Film Noir
| USA
| 1952
| Josef von Sternberg
| Nicholas Ray
| Harry J. Wild
| Brad Dexter
| Philip Ahn
| Robert Mitchum
| Thomas Gomez
| William Bendix
| Gloria Grahame
| Jane Russell
Bewertung
***
Originaltitel
Macao
Kategorie
Film Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1952
Darsteller
Robert Mitchum, Jane Russell, William Bendix, Gloria Grahame, Thomas Gomez
Regie
Josef von Sternberg, Nicholas Ray, u.a.
Farbe
s/w
Laufzeit
77 min
Bildformat
Vollbild
© Warner Bros.
In der portugiesischen Kolonie Macao, einer Halbinsel im chinesischen Meer 45 Seemeilen von Hong Kong, herrscht vor allem das Glücksspiel. In Kombination mit Korruption und Schwarzhandel beschert es deren Profiteuren, Kriminellen verschiendenster Herkunft, ein Leben in Saus und Braus, während Andere mit einem Messer im Rücken enden… Drei US-Amerikaner lernen sich auf der Fähre von Hong Kong nach Macao kennen. Der ehemalige Soldat und Glücksritter Nick Cochran (Robert Mitchum) hilft der Nachtclubsängerin Julie Benton (Jane Russell), einen etwas aufdringlichen Liebhaber (Harold J. Kennedy) abzuschütteln. An Deck machen beide die Bekanntschaft des Handelsreisenden Lawrence C. Trumble (William Bendix). Doch als sie an Land gehen, stellt Cochran fest, dass ihm die Geldbörse gestohlen wurde, darin sich auch seine Papiere befanden. Mit der Aufforderung, das US-amerikanische Konsulat aufzusuchen, lässt ihn Lieutenant Sebastian (Thomas Gomez) dennoch passieren. Letzterer hatte die drei bei der Einreise fotografieren lassen und legt die Fotos nun dem heimlichen Herrscher Macaos vor, Vincent Halloran (Brad Dexter), zugleich Inhaber des größten Spielcasinos. Jener fürchtet, dass man nach dem Mord an einem US-Polizisten einen Undercoveragenten schicken könne, um ihn aus der Dreimeilenzone zu locken. In Gestalt von Nick Cochran sieht Halloran seinen Verdacht bestätigt…
Nachdem der exzentrische Milliardär Howard Hughes 1948 das Studio RKO Radio Pictures übernommen hatte, waren viele der nachfolgenden Produktionen von dessen despotischen Allüren beeinträchtigt, so auch Macao. Bereits 1950 wurde das Südseeabenteuer mit den RKO-Stars Jane Russell, zugleich Hughes’ damalige Ehefrau, und Robert Mitchum verfilmt. Während der Dreharbeiten wurde Regisseur Josef von Sternberg (Abrechnung in Shanghai, 1941) gefeuert und Nicholas Ray (Ein einsamer Ort, 1950) beendete die Arbeiten, ohne im Vorspann genannt zu werden. Ein ähnliches Schicksal ereilte 1951 auch den um einiges schwächeren RKO-Film Das Syndikat / Gangster, erneut ein Film Noir mit Robert Mitchum. Macao ist mit Blick auf sein Skript alles andere als ein Meisterwerk. Er beginnt wie der RKO-Film Die rote Schlinge (1949), darin niemand sonst als William Bendix und Robert Mitchum (in Begleitung von Jane Greer) in Mexiko von Bord gehen. Er folgt nun in seinen Grundzügen der MGM-Produktion Geheimaktion Carlotta (1949) – Undercoveragent versucht vor exotischer Kulisse einen Schmugglerring auszuheben und verliebt sich in Nachtclubsängerin. Und er endet wie Rauschgiftbrigade (1949), ein Film Noir, der sich ebenfalls mit dem organisierten Schmuggel auf dem Seeweg befasst. Allzu offensichtlich ist die banale Geschichte, typisch für das Hollywood der McCarthy-Ära, ein Vehikel für ihre Stars.
© Warner Bros.
Robert Mitchum liefert eine Routineleistung - nicht herausragend und keinesfalls schlecht. Jane Russell ist als Femme fatale fehlbesetzt und erreicht in keiner Szene die Ausstrahlung von Rita Hayworth, Lizabeth Scott oder Ava Gardner, denen sie als Jazzsängerin in glamouröser Garderobe nacheifert. Spätestens nach ihrem Zugeständnis "I was never considered a brain…“ hat der Zuschauer den Rest seines Interesses am Rollencharakter Julie Benton verloren. Brad Dexter ist als Bösewicht Vincent Halloran ein wenig farblos, doch allemal solide, und der wunderbare William Bendix, stets eine Klasse für sich, bekommt zu wenig Raum, um sich voll zu entfalten. Demgegenüber sind Gloria Grahame, Thomas Gomez und Philip Ahn die heimlichen Stars des Films. Sie sind in all ihren Szenen das Salz in der Suppe und das erstklassig stimmungsvolle Schwarzweiß von Kameramann Harry J. Wild (Mord, mein Liebling, 1944) tut ein Übriges, um Macao mit Blick auf seine formalen Aspekte wieder ein wenig zu heben. Stimmungsvoll inszeniert und zumindest teilsweise gut besetzt, leidet Macao an einem flachen Skript und einer fehlbesetzten Hauptdarstellerin. Dafür ist das Ergebnis allemal kurzweilig, wenngleich meilenweit entfernt von den großen Film Noirs der zweiten Hälfte der Vierziger. Bereits 1955 hatte Howard Hughes die traditionsreiche RKO Radio Pictures ruiniert.
Gute DVD-Edition inklusive Wendecover von Kinowelt/Arthaus in deren Reihe Arthaus Retrospektive, d.h. ungekürzte Fassung im Originalformat, deutsche und englische Tonspur mit optional deutschen Untertiteln. Bildtechnisch ist diese deutsche Fassung (in einer Szene ist eine auf Deutsch verfasste Notiz zu sehen) recht gut, dafür fehlen jegliche Extras und die drei Trailer für andere DVDs haben mit der Reihe Arthaus Retrospektive oder anderen Hollywoodklassikern von Kinowelt/Arthaus nichts zu tun, was befremdlich anmutet.