Adele Mara, Warren Douglas, William Frawley, Ricardo Cortez, Virginia Christine
Im Telefonbuch findet sich die Agentur des Privatdetektivs Johnny Strange (Warren Douglas) vollmundig mit Action Incorporated gelistet, darüber das Motto: “Where others fail I get action. Your problem is my problem.“ Eine Damenhand im schwarzen Seidenhandschuh fährt mit dem Finger die Adresse entlang, klappt das Buch zu und schließt die Schublade. Auf dem Orientteppich unterhalb des Schreibtisches liegt ein Revolver, nicht weit davon entfernt der leblose Körper eines Mannes… In seinem Büro sitzt Johnny Strange am Schreibtisch und ist soeben damit befasst, ein Loch in jener Socke zu stopfen, die er stets an seinem rechten Fuß trägt. Mit dem Telefonhörer auf der Schulter ist er zeitgleich dabei, eine Zeitungsannonce aufzugeben, mithilfe der er nach einer jungen und nach Möglichkeit blonden Sekretärin suchen will. Plötzlich wird ihm der Hörer hinterrücks aus der Hand genommen, und eine Frau namens Geraldine Smith (Adele Mara) erklärt der Redakteurin am anderen Ende der Leitung, dass sie den Auftrag stornieren könne da Mr. Strange die Stelle soeben besetzt habe. Die junge Dame überrumpelt den Privatdetektiv geradezu, als sie ihm in einem Monolog erläutert, wie sie heiße und wie sie in ihrer ersten Woche auf der Stelle von ihm gern angesprochen würde. Daraufhin schnappt sie sich Nadel und Faden, näht an seiner Stelle den Socken zu und teilt ihm mit, was sie an Gehalt erwarte. Strange ist amüsiert und lässt sich auf sie ein, als plötzlich das Telefon klingelt und Ms. Smith ihr erstes Klientengespräch führt…
“Yes ma’am, problems are our specialty. Large problems, small problems, any kind of problems! What’s your problem?” Mit Verve und flinken Dialogen von A bis Z sollte diese Produktion der Republic Pictures, die obendrein die talentierte, sympathische Adele Mara in einer Hauptrolle listet, zumindest als ein leichtgewichtiger Film Noir, wie er für das Studio typisch wäre, seine Zuschauer halbwegs bei der Stange halten, richtig? Leider nur in der Theorie. In der Umsetzung erweist sich das Drehbuch der Brüder Stuart und Dorrell McGowan nach einer Vorlage von Leonard St. Clair als unglaublicher Blödsinn. Man kann fast greifen, wie die Autoren den verschachtelten Entwicklungen in jenen von Raymond Chandler erdachten Fällen des Privatdetektivs Philip Marlowe nacheifern wollten, deren Komplexität in von Rückblenden und Nebenfiguren überfrachteten Filmen ein zeitgenössisches Publikum mit Spannung erfüllten und miträtseln ließen. Der Fund einer Leiche öffnet den Blick in ein Netz der Intrigen und der kriminellen Machenschaften. Aus einer aus dem Nichts auftauchenden Frau werden dank ihrer Schwester plötzlich zwei. Ein harmlos erscheinender Gärtner (Will Wright) versucht sich als Erpresser. Und natürlich führt eine Spur in eine Nachtbar namens Penguin Club und zu der dort auftretenden Sängerin Rhoda Roberts (Virginia Christine), die mit besagter Leiche zu deren Lebzeiten ein Techtelmechtel unterhielt, etc. pp. Indessen man bei Ed Dmytryks Murder, My Sweet (USA 1944) oder bei Howard Hawkes Tote schlafen fest (USA 1946) lediglich aufgrund einiger Details, die im rasanten Verlauf der Ermittlungen auf der Strecke blieben, kritisch nachhaken darf, steht solche Kritik bei Philip Fords The Inner Circle im Zentrum. Die Handlung wird zunehmend verworrener, die Auflösung des Rätsels ist grotesk und ergibt so gut wie keinen Sinn. Trotz einer Spielzeit von unter einer Stunde ärgerte ich mich darüber, derart für dumm verkauft zu werden.
“Obviously she’s trying to frame him for the murder, but why?”, fragt sich auch Steve Lewis in seiner Rezension für Mystery*File, und es ist nicht die einzige Kernfrage zur Handlungsentwicklung, die unbeantwortet bleibt. Das Powerty Row Studio Republic Pictures sollte mit The Last Crooked Mile (USA 1946), mit Exposed (USA 1947) und mit Blackmail (USA 1947) den eingeschlagenen Pfad weiter fortsetzen. In all diesen unspektakulären B-Produktionen am äußeren, lichten Rand des Film Noirs gibt es einen Privatdetektiv, eine Femme fatale, einen zu Unrecht Verdächtigen und dubiose Charaktere, die nicht wirklich sind, was sie zu sein scheinen. In all diesen Produktionen wirkt Adele Mara mit, die in Exposed sogar selbst die Privatdetektivin spielt und die 1952 den Autoren und Produzenten Roy Huggins ehelichte. Letzterer schrieb in den USA Fernsehgeschichte, war er doch Schöpfer der TV-Serien Der Einzelgänger (USA 1967-1969), Detektiv Rockford – Anruf genügt (USA 1974-1980) und City Of Angels (USA 1976), in denen jeweils ein Privatdetektiv die Titelfigur verkörpert. Seinen ersten Riesenerfolg hatte Huggins mit Auf der Flucht (USA 1963-1967), einer in Schwarzweiß gedrehten Serie mit David Janssen als dem zu Unrecht wegen Mordes verurteilten Dr. Kimble, der in 120 Episoden als flüchtiger Sträfling einen Mörder zu identifizieren hofft.
The Inner Circle ist ein Film der Public Domain, d.h. international gibt es mehrere DVD-Ausgaben, etwa ungekürzt im Originalformat via Alpha Home Entertainment eine Edition (2005) aus den USA (RC 0), bild- und tontechnisch von bescheidener Qualität, inklusive der original englischen Tonspur ohne Untertitel und ohne Extras und mit einem irreführenden Cover. Eine Neuausgabe als eine DVD (2015) von Reel Vault nutzt die gleiche Quelle, zeigt in der Präsentation der DVD aber immerhin das originale Filmposter.