Film Noir
| USA
| 1954
| Arnold Laven
| Joseph F. Biroc
| Broderick Crawford
| Casey Adams
| Harlan Warde
| Jay Adler
| William Schallert
| Martha Hyer
| Ruth Roman
Bewertung
**
Originaltitel
Down 3 Dark Streets
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1954
Darsteller
Broderick Crawford, Ruth Roman, Matha Hyer, Marisa Pavan, Casey Adams
Regie
Arnold Laven
Farbe
s/w
Laufzeit
86 min
Bildformat
Vollbild
© United Artists Corporation
In Washington D.C. garantiert das Hauptquartier des “Federal Bureau of Investigation“ den Bürgern der USA in Anbetracht der bösen Buben, die das Land unsicher machen, ihre Sicherheit. Just ist der zur Fahndung ausgeschriebene Joseph Walpo (John Basssett) auf dem Weg nach Los Angeles und fährt auf freier Strecke an eine Tankstelle, wo Tankwart Ben (William Schallert) - fleißiger Leser von Detetektiv-Magazinen - ihn sofort erkennt und versucht, telefonisch die örtliche Polizeidienststelle und so das FBI zu informieren. Doch Walpo wird misstrauisch, steigt aus seinem Wagen aus und erschießt den Mann... In Los Angeles übergibt der dortige FBI-Chef Frank Pace (William Johnstone) seinem Agenten John Ripley (Broderick Crawford) ein Fernschreiben aus Washington. Joe Walpo sei auf dem Weg nach Los Angeles, heißt es darin, so dass sich der Koordinator der Field Officers, John Ripley, mit Agent Zack Stewart (Kenneth Tobey) kurzschließt, der gerade erfolglos den Gauner Vince Angelino (Gene Reynolds) verhört hat. Ripley übergibt nun Stewart das Fernschreiben mit den Worten“Look! This came in from Washington.“ und verspricht ihm zugleich, dessen Frau Margaret anzurufen, um ihr mitzuteilen, dass Zack heute erst spät zum Abendessen kommt. Stewart wandert noch in der Dunkelheit durch die inzwischen leeren Flure voller Atenschränke und bringt sich im Fall Walpo auf den neusten Stand. Inzwischen erhält die allein erziehende Mutter Katherine Martell (Ruth Roman) den Anruf eines Erpressers…
Zum Blick der Kameraauges auf die Fassade des FBI-Hauptquartiers in Washington D.C. mitsamt der Inschrift “Federal Bureau of Investigation“ verkündet der Erzähler William Woodson: “All words best known by three initials – FBI. Letters that spell out the eternal security of the nation. Behind those doors – your guardians.” So der Auftakt dieses Werks, das kurz vor Ende der McCarthy-Ära den patriotischen Wahn der Epoche befeuern sollte und eine totgeglaubte Spielart zweckentfemdeten “Film Noirs“ wiederbelebt, das Doku-Drama im Dienst nationalistischen Sendungsbewusstseins. Alles was in diesem Film von den braven und rechtschaffenen Herren des FBI vorgeführt wird, ist dem Zweck einer Propaganda zuzurechnen, die bis heute die Machenschaften US-amerikanischer Staatsorgane äußert dubios und weniger von Rechtsauffassung als von Biedersinn und Fanatismus angetrieben zeigt. Schon der väterlich selbstbewusste und dozentenhaft mahnende Tonfall Woodsons zum Takt Paul Satwells’ popmpöser Musik unter Verwendung des Star Spangled Banner verursacht beim heutigen Zuschauer Unwohlsein. Es verschwindet bald zugunsten einer unfreiwillig provozierten Heiterkeit, denn die Darstellungen der in Gut versus Böse aufgeteilten Rollenvorbilder sind derart stereotyp, wie man es für 1954 kaum für möglich hält. So zeigt sich, in welchem Ausmaß die Phase unter McCarthys Doktrinen einen jegliche Innovationskraft der Filmwirtschaft lähmenden Einfluss hatte. US-amerikanische Filme, wie sie in der ersten Hälfte der Dreißiger ins Kino kamen, wirken im Vergleich mit diesem Machwerk geradezu modern. Drei dunkle Straßen entstand 1954, als vertriebene US-Bürger wie Joseph Losey und Jules Dassin bereits im europäischen Exil arbeiteten und einstige Exilanten wie Jean Renoir, Max Ophüls oder Robert Siodmak das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ernüchtert wieder verlasssen hatten.
© United Artists Corporation
Doch dieser Film-Noir-Bastard schneidet nicht bloß als Vehikel für eine politische Ideologie sondern teils auch handwerklich schlecht ab. Seine Produktion ist solide, gedreht wurde an Originalschauplätzen und Kameramann Joseph Biroc war eine der Koryphäen seiner Zeit. All das macht sich positiv bemerkbar; auch Dramaturgie und Schnittfolge sind unauffällig gut. Aber Broderick Crawford gibt in dem Beamten-Noir Drei dunkle Straßen eine hölzerne Vorstellung, wie ich sie von ihm bis dato nicht zu sehen bekam. Alle Szenen in den FBI-Büros mit ihren steifen “Role Models“ von Musterzöglingen der Staatsräson erinnern ans Schulfernsehen des Kalten Krieges, darin stets der erhobene Zeigefinger Regie führte. Aufgrund der lose miteinander verwobenen drei Fälle in einem Film gewinnt man den Eindruck, ein nachträglich auf Spielfilmformat gestrecktes Fernsehprodukt zu sehen. Und was macht eine exzellente Darstellerin wie Ruth Roman in so einer drögen Produktion für Edgar J. Hoover? Sie stemmt sich mit der einzig hier erwähnenswerten Schauspielqualität als ehemalige A-Film-Darstellerin gegen ihren Abstieg, denn starke Frauencharaktere waren im Kino der Fünfziger nicht länger gefragt. Aus dem Drehbuch des Ehepaars Gordon, von dem Mr. Gordon Gordon tatsächlich ex-FBI-Agent war, nahm sich Blake Edwards jene Episode mit Ruth Roman und drehte nach ihr seinen Thriller Der letzte Zug (USA 1962). Doch der hat einen völlig anderen Charakter – sinister, dunkel, ambivalent, Film Noir eben.
Bildtechnisch gute DVD-R-Veröffentlichung (2011) in der Limited Edition Collection (USA) von Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc. mit dem Film ungekürzt im Originalformat samt dem englischen Originalton ohne Untertitel und ohne Extras. Eine spanische DVD beinhaltet den Film ebenfalls ungekürzt im korrekten Bildformat mit englischem oder spanischem Ton, optional spanische Untertitel, doch diese Ausgabe liegt uns nicht vor.