Bewertung
***
Originaltitel
C+ jing taam
Kategorie
Neo Noir
Land
HK
Erscheinungsjahr
2007
Darsteller
Aaron Kwok, Liu Kai-chi, Tak-Bun Wong, Siu-Ming Lau, Yiu-Cheung Lai
Regie
Oxide Chun Pang
Farbe
Farbe
Laufzeit
103 min
Bildformat
Widescreen
Bangkok, Thailand: Privatdetektiv Chan Tam (Aaron Kwok) öffnet frühmorgens sein Büro, in dessen Hinterzimmern er zugleich lebt. Unerwartet taucht ein flüchtiger Bekannter namens Fei Lung (Shing Fui-ong) bei ihm auf, der behauptet, dass man ihn ermorden wolle. Jener gibt Tam das Foto einer jungen, sympathisch aussehenden Frau (Natthasinee Pinyopiyavid) und behauptet, sie folge ihm. Doch der Detektiv ist nicht überzeugt und glaubt, der womöglich betrunkene Lung will ihn nur dazu benutzen, die Adresse der Frau herauszufinden. Doch als Lung sich erhebt und sein Foto greift, packt er zugleich ein dickes Bündel Banknoten auf den Tisch und gibt Tam zu verstehen, dass es sein Erspartes sei und er sich bei ihm melden solle. Der bankrotte Tam ist perplex und will mit seiner Kamera ein Foto Lungs schießen, der aufrecht auf der Schwelle steht und sich unangekündigt erbricht… Tam besucht einen Imbiss, wo er regelmäßig zu Mittag speist, als sein Bekannter Fung Chak (Liu Kai-chi), ein Inspektor der Polizei, zu ihm stößt. Tam bezahlt ihm mit Lungs Geld seine Schulden zurück, möchte aber nicht sagen, an was für einem Fall er gerade arbeitet, und Chak verspottet seinen Freund ein wenig. In den folgenden Tagen begibt sich Tam systematisch auf die Suche nach der jungen Frau auf der Fotografie und hat schließlich sogar Erfolg. Mit dem Shop von Uncle Cheung (Siu-Ming-Lau) findet er den Ort, wo das Foto aufgenommen wurde und erfährt, dass die Frau Mok Wai Sum heiße und der Mahjong spielende Mann (Chaiyapong Settagam) auf dem Bild Ming. Sogar ihre Adresse kennt Uncle Cheung, obgleich er sie schon eine Weile nicht mehr sah…
“Apart from its pictures "The Detective" is a mediocre movie, of which we hoped that it may at least come up with a reconciling ending. But this hope is in vain,” schreibt Manfred Selzer für Asia Movie Web und bringt es damit auf den Punkt. Die Bilderwelten des Films sind geradezu ein Rausch an fernöstlichem Flair, ein komplett vor Ort im düster schmutzigen Dschungel der Großstadt Bangkok erstelltes Panoptikum, das die Metropole so charaktervoll und zum Greifen nah auf die Leinwand bringt, dass es eine Freude ist. Der Hauptdarsteller Aaron Kwok liefert eine engagierte und hochkarätige Leistung ab und bringt seinen Privatdetektiv mit dem Repertoire seines Könnens in vieler Hinsicht zum Leben. So entsteht über die Dauer von 103 Minuten ein Rollencharakter, der die eher dünne Anlage des Drehbuchs bei weitem übersteigt. Die beiden Freunde, die ein 30 Jahre in der Vergangenheit liegendes tragisches Ereignis miteinander erbindet, nämlich Tam und Chak, lassen uns aufgrund dieses Drehbuchs leider nur an einigen dürren Fakten des Ereignisses teilhaben. In einer Rückblende versäumt der Film die Chance, aus dem Ereignis selbst etwas wie eine Blaupause für seine Charaktere zu bilden, die damit in ihrer Beziehung auf zwei, drei signifikante Standards reduziert bleiben. Das erweist sich im Zug ihrer mitunter gemeinsamen Untersuchungen als störend, beizeiten irritiert es sogar.
“A neo-noir that refuses to abide by the rules“, zitiert das Cover den englischen DVD-Ausgabe (2008) zwar David Parkinsons Filmrezension für das Empire Magazine Online. Doch nach einem starken Auftakt, einem latent überladenen Mittelteil, den der erfahrene Film-Noir-Freund natürlich gerne hinnimmt, geht den Autoren Oxide Pang Chun und Thomas Pang zum Ende hin leider die Luft aus. Trotz eines rasanten und in hypnotische Nachtbilder getauchten Finales erweist sich der Schluss in mehrfacher Hinsicht als ungemein konstruiert und letztendlich schwach. Man scheut sich nicht, einen Deus ex Machina aus der Tasche zu ziehen, der sowohl Chan Tams detektivische Arbeit als auch das Verhalten einiger daran Beteiligter erklären soll, aber nicht nur die absurden Koinzidenzen in der Schlussphase sondern auch der Fokus auf die verschachtelte Entwicklung der Handlung selbst wird dadurch beschädigt. Der Film zeigt an vielen Stellen Potential, das Schauspiel Kwoks, der fast in jeder Einstellung zu sehen ist, zieht den Zuschauer in seinen Bann, und manche ausgetüftelte Szene ist mit Versprechungen beladen. Davon bleibt zuletzt nur wenig übrig, und trotz seines latent atypischen Verlaufs einiger überraschender Wendungen bleibt The Detective eine verpasste Möglichkeit. Insbesondere deshalb, weil die Extras zum Ende des Films so störend wie im Grunde auch überflüssig sind. Einige Jahre später drehte Oxide Pang Chun mit Aaron Kwok und Liu Kai-chi dennoch The Detective 2 (HK 2011), der bei der internationalen Filmkritik keine allzu positive Resonanz fand.
Sehr gute DVD-Edition der Terracotta Distribution (2008) mit dem Film bildtechnisch topp ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Kantonesisch und Thai, optional Untertitel auf Englisch, den Kinotrailer, eine Einführung von Oxide Pang Chun, ein Making of und ein Behind the scenes als Extras.