Payback - Zahltag

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Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
**
Originaltitel
Payback
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1999
Darsteller

Mel Gibson, Maria Bello, Gregg Henry, David Paymer, William Devane

Regie
Brian Helgeland
Farbe
Farbe
Laufzeit
98 min
Bildformat
Widescreen
 

 

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© Warner Bros.
 
Chicago: Der Gangster Porter (Mel Gibson) wird bei einem Überfall von seinem Kumpanen Val Resnick (Gregg Henry) hintergangen und von seiner eigenen Ehefrau Lynn (Deborah Kara Unger) in den Rücken geschossen. Vermeintlich tot wird er von den beiden am Tatort zurückgelassen, aber Porter überlebt. Val brauchte die 140.000 Dollar aus dem Überfall, um sich in das sogenannte Syndikat einzukaufen. Lynn wiederum dachte irrtümlich, ihr Mann habe sie mit der Edelprostituierten Rosie (Maria Bello) betrogen. So hatten sich beide wider Porter verschworen und ihn für den Überfall lediglich benutzt. Nach seiner Rekonvaleszenz sinnt Porter auf Rache an Lynn und Val sowie natürlich auf seinen Anteil an der Beute aus dem Überfall, nämlich 70.000 Dollar. Als erstes stöbert er seine drogenabhängige Ehefrau auf. Doch nachdem sich Lynn den goldenen Schuss setzt und stirbt, nimmt er Kontakt zu Rosie auf, deren Fahrer er früher einmal war…
 
Aus Donald E. Westlakes Roman The Hunter (EA 1962) machte Regisseur John Boorman 1967 den ersten stilbildenden Neo Noir, das dichte und komplexe Portrait eines Mannes, der auf sich allein gestellt Rache übt, mit Lee Marvin und Angie Dickinson grandios besetzt: Point Blank – Keiner darf überleben. In Payback - Zahltag treten an die Stelle von Marvin und Dickinson Mel Gibson (Der Patriot, 2000) und Maria Bello (The Cooler - Alles auf Liebe, 2003). Dass die Redaktion bei Amazon.de den Hinweis gibt „Die Geschichte ist, wie gesagt, simpel…“ lässt bereits misstrauisch werden. Tatsächlich ist der Film banales Actioneinerlei aus Hollywood, von A bis Z vorhersehbar und mit Charakteren, die man kaum noch an Klischees messen kann, da sie nur Abziehbilder sind.
 
Alle Bösewichte sind superböse. Mel Gibson ist supercool und supertough. Maria Bello ist schutzbedürftig und superverliebt in den harten Gangsterhelden, und so weiter. Szene für Szene gibt es den bekannten Eintopf aus der Actionschmiede Hollywoods, daran nichts originell ist und darin es trotz guter Darsteller einen gibt, der immer nervt: Porter aka Mel Gibson. Ist sein Schauspiel auch nicht auf dem Niveau von Steven Seagal angekommen, dürfte er doch zu den am meisten überschätzten Darstellern Hollywoods zählen. In Payback - Zahltag ist sein Porter derart zum Gähnen wie einst Schwarzeneggers Conan, der Barbar. Im Gegensatz zu Lee Marvin als Walker (ursprünglicher Name des Charakters in Westlakes Roman) ist Porter bloß ein Prinzipienreiter, eine durch und durch uninteressante Person, dessen Rachefeldzug und Selbstjustiz einzig Rechtfertigung fürs brutale Metzeln und Morden sind. Denn sonst passiert in diesem 50 Millionen Dollar teuren Junk im Grunde nichts. Hollywood brachte Bruce Willis im Remake von Der Schakal (1999), Alec Baldwin im Remake von Getaway (1998), Sharon Stone im Remake von Gloria (2000) – lauter missratene Aufgüsse großer Filmklassiker.
 
Doch wie konnte der z.B. für L.A. Confidential (1997) oder Mystic River (2003) exzellente Drehbuchautor Brian Helgeland hier auf dem Regiestuhl landen? Kameramann Ericson Core hat den Film erstklassig bebildert und bietet in vielen Einstellungen eine zwielichtige Geometrie städtischer Tristesse – düster und bedrohlich. Vergnügen bereitet auch das Wiedersehen mit alten Hasen wie William Devane, John Glover und James Coburn, die in ihren Nebenrollen Mel Gibson locker an die Wand spielen. Aber Fakt ist, dass Regisseur Brian Helgeland von Hauptdarsteller Mel Gibson gefeuert wurde (kein Witz!), weil dieser mit dem unsympathischen Antihelden Porter in der ersten Schnittfassung nicht einverstanden war. Gibson drehte mit Paul Abascal nach dem offiziellen Drehschluss dreißig Prozent des Films (!) komplett neu, brachte mit Kris Kristofferson als Obergangster Bronson eine neue Figur und sorgte 1999 für seine eigene Kinofassung. 2007 publizierte Brian Helgeland einen 7 Minuten kürzeren Director’s Cut, jedoch konnte er auf den Großteil seines ursprünglichen Materials nicht zurückgreifen, da es nicht mehr existierte. Brian Helgeland musste sich damit begnügen, einen im Grunde unvollständigen Rohschnitt zu veröffentlichen. Die Bewertung hier bezieht sich daher auf die Kinofassung: handwerklich versiert, inhaltlich grauenhaft! Mel Gibson bekam 2000 für Payback - Zahltag übrigens den sogenannten Blockbuster Entertainment Award.
 
Warner Brothers bietet eine 2009 in Deutschland erschienene, exzellente Blu-ray und auch 2DVD, die sowohl Gibsons Kinofassung als auch Helgelands Director’s Cut enthalten: Tonspuren auf Deutsch, Englisch, Spanisch, haufenweise Untertitel, ungekürzt (FSK 18) im Originalformat, dazu einige Extras.
 

Neo Noir | 1999 | USA | Brian Helgeland | Donald E. Westlake | Bill Duke | Gregg Henry | Jack Conley | James Coburn | John Glover | Kris Kristofferson | Mel Gibson | William Devane | Deborah Kara Unger | Maria Bello

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