Schock-Korridor

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
****
Originaltitel
Shock Corridor
Kategorie
Post Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1963
Darsteller

Peter Breck, Constance Towers, Gene Evans, James Best, Hari Rhodes

Regie
Samuel Fuller
Farbe
Farbe + s/w
Laufzeit
96 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Atlas Film und Medien GmbH
 
Johnny Barrett (Peter Breck) ist ein ehrgeiziger Journalist des Daily Globe, der unbedingt den Pulitzerpreis gewinnen will, und aus diesem Grund plant er eine waghalsige Recherche. Um einen Mordfall in einer Nervenheilanstalt aufzuklären, will er mit Unterstützung seines Chefredakteurs “Swanee“ Swanson (Bill Zuckert) und dessen Freundes Dr. Fong (Philip Ahn), eines berühmten Psychiaters, selbst einen Kranken mimen und sich dort einschleusen lassen, um unerkannt arbeiten zu können. Seine eigene Freundin Cathy (Constance Towers), eine Stripteasetänzerin, soll dabei seine Schwester mimen, der er sich seit seiner frühesten Jugend sexuell zugeneigt empfand. Doch sie verabscheut den Plan und warnt Johnny eindringlich davor, sich aus rein ehrgeizigen Motiven in eine so heikle Lage begeben zu wollen. Der Konflikt spitzt sich zu und Cathy verweigert Johnny, die Rolle seiner Schwester spielen zu wollen. Doch als sie vier Tage nichts mehr von ihm hört und ihr Swanson sogar mangelnde Treue vorwirft, willigt sie schließlich ein. Sie gibt auf dem Polizeirevier bei Police Lieutenant Kane (Frank Gerstle) eine Anzeige auf und behauptet, von ihrem Bruder sexuell belästigt und mit Mord bedroht zu werden. Bei der Einweisung wird Johnny Barrett von Dr. J.L. Menking (Paul Dubov) eingehend befragt und seine Diagnose fällt so aus, wie von Dr. Fong vorhergesehen. Aber schon bald sieht sich Johnny Barrett mit unerwarteten Problemen konfrontiert, die in seinem eigenen Inneren wurzeln…
 
Zu Beginn seiner Karriere als Autor (Shockproof, USA 1949, unter der Regie von Douglas Sirk) und ab Polizei greift ein / Lange Finger - harte Fäuste (USA 1953) auch als Regisseur war Samuel Fuller ein Mann des Film Noirs. Sein französischer Kollege François Truffaut sagte über den Amerikaner: “Samuel Fuller is not a beginner, he is a primitive; his mind is not rudimentary, it is rude; his films are not simplistic, they are simple, and it is this simplicity that I most admire.” Samuel Fuller stand von vornherein außerhalb jenes von polierten technisch-ästhetischen Standards geprägten Filmschaffens aus Hollywood. Er war neben John Huston, Nicholas Ray und Jules Dassin einer der ersten, die den Dreck der Straße und die Kälte der Nacht, die Armut und Verzweiflung in glaubwürdiger Weise auf die Leinwand brachten. Seine Charaktere sind oft holzschnitzartig, sein Erzählstil ist knapp und hart, seine Bilderwelten sind überraschend innovativ. Samuel Fuller kam der Paradigmenwechsel der Sechziger, als das Arthouse-Kino Europas sich vom Konservatismus der Fünfziger befreite, sehr entgegen. Schon Alles auf eine Karte (USA 1961) war ein Film Noir von überraschender Härte und Bösartigkeit. Mit dem dunklen Schock-Korridor ging Fuller einen Schritt weiter - an die Grenze des damals im Kino gerade noch Möglichen. Schock-Korridor ist written, produced and directed by Samuel Fuller“.
 
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„Ein Film-noir-Held, der schon von der ersten Szene an verdammt ist (…)“, schreibt Myron Bünnagel in seiner Filmrezension für Mordlust.de über den Rollencharakter Johnny Barrett und das trifft es. Denn es sind Barretts Motive, die Sucht nach Ruhm und Anerkennung in materieller und ideeller Form, die Fuller zu Beginn aufs Korn nimmt und die das Drama auf seine Spur setzen. Johnny Barrett ist sowenig wie sein Chefredakteur „Swanee“ ein Idealist. Beiden geht es nur um Erfolg nach den Maßgaben der Verwertbarkeit von allem und jedem. Aber nicht vordergründige Sozialkritik sondern abgründige Tragik liegt in der Ziellinie dieses Films, der den sensationslüsternen Blick in die Schatten der Gewinner-Gesellschaft in einer Drastik und Tristesse zu bebildern weiß, dass es einen noch heute – und immerhin 12 Jahre vor Einer flog übers Kukucksnest (USA 1975) – zu beeindrucken weiß. Fantastische Kameraarbeit von Stanley Cortez (Die Nacht des Jägers, USA 1955), aberwitzige Traumsequenzen in Farbe, die aus Fullers eigenen Archiven und von teils nie fertig gestellten Projekten stammen, und mit Peter Breck und Constance Towers zwei Darsteller, die je eine exquisite Leistung liefern! Towers spielte auch die Hauptrolle in Samuel Fullers ebenfalls überzeugendem Film Noir Der nackte Kuss (USA 1964), worauf sein provokanter Regisseur in den USA 16 Jahre lang keinen Fuß mehr auf den Boden kriegte.
 
Die deutsche DVD von Kinowelt / Studiocanal (2007) präsentiert den Film im Vollbildformat 4:3. Laut Internet Movie Database ist der Film in Widescreen 1:85.1 gedreht worden; in den USA ist Schock-Korridor seit 1998 via Criterion Collection im Bildformat 1:70.1 als bildtechnisch topp restaurierte DVD lieferbar. Doch nach anderer Auffassung soll Schock-Korridor im Vollbildformat gedreht und erst nachträglich auf Widescreen aufgeblasen worden sein. Im Kino war Schock-Korridor immer in 1:85.1 zu sehen gewesen. Die deutsche DVD enthält keine deutsche Tonspur und bringt den Film mit englischem Originalton und mit nicht ausblendbaren deutschen Untertiteln, dazu einige interessante Extras. Sehenswert!
 

Post Noir | 1963 | USA | Samuel Fuller | Samuel Fuller | Stanley Cortez | Frank Gerstle | Larry Tucker | Neyle Morrow | Paul Dubov | Peter Breck | Philip Ahn | Constance Towers

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