Film Noir
| USA
| 1951
| W.R. Burnett
| John Cromwell
| Nicholas Ray
| George E. Diskant
| Don Beddoe
| Howland Chamberlain
| Milburn Stone
| Ray Collins
| Robert Bice
| Robert Hutton
| Robert Mitchum
| Robert Ryan
| Tito Vuolo
| Walter Sande
| William Conrad
| William Talman
| Joyce Mackenzie
| Lizabeth Scott
| Virginia Huston
Bewertung
**
Originaltitel
The Racket
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1951
Darsteller
Robert Mitchum, Robert Ryan, Lizabeth Scott, William Talman, Ray Collins
Regie
John Comwell, Nicholas Ray, u.a.
Farbe
s/w
Laufzeit
89 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
New York: Die Stadt ist unter der Kontrolle eines namenlosen Gangsters, der hintenrum The Old Man genannt wird, und dessen Partner in Sachen Großkriminalität Nick Scanlon (Robert Ryan) vor Ort die Strippen zieht. Das Syndikat der Verbrecher ist perfekt vernetzt – bis in die Spitzen der Polizei und in die der Rechtssprechung. So kommt es, dass der ehrliche und ambitionierte Captain Tom McQuigg (Robert Mitchum) in seiner Karriere als Polizist von einem Bezirk zum nächsten versetzt wird, um nirgendwo wider die Interessen der Mächtigen handeln zu können. Dahinter steckt niemand als Nick Scanlon selbst, den mit Tom McQuigg eine gemeinsame Vergangenheit verbindet. Doch die Kommission zur Verbrechensbekämpfung unterm Vorsitz von Harry Craig (Les Tremayne) hofft in einem Prozess auf die Aussage von Roy Higgins (Howland Chamberlain), um Nick Scanlon und seine Bande ins Visier zu bekommen. Aber Higgins wird kurz zuvor ermordet und erneut steht man mit leeren Händen da. Da lässt McQuigg wider den Einspruch von Staatsanwalt Mortimer Welsh (Ray Collins) durch seinen gesetzestreuen Polizisten Bob Johnson (William Talman) Scanlons Bruder Joe (Brett King) und dessen Geliebte, die Nachtclubsängerin Irene Hayes (Lizabeth Scott), festnehmen. Das ausbalancierte Gefüge zwischen den Mächtigen droht aus den Fugen zu geraten, falls Nick Scanlon übereilt reagiert…
Der Film ist ein gutes Beispiel dafür, wie ab 1950 sowohl die reaktionäre McCarthy-Ära den Film Noir als auch wie Howard Hughes das Studio RKO Radio Pictures sukzessive zugrunde richtete. Hatte Hughes bereits Joseph Sternberg bei Macao (USA 1952, aber bereits 1950 gedreht) gefeuert, tat er das Gleiche nun mit John Cromwell bei Gangster / Das Syndikat. In beiden Fällen sorgte u.a. Nicholas Ray für nachträglich gedrehte Szenen, die jedoch nicht viel zu retten vermochten. Gangster / Das Syndikat ist das überflüssige und altbackene Remake des gleichnamigen Stummfilms The Racket aus dem Jahr 1928, seinerzeit unter der Regie von Lewis Milestone bereits von Hughes produziert, und bleibt hinter den Innovationen jener frühen Jahre Hollywoods deutlich zurück. Nur an der Oberfläche nutzt der konventionelle Gangsterstreifen mit seiner Gut-Böse-Ideologie und seinen Reißbrettcharakteren Stilelemente des Film Noirs. Lizabeth Scott würzt die Melange als Nachtclubsängerin mit einer Prise Femme fatale, doch wird sie in ihrer Rolle als im Grunde rein dekoratives Element zur Lückenbüßerin.
© Warner Bros.
Robert Mitchum, seinerzeit mal erstklassig und mal hölzern, erscheint sichtlich gelangweilt und liefert eine Routinevorstellung. Lizabeth Scott, bis 1949 in mehreren sehr guten Film-Noir-Klassikern zu sehen, bleibt unterfordert und hat keine echte Rolle. Das dröge Skript vermag nicht einmal von so erstklassigen Nebendarstellern wie William Conrad, Ray Collins und William Talman zu profitieren, deren Talente im Einerlei der Kriminalhandlung verheizt werden. Richtig überzeugen kann einmal mehr nur Robert Ryan, der als Nick Scanlon seinen Gegenspieler McQuigg aka Mitchum, mit dem er zuvor in Edward Dmytryks um viele Klassen besserem Kreuzverhör (USA 1947) aufgetreten war, an die Wand spielt. Ab 1950 lieferte Hollywood für fünf Jahre nur noch in Ausnahmefällen hochkarätiges Film-Noir-Kino, wie etwa mit Fritz Langs Heißes Eisen (USA 1953). Im Ganzen ist der Rückschritt gegenüber den Mittvierzigern unübersehbar. Erst in der zweiten Hälfte der Fünfziger und nach Ende der McCarthy-Ära gelang es den Studios und ihren Akteuren, wieder an Boden zu gewinnen, um dann mit dem Sprung in die Sechziger eine nächste Dekade einzuläuten. Der Film Noir war dann (fast) schon Geschichte, doch Darsteller wie Robert Mitchum und Robert Ryan zählten international stets zu den Stars. Das Studio RKO Radio Pictures, das good bad girl Lizabeth Scott, der Milliardär Howard Hughes – sie alle wurden zu mehr oder minder obskuren Fußnoten der Film-Noir-Historie. Gangster / Das Syndikat bleibt ein via Regie solide inszenierter, vorhersehbarer Unterhaltungsfilm und ist für den Film-Noir-Freund definitiv kein Muss!
Gangster / Das Syndikat liegt als digitaler Bildträger weltweit in vielen Ausgaben vor, z.B. einmal als Teil der Film Noir Classic Collection Vol. 3 als US-DVD von Warner Bros. und zum anderen als La Gang via Italien in der Serie RKO – Il Grande Cinema von Columbia Tristar Home Entertainment (2004). In beiden Fällen gibt es die ungekürzte Spielzeit im Originalformat, eine bildtechnisch topp restaurierte Fassung, dazu original englischen Ton plus (bei der italienischen Edition) wahlweise italienische Untertitel.