Bewertung
**
Originaltitel
Murder Is My Beat
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1955
Darsteller
Paul Langton, Barbara Payton, Robert Shayne, Selena Royle, Roy Gordon
Regie
Edgar G. Ulmer
Farbe
s/w
Laufzeit
77 min
Bildformat
Vollbild
Police Captain Bert Rawley (Robert Shayne) fährt in einer kalifornischen Kleinstadt aufs Gelände vom Rancho Motel und späht durch ein Fenster in das Innere eines Bungalows. In Kleidung auf dem Bett liegend starrt sein Kollege Detective Ray Patrick (Paul Langton) ins Leere, doch Rawley zückt seine Waffe und stürmt durch die Tür. Ray Patrick ist allerdings wachsam und springt Rawley entgegen und entwaffnet ihn. Es entspinnt sich ein Faustkampf, aber als Patrick seinen Vorgesetzten erkennt, hält er sofort inne. Er weiß, dass er durch seine aktive Mithilfe bei der Flucht Eden Lanes (Barbara Payton) aus Polizeigewahrsam selbst zu einem Schuldigen wurde. Die Nachtclubsängerin aus dem Spotlight, Los Angeles, in die sich der hartgesottene Cop Ray Patrick Hals über Kopf verliebte, ist die Hauptverdächtige in einem Mordfall. Jetzt erbittet sich Patrick von Rawley 24 Stunden Schonzeit, um selbst nach dem wahren Mörder im Fall Frank Deane zu suchen. Er erinnert sich, wie damals in Los Angeles alles seinen Anfang nahm, als ihn Rawley zum Tatort des Mordes schickte, wo Frank Deane mit dem Gesicht nach unten im offenen Kamin sein Leben ausgehaucht hatte. Hier informiert ihn der Pathologe (William Fawcett) kurz über das Fehlen jedweder Spuren und die Nachbarin Miss Sparrow (Kate MacKenna), eine ältere Dame, setzt ihn über die etwas Mysteriöse Unsichtbarkeit ihres Nachbarn ins Bild. Frank Deane war ein Mieter, den niemand wirklich je gesehen hatte. Allerdings gab es da seine Freundin, Eden Lane…
“Were it not for the presence of an interesting, much talked about director and an infamous leading lady the film would simply vanish into the haze — there’d be very little of substance left to make film aficionados seek it out”, fasst es Mark für Where Danger Lives zusammen und trifft den neuralgischen Punkt. Mord ist mein Geschäft ist ein in jeder Hinsicht unterdurchschnittlicher Routinekrimi, dessen Inszenierung und Kameraarbeit uninspiriert, dessen Schauspieler zweitklassig und dessen Geschichte schlicht langweilig sind. Die in den Spätvierzigern hoffnungsvolle und hier völlig abgewirtschaftete Barbara Payton liefert eine dröge und talentlose Vorstellung, die ihre endgültig letzte sein sollte. Auch Paul Langton zeigt, warum er nach diesem Kinofilm bis 1972 nur mehr ein besserer Statist in einer endlosen Zahl von Fernsehserien war. Von der innovativen Regie und den guten Leistungen aller Beteiligten, die 10 Jahre zuvor Edgar G. Ulmers Detour (USA 1945) zu einem Klassiker des US-amerikanischen B-Films werden ließen, fehlt in diesem Machwerk fast jede Spur. Ja, es gibt Elemente, die einzelne Aspekte des klassischen Film-Noir-Dramas der 40er wiederzubeleben suchen, finden sie auch in der explizit öden Kameraarbeit von Harold E. Wellman nicht den geringsten Niederschlag. Sie zeigen sich unter anderem in der Erzählerstimme Ray Patricks, der die lange Rückblende, daraus über die erste Hälfte des Films besteht, selbst kommentiert und analysiert: „I began to doubt. And when a man begins to doubt what he represents as right must be right, he’s coming apart at the scenes.”
Der innere Zwist, den Ray Patrick zum Ausdruck bringt, bezeugt nicht nur eindeutig die Rechtsauffassung einer US-amerikanischen Staatsgewalt in der ausgehenden McCarthy-Ära, sondern reflektiert zugleich die Situation der “damsel in distress“, die nun befeuert durch sein sexuelles Begehren auf Ray Patrick überspringt. Aus dem hier einmalig benannten Prozess der Entwicklung von einem über alles erhabenen, harten Cop zum plötzlich erwachenden Mitbürger macht der Film rein gar nichts. Ihm dient die Erwähnung dessen lediglich dazu, die folgende Verkettung vollends abstruser Koinzidenzen vor dem Hintergrund eines ganz anderen Verhaltens des Police Detectives Ray Patrick annehmbar erscheinen zu lassen. Genau das ist die Entwicklung der Handlung nicht. Sie wird einzig abstrus und lächerlich unglaubwürdig, was dazu führt, dass man an ihrem Fortgang das Interesse verliert. Mord ist mein Geschäft ist trotz des mitunter spürbaren Bemühens, aus einem No-Budget-Projekt noch ein halbwegs akzeptables Filmerleben zu konstruieren, bloß Fernsehfutter im Kinoformat. Der Film spiegelt neben zahllosen anderen, massenweise produzierten B-Produktionen fürs Nachtprogramm im Doppelpack, wie heruntergewirtschaftet der Film Noir (welcher Mord ist mein Geschäft immerhin teilweise ist) Mitte der Fünfziger war, bevor er nach einigen späten Perlen in deren zweiter Hälfte schließlich endete.
Mord ist mein Geschäft; ein Film des Poverty-Row-Studios Allied Artists, erschien in den USA als Murder Is My Beat in einer DVD-Edition (2013) im Rahmen der Warner Archive Collection, bildtechnisch einwandfrei und mit gut verstehbarem Originalton ohne Untertitel.