Neo Noir
| International
| 1997
| Erik Skjoldbjærg
| Bjørn Floberg
| Stellan Skarsgård
| Maria Bonnevie
Bewertung
****
Originaltitel
Insomnia
Kategorie
Neo Noir
Land
NOR
Erscheinungsjahr
1997
Darsteller
Stellan Skarsgård, Sverre Anker Ousdal, Gisken Armand, Maria Bonnevie, Bjørn Floberg
Regie
Erik Skjoldbjærg
Farbe
Farbe
Laufzeit
92 min
Bildformat
Widescreen
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Die norwegische Stadt Tromsø liegt in der Arktis. Als dort die Leiche der ermordeten 17-jährigen Vollwaise Tanja Lorentzen (Maria Mathiesen) gefunden wird, reist der Polizist Jonas Engström (Stellan Skarsgård) zwecks Amtshilfe aus Schweden ein. Mit dem Kollegen Erik Vik (Sverre Anker Ousdal) aus Oslo kommt er nördlich des Polarkreises an, wohin sein Ruf ihm schon vorauseilte. Engström gilt als erstklassiger Kriminalbeamter. Doch wird ihm eine folgenschwere Affäre mit einer Zeugin nachgesagt – für einen Polizisten ein Tabu. Die Spurensicherung, von der norwegischen Kollegin Hilde Hagen (Gisken Armand) geleitet, die den launischen, verschlossenen Engström und den ruhigen Vik bereits kennt, ergibt kaum brauchbares. Zudem macht Engström die Mitternachtssonne zu schaffen, die im arktischen Frühsommer praktisch nie untergeht, so dass er unter Schlaflosigkeit leidet. Bei Verhören von Mitschülern und Freunden des Mordopfers ergeben sich Schwierigkeiten, die seine Anspannung erhöhen. Unerwartet zeigt sich ein Hinweis auf den Tatort, der bis dahin unbekannt war. Engström nutzt die Gelegenheit, dem Täter eine Falle zu stellen...
Dieser ruhige und in intensiven Bildkompositionen eingefangene Neo Noir war das Debüt des norwegischen Regisseurs Erik Skjoldbjærg. Von Anbeginn entfaltet sich eine Atmosphäre der Tristesse und konstant vorschreitenden Desillusionierung, die an Film Noirs von Nicholas Ray erinnert. Vor allem Robert Ryan als selbstgerechter Cop Jim Wilson in On Dangerous Ground (USA 1952) kommt einem in den Sinn. Stellan Skarsgård liefert in Todesschlaf ein komplexes Portrait des ebenso ausgebrannten wie fanatischen Jan Engströms, der seine inneren Konflikte gewohnheitsmäßig verdrängt und unter der Folter der Schlaflosigkeit von ihnen übermannt wird. Als ihm ein fataler Fehler unterläuft, spinnt er ein Netz aus Indizien, das seine Profession ad absurdum führt, denn die moralische Ambiguität ist jetzt bodenlos. Niemand versteht das so genau wie der Mörder Tanja Lorentzens, der seinen Verfolger Jonas Engström stellt und ihn mit sich selbst konfrontiert.
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© capelight pictures
Das milchig weiße Licht der zur Konturlosigkeit verurteilten Landschaft und die künstliche Heimeligkeit der Hotellobby, wo Engström mit der Rezeptionistin Ane (Maria Bonnevie) anbändelt... Solcherart Kontraste klammern die Verlorenheit des Protagonisten ein. Letzterer ist jedoch kein Sympathieträger und entwickelt im Lauf des Films aus der Not eine perfide Selbstgerechtigkeit. Der Verzicht auf vordergründige Action und der Fokus auf die Abhängigkeiten aller Charaktere in einer von Licht getränkten Düsternis machen Todesschlaf zu einem exquisiten Neo Noir. Der britische Drehbuchautor und Regisseur Christopher Nolan (Memento, USA 2000) drehte unter dem Titel Insomnia –Schlaflos (USA/UK 2002) das Hollywood-Remake mit Al Pacino, Robin Williams und Hilary Swank. Dessen Drehbuchautorin Hillary Seitz adaptierte das Originalskript von Nikolaj Frobenius und Erik Skjoldbjærg und verlagerte den Schauplatz der Handlung von Tromsø in Norwegen nach Nightmute in Alaska, USA. Leider gelang es Skjoldbjærg in folgenden Jahrzehnten nicht, an die Qualität und an den Erfolg seines Debüts anzuschließen. Todesschlaf bleibt ein bemerkenswert eigenwilliges Werk der skandinavischen Filmgeschichte.
Erstklassige deutsche DVD-Ausgabe (2008) von Capelight Pictures mit dem Film in Originallänge und –format, wahlweise deutsche oder norwegisch-schwedische Tonspur, optional deutsche Untertitel, TV- und Kinotrailer als Extras. Sehenswert.