decent murder mystery with a faint tinge of noir”, heißt es bei Classic Movie Ramblings, aber mir bleibt das etwas zu nichtssagend. Film-Noir-Stil wird vor allem durch die Kameraarbeit Jack Greenhalghs (Fear In The Night, USA 1947), die Handlung spielt ausschließlich in der Dunkelheit der Nacht, und durch eine finale Wendung, die man Helen Martin zugutehalten muss, explizit relevant. Allerdings geraten nach der etwas besseren zweiten Hälfte Finale und Auflösung des Falls sowohl zu hastig als auch, was das Spiel der Darsteller betrifft, bei weitem zu belanglos. So wundert es kaum, dass der Gutteil der beteiligten Akteure, z.B. Barbara Slater, Carol Andrews oder Claudia Drake, spätestens ab Mitte der 50er Jahre gar nicht mehr im Filmgeschäft tätig war, oder in Fernsehproduktionen sein Auskommen fand, wie es für Hugh Beaumont und Emmet Vogan zutraf. Tragisch ist, dass im Lauf der nächsten 10 Jahre die Schauspieler Edward Howard mit 36, Edmund MacDonald mit 43, Dewey Robinson mit 52 und Carol Andrews mit 34 Jahren verstarben. Der offensichtlich in Los Angeles gedrehte Film Noir The Lady Confesses - Vicki McGuire wohnt in 4468 Hillhurst Avenue - erschien in Italien, wo er in den 60ern in die Kinos kam, als Lo strangolatore di Boston. Scheinbar wollte man dem Publikum suggerieren, es handele sich um einen Film, der die in den Jahren 1963/64 durch Albert Henry de Salvo begangenen Serienmorde thematisiere.
Es gibt eine US-amerikanische DVD-Edition (2005, codefree) der Alpha Video Distributor, Inc. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch bestenfalls noch akzeptabel inklusive der original englischen Tonspur ohne Untertitel, jedoch in keiner Weise restauriert und das Ganze ohne jegliche Extras.