Post Noir
| USA
| 1965
| William Conrad
| Sam Leavitt
| Biff Elliot
| Dana Andrews
| Jeffrey Hunter
| Phillip Pine
| William Conrad
| Viveca Lindfors
Bewertung
****
Originaltitel
Brainstorm
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1965
Darsteller
Jeffrey Hunter, Anne Francis, Dana Andrews, Viveca Lindfors, Stacy Harris
Regie
William Conrad
Farbe
s/w
Laufzeit
101 min
Bildformat
Widescreen
© Warner Bros.
Des Abends auf dem Weg nach Hause entdeckt Jim Grayam (Jeffrey Hunter), bei Benson Indusries leitender technischer Mitarbeiter der Abteilung Forschung und Entwicklung, auf den Gleisen eines Bahnübergangs ein stehendes Auto. Auf dem Beifahrersitz sieht er eine schlafende Frau (Anne Francis). Doch die Türen sind verschlossen und ein Zug nähert sich. Jim Grayam schlägt das Fenster ein, startet den Motor und fährt den Wagen im letzten Moment zurück auf die Straße. Den Papieren entnimmt er, dass der Wagen auf Lorrie Benson zugelassen ist, Frau des Konzernbesitzers Cort Benson (Dana Andrews) und damit Frau seines Arbeitgebers. Erst will er nichts damit zu tun haben, doch er widersteht dem Impuls auszusteigen und fährt den Wagen zur Villa der Bensons. Dort hält Benson soeben den Vorsitz bei einem Treffen mit Geschäftspartnern, doch Jim Grayam lässt sich nicht abhalten, ihm persönlich die Nachricht vom Auffinden seiner sturzbetrunkenen Frau zu hinterbringen, die langsam wieder erwacht. Doch als Jim in der Einfahrt Lorrie Benson aus ihrem Wagen hilft, beschimpft ihn die Frau, dass sie solange gebraucht habe, um endlich die Nerven dafür aufzubringen und er nun alles vermasselt habe. Während Cort Benson versucht, den Schein zu wahren, fällt es Grayam schwer, die Nachricht von der Selbstmordabsicht zu verdauen, so dass er Cort Benson damit konfrontiert. Der reagiert unwirsch und weist seinen Mitarbeiter darauf hin, besser seinen Kopf zu benutzen. Am nächsten Tag staunt der Forschungsleiter Josh Reynolds (Stacy Harris) nicht schlecht, als Jim Grayam einen von Benson persönlich unterzeichneten Scheck über 1000 US-Dollar erhält…
In einem Exkurs über die Zeit des Post Noirs der Sechziger kommt der deutsche Filmjournalist Paul Werner in seinem Buch Film Noir und Neo-Noir (2000) zu dem Schluss: „Das mit Abstand faszinierendste aller vom Film noir inspirierten Werke war Brainstorm von 1965 (…) Die gesellschaftlichen Parallelen zwischen dieser Zeit, um die Mitte der Sechziger, und der Entstehungszeit des Film noir sind greifbar.“ De facto fällt Das teuflische Spiel in eine Phase, die mit der Ermordung John F. Kennedys, Kuba-Krise und Wettrüsten, dem Ausbruch des Vietnamkriegs, der Beat-Generation und anderer Phänomene auf der Weltbühne einherging. Eine tiefgreifende Verunsicherung im Großen findet ihren Widerhall in den Schicksalen der Charaktere dieses Post Noirs, darin nichts von Dauer und kaum etwas von Bedeutung scheint, sobald die Maskerade der geordneten Verhältnisse das Grinsen der Mächtigen durchscheinen lässt - wunderbar porträtiert vom damals 56jährigen Dana Andrews als mächtigem Konzernchef und Multimillionär Cort Benson. Der brillante Wissenschaftler Jim Grayam wird um seiner Qualifikationen und Fähigkeiten willen gefördert; doch sobald er als Mensch unbequem erscheint, beginnt eine vermeintlich unsichtbare Macht ihn so langsam wie sicher zu eliminieren. Wie deren Rädchen ineinander greifen und sie wiederum Dritte zu nutzen weiß, ohne dass die es durchschauen (können), ist perfide und vom Skript über die Strecke des Films so gelenkt, dass der Zuschauer aufpassen muss, um zu jeder Zeit, da er von Wogen einer Hoffnung erfasst wird, die treffsichere Bösartigkeit dessen im Blick zu behalten.
Charles Laughton, James Cagney, Edmond O’Brien und William Conrad waren allesamt Akteure des klassischen Film Noirs. Zwischen 1955 und 1965 trugen sie mit je einer einzigen, folgenlosen (und leider erfolglosen) Regiearbeit zum Kanon des Film Noirs das ihre bei. Neben Laughtons Die Nacht des Jägers (USA 1955) ist vor allem Das teuflische Spiel ein Film, den wiederzuentdecken sich lohnt. Nicht allein die politischen und gesellschaftlichen Einflüsse der Zeit sondern auch die der Filmhistorie finden ihren Niederschlag. Neben dem Einfluss von Billy Wilders Frau ohne Gewissen (USA 1944) erinnert Conrads Werk an John Frankenheimers Botschafter der Angst (USA 1962) und Samuel Fullers Schock-Korridor (USA 1963) – zwei Filme, die sich durch eine ununterbrochen fiese "Spannung" auszeichnen, der sich ein Zuschauer kaum entziehen kann. Das teuflische Spiel zeigt Bilder der Liebe zwischen Jim und Lorrie, die permanent von Alkohol und Intrigen, von der Vergangenheit oder von Irrsinn bedroht scheinen. Und der Eindruck ist gerechtfertigt, denn die Mechanismen unterhalb der Oberfläche sonnigen Alltags sind andere, als es noch die eigenen Sinne alle Protagonisten glauben lassen. Das teuflische Spiel ist zutiefst paranoid und nimmt atmosphärisch John Frankenheimers Meisterwerk Der Mann, der zweimal lebte (USA 1966) und John Boormans Neo Noir Point Blank - Keiner darf überleben (USA 1967) zu Teilen vorweg. In Schwarzweiß und Widescreen ist Das teuflische Spiel mehr als nur eine Kuriosität der Mittsechziger und sei dem Film-Noir-Freund unbedingt empfohlen.
Erst seit 2009 gibt es in den USA in der Warner Archive Collection eine Edition als DVD-R, die bildtechnisch hervorragend ist, allerdings ohne Untertitel und ohne Extras auskommt, immerhin aber auf europäischen DVD-Spielern problemlos abspielbar ist. Unterm Titel Desafio al Destino erschien der Film auch bei Warner Bros. in Spanien, mit wahlweise spanischer oder englischer Tonspur, allerdings liegt uns diese DVD nicht vor.