Mike Hammer: Murder Takes All

NOIR CITY 21 - Oakland 2024



Psychologische Verteidigung


Concorde Home Entertainment


Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


banner_der_film_noir_3.jpg


Bewertung
**
Originaltitel
Mike Hammer: Murder Takes All
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1989
Darsteller

Stacy Keach, Lynda Carter, Lindsay Bloom, Don Stroud, Jim Carrey

Regie
John Nicolella
Farbe
Farbe
Laufzeit
92 min
Bildformat
Vollbild

 


 

Mike-Hammer-Murder-Takes-All-Poster-web1.jpg Mike-Hammer-Murder-Takes-All-Poster-web2.jpg Mike-Hammer-Murder-Takes-All-Poster-web3.jpg Mike-Hammer-Murder-Takes-All-Poster-web4.jpg

 

New York: Der Privatdetektiv Mike Hammer (Stacy Keach) lehnt in seinem Bürostuhl, die Füße auf der Schreibtischplatte, indessen er gelangweilt Spielkarten in seinen umgestülpten Fedora wirft. Draußen ist ein sonniger Tag, doch Hammer sitzt im weißen Hemd samt Krawatte und mit seiner Pistole im umgeschnallten Schulterhalfter bei herabgelassenen Jalousien im Zwielicht, eine qualmende Zigarette im Aschenbecher… Über die Gegensprechanlage lässt seine Sekretärin Velda (Lindsay Bloom) ihre Stimme hören. Erneut sei Johnny Roman (Edward Winter) in der Leitung, ein Entertainer aus Las Vegas, der seinen alten Bekannten Hammer für einen Job in der Wüstenmetropole des Glücksspiels gewinnen möchte. Der Privatdetektiv nimmt das Gespräch entgegen und teilt Roman mit, dass er beschäftigt sei und außerdem derlei Aufträge, wie Roman ihn im Sinn hat, nicht ausführe. Aber Johnny lässt sich nicht leicht abwimmeln und unternimmt einen zweiten Anlauf, als das Gespräch unterbrochen wird. Hammer möchte von Velda den Grund erfahren, als Michael (Michael Bower), der 12-jährige Neffe Veldas, in der Tür steht, und Hammer erklärt, dass er aus der Leitung gehen müsse, da er im Vorzimmer einen Personal Computer einrichte, der einen Gutteil der Aufgaben einer Sekretärin erfüllen könne. Mike Hammer macht eine sarkastische Bemerkung, schnappt sich Hut und Jackett und verschwindet. Bei einer Benefizveranstaltung in einem Casino in Las Vegas tritt die Sängerin Barbara Leguire (Kelly Jerles) auf…

 

Zwischen zwei Buchdeckeln, auf der Kinoleinwand und im Fernsehen war Mickey Spillanes Privatdetektiv Mike Hammer eine Figur der Unterhaltungsindustrie in den USA der McCarthy-Ära und darüber hinaus. Obgleich Spillane zwischen 1953 und 1962 nichts veröffentliche und anderen Berufen nachging, waren die 50er Jahre Mike Hammers große Zeit. Von Der Richter bin ich (USA 1953) bis zu einer Goobye, Al betitelten, letzten von 79 Episoden der mit Darren McGavin in der Hauptrolle besetzten TV-Serie Mike Hammer (USA 1958-1959) wurde es zum Jahrzehnt jenes gewalttätigen, sexistischen und selbstgefälligen “Private Eye“ auf den Straßen New Yorks oder manchmal auf denen von Los Angeles. Klar, der Detektiv ist tough, doch im Unterschied zu Film-Noir-Ikonen à la Dick Powell oder Humphrey Bogart ist es für ihn gleichbedeutend mit primitiv und roh. Denn Mike Hammer ist ein Mann ohne jegliche Finesse, der jeden Fall wie den gordischen Knoten löst - mittels brachialer Gewalt. Während der Amtszeit Ronald Reagans als US-Präsident kehrte er mit Stacy Keach in der Hauptrolle ins US-Fernsehen zurück. Keach verkörperte den Detektiv in zwei Staffeln einer Mickey Spillane’s Mike Hammer (USA 1984-1985) betitelten und in einer dritten Mickey Spillane’s New Mike Hammer (USA 1986-1987) benannten TV-Serie sowie zwischen 1983 und 1989 zusätzlich in vier Fernsehfilmen, von denen Mike Hammer: Murder Takes All der letzte ist. Stacy Keach war in den 70er Jahren ein wunderbarer Schauspieler, der den Neo Noir um einige herausragende Werke bereicherte – John Hustons Fat City (USA 1972), Burt Kennedys Der Mörder in mir (USA 1975) und Michael Apteds Der aus der Hölle kam (UK 1977) profitierten von seinem Spiel. Damit ist es hier vorbei. Als speckiger Mike Hammer serviert der 47-jährige mit schlecht sitzendem Toupet eine mit minimalem Aufwand inszenierte Fernsehkost am unteren Ende der Fahnenstange.

 

“Love at first sight? I don’t even trust my sight, much less love... But I knew, I felt something strong from the moment she walked into the joint.” Hammer sitzt in seinem Büro in New York, die Jalousien herabgelassen und gekleidet wie ein Mann der 40er Jahre, indessen er Spielkarten in seinen Fedora wirft. Die Serie und die Filme waren explizit eine Referenz an die Zeit des Film Noirs. Mike Hammer schreitet durch die 80er, als sei er selbst der Beweis, dass jene Ära nie wirklich endete. Dafür legt er als Erzähler aus dem Off einen weltweisen Sarkasmus an den Tag wie einst Philip Marlowe oder Sam Spade. Ich hatte mir vorgenommen, diesmal gnädiger zu sein und hoffte Mike Hammer: Murder Takes All mit seinen Referenzen etwas abgewinnen zu können. Erneut wurde ich jedoch enttäuscht. Die Geschichte ist unfassbar banal, das Schauspiel (großteils) miserabel, Drehorte und Kameraarbeit sind TV-Standard, und die Regie zeigt nicht den mindesten Ansatz von dramaturgischem Gespür, geschweige denn eine Handschrift. Was ich schon am ersten Pilotfilm Mike Hammer – Mord auf Abruf (USA 1983) unsäglich fand, wiederholt sich zum x-ten Mal. Niemand vor und niemand hinter der Kamera gibt sich Mühe, diesen Quark von einem Kriminalfall ins Mittelmaß empor zu wuchten. Jeder weiß und jeder zeigt, was für ein Murks das ist. Als Zuschauer fühlte ich mich verschaukelt und die Empfehlung lautet daher: Besser nicht!

 

Es gibt eine bild- und tontechnisch solide restaurierte US-amerikanische 7-DVD-Box (2006) der Via Vision Entertainment Inc. mit allen 22 Episoden der 1986 und 1987 von CBS produzierten und ausgestrahlten TV-Serie Mickey Spillane’s New Mike Hammer plus deren Pilotfilm The Return Of Mike Hammer (USA 1986) und eben der abschließenden TV-Produktion Mike Hammer: Murder Takes All (USA 1989) auf der letzten der 7 DVDs. Diese beiden Filme sind ungekürzt und im Originalformat, dazu gibt es den englischen Originalton (Mono), allerdings keine weiteren Tonspuren und auch keine Untertitel, das Ganze überhaupt spartanisch - ohne jegliche Extras.

 


Neo Noir | 1989 | USA | John Nicolella | Mickey Spillane | Don Stroud | Stacy Keach

Neuen Kommentar schreiben

CAPTCHA
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.