Best Laid Plans

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Bewertung
***
Originaltitel
Best Laid Plans
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1999
Darsteller

Alessandro Nivola, Reese Witherspoon, Josh Brolin, Rocky Carroll, Michael G. Hagerty

Regie
Mike Barker
Farbe
Farbe
Laufzeit
90 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Twentieth Century Fox Film Corporation
 
Tropico, Nevada: Eines Nachts sitzen die alten Studienfreunde Bryce (Josh Brolin) und Nick Thornbury (Alessandro Nivola) in der Bar Nocturne. Beide träumten einst von der akademischen Karriere in ihren Fächern Geschichte und Literatur, aber nur der aus reichem Haus stammende Bryce ist just auf dem Sprung zur Universitäts-Professur. Nick arbeitet in einem Recyclinghof, lebt von der Hand in den Mund und fährt stets seinen alten Dodge Charger. Er hofft darauf, eines Tages das ihm verhasste Tropico verlassen und andernorts Fuß fassen zu können, doch nach dem Tod seines Vaters - selbst ein Professor für Literatur - erscheint er bitter und müde. Die beiden erinnern sich an Freunde und Bekannten aus Unitagen, als ein blondes Mädchen (Reese Witherspoon) in der Bar auftaucht, das Bryce beiläufig wahrnimmt… Spät nachts erhält Nick einen Anruf von Bryce, der ihn bittet, dringend im Haus jenes Millionärs aufzutauchen, das jener während dessen Abwesenheit zu hüten hat. Er habe ein Problem, gibt er zu verstehen, ein großes. Auf dem Weg passiert Nick einen Einsatz der Feuerwehr, die ein Buschfeuer löscht. Bryce serviert Nick ein Bier und erklärt ihm, dass er mit einem Mädchen geschlafen habe, das ihn jetzt der Vergewaltigung bezichtigt. Katherine Lowell ist die junge Frau aus der Bar, doch das Problem ist, dass sie laut ihren Ausweispapieren erst 16 Jahre alt ist. Kathy wurde im Untergeschoss von Bryce, der seine Karriere ernsthaft bedroht sieht, mit Handschellen an den Billardtisch gekettet…
 
”I only wanted to get laid, instead I’m getting fucked.“ Die in ihrer Vergangenheit miteinander verbundenen Charaktere und das Element wiederholten Betrugs, der für alle Beteiligten die Dinge so aussehen lässt, wie sie nicht sind, qualifizieren Best Laid Plans als in der Film-Noir-Tradition wurzelnden Thriller. Reese Witherspoon ist in einer frühen Hauptrolle zu sehen, die deutlich macht, warum sie zu einem Filmstar wurde. Ihr Schauspiel ist exquisit, indessen auch die männlichen Kollegen, vor allem Alessandro Nivola, ihr kaum nachstehen. Das Trio der zentralen Rollencharaktere entwickelt eine überzeugende Chemie miteinander; zudem sind auch die Nebenrollen hervorragend besetzt und die Charaktere fein konturiert. Die Schauplätze im trostlosen Tropico, einem Nest ohne Charakter und ohne die Aussicht auf ein vom Zement der Spießbürgerlichkeit unabhängiges Leben, sind stimmig. Der Recycling-Hof als Inbegriff des Scheiterns eines Traums von der akademischen Karriere und die akademische Karriere von Nick Thornburys Vater, eines Professors für Literatur, als Beispiel des Scheiterns auf jener höher gelegenen Lebensbühne sind clever verwoben. Im Rekurs aufs Drehbuch ist dessen verschachtelte Erzählstruktur, typisch für den Film Noir, ein Aspekt, der den Zuschauer während der ersten zwei Drittel bei der Stange hält. Nach den ersten zehn Minuten sind die Verhältnisse vollkommen unklar und einzig die Rückblende in die vergangenen vier Monate der Filmwirklichkeit hilft dem Zuschauer, die Fäden zu entwirren. Warum erhält der Film dennoch bloß drei Sterne?
 
Nun, der Autor Ted Griffin und der Regisseur Mike Barker haben nicht die Courage, ihre Sache konsequent zu Ende zu bringen. Einerseits lassen die unerwarteten Wendungen ihre Protagonisten wechselweise ins Bodenlose fallen und die Grundfesten ihrer Existenz ins Wanken geraten. Andererseits vollzieht der Film im letzten Drittel eine halbe Kehrtwende und dies mit Blick auf ein milde lahmes Finale, das die gebotene Stringenz (und Glaubwürdigkeit) dem kommerziellen Kalkül des Unterhaltungswerts opfert. Das ist derart offensichtlich und störend, dass besonders für den Film-Noir-Freund die Enttäuschung darüber schon in der Konstruktion dessen angelegt ist. Dass nämlich zuletzt die Protagonisten den Wissensvorsprung der Zuschauer aufholen dürfen, reizt als Schlussakt geradewegs zum Gähnen. Bedauernswert, denn der Film ist nicht nur erstklassig bebildert, sondern er verspricht im ersten Drittel auch bedeutend mehr, als er am Ende zu halten gewillt und in der Lage ist. Hier zeigt sich die Differenz zu Autoren und Regisseuren wie Steven Soderbergh, dessen Die Kehrseite der Medaille (USA 1995) nicht allzu weit von Best Laid Plans entfernt liegt. Ein Neo Noir sollte zuletzt nichts aufs Feld eines High-School-Dramas abdriften, weil er nicht weiß, wohin mit sich. „Die Geister, die ich rief!“ – Griffin und Barker bekommen sie am Ende nicht gebannt und das hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Insofern ist Best Laid Plans zuletzt eine verpasste Chance und mehr nicht.
 
Sehr gute DVD-Edition (2006) der Twentieth Century Home Entertainment Ltd. mit dem Film ungekürzt im Originalformat, Tonspuren auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch, optional Untertitel auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch, Schwedisch, Englisch, einen Audiokommentar von Mike Barker, ein Featurette, geschnittene Szenen und den Kinotrailer als Extras.
 

Neo Noir | 1999 | USA | Mike Barker | Alessandro Nivola | Josh Brolin | Mike Hagerty | Terrence Howard | Reese Witherspoon

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