Victor Mature, Terry Moore, William Bendix, Zachary Charles, Basil Ruysdael
New York: In der Morgendämmerung fährt der Milchmann (Forest Burns) mit seinem Fuhrwerk die Straße entlang, als ihm auf dem Trottoir der schwankende Marc Fury (Victor Mature) entgegenkommt. Weil er ihn für betrunken hält, ermuntert der Milchmann ihn weiterzugehen, und so betritt Fury jetzt ein Mietshaus, darin er ein Apartment bewohnt. Als der Aufzug in seinem Stockwerk anlagt, ist auf dem Boden zu seinen Füßen jedoch eine Blutlache zu sehen. Nur mit Mühe schafft es der Verletzte noch in seine Wohnung zu gelangen und sich das Telefon zu greifen, so dass er Hilfe rufen kann… Sein Freund Willie (Zachary Charles) hält eine Tischlampe ohne Schirm über die Schusswunde, so dass der Doktor (William E. Green) die Kugel aus dem Bauch entfernen kann. Auf Nachfrage erfährt Fury, dass der von Joe Farrow (William Bendix) erschossene Spieler Blenheim geheißen habe, ein Versicherungsagent, der erst seit einem Monat regelmäßig in den Club gekommen sei. Eine vierte Kugel habe versehentlich ihn, Marc Fury, getroffen und Farrow bedaure das sehr. Doch Marc antwortet Willie, dass Farrow mit Sicherheit gar nichts bedaure und er die Vermutung habe, dass Joe Farrow ihn als Tatverdächtigen für die Polizei im Sinn habe, der dann an seiner statt eine Haftstrafe aufgebrummt bekäme. Tatsächlich erhält Fury, der nach seiner Operation mit der Tageszeitung zu Bett liegt, am nächsten Morgen Besuch von Adams (Tol Avery) und Jensen (Frank Baker), zwei Beamten der New Yorker Mordkommission….
“Director Ted Tetzlaff’s 1950 gangster film noir Gambling House (…) is a slightly clumsy-handed and somewhat patronising American salute to old-fashioned values of altruism and kindness”, schreibt Derek Winnert in seinem Blog über dieses Drama von RKO Radio Pictures unter Leitung des konservativen Milliardärs Howard Hughes, und genau so sollte man den Film beurteilen. Zu Beginn der 50er Jahre geriet die USA in die Hochphase jener politischen Verwicklungen, die in den Geschichtsbüchern heute als McCarthy-Ära verzeichnet ist. Letztere ist nach dem US-Senator Joseph McCarthy benannt, nach einem manischen Antikommunisten und Nationalisten, dessen rücksichtslose und mitunter kriminelle Denunziation politischer Gegner und kritischer Köpfe in ein gesellschaftliches Klima der Angst und Paranoia mündete, bevor McCarthy 1954 seine Vormachtstellung einbüßte. Oberflächlich ist auch Endstation Mord ein patriotisches Fanal auf die Wiege von Freiheit und Demokratie. Darin wird der Weltkriegsveteran und vom Glücksspiel lebende Kleinkriminelle Marc Fury durch Bekanntschaft mit Lynn Warren (Terry Moore), die als studierte Psychologin einen handfesten Job in der Einwanderungsbehörde ausübt und Tochter eines berühmten New Yorker Rechtsanwalts (Frank Wilcocks) ist, zu den wahren Werten des USA bekehrt. Jener verführerische Vamp, als der sie auf den US-Filmplakaten erscheint, ist Lynn Warren so wenig wie Virginia Mayo als Julie Benson in Vincent Shermans Gesetzlos (USA 1950). Auf den zweiten Blick sind aber jene durch die Figur Lynn Warren im Film vertretenen Werte mit der Jagd auf Andersdenkende und Intellektuelle, mit dem Antisemitismus und dem Rassismus der McCarthy-Ära völlig unvereinbar. Keinesfalls ist die Filmerzählung damit subversiv; allemal hinterlassen einige Erörterungen zur Freiheit, zur Toleranz und zur Diversität der US-Gesellschaft als deren zentrale Werte jedoch einen Eindruck, der dem reaktionären Polit-Klima in den USA jener Jahre vollends widerspricht.
”I learned a long time ago not to need anybody or to ask for anything.” Sobald Marc Fury von den Prinzipien redet, die ihn mit Erfolg durchs Leben trugen, blickt der Zuschauer ins Getriebe einer USA, darin einzig Egoismus und der Mammon die probaten Mittel sind. Wer Geld hat, findet Sicherheit und Anerkennung; die übrigen Bürger der großen Nation tummeln sich in Gossen und Hinterhöfen, wo sie einander für jeden müden Dollar an die Gurgel gehen. So ist das Misstrauen gegenüber allem und jedem Furys oberstes Prinzip des Überlebens. Leider überzeugt der Film genau nicht, wenn die Gutmenschen ihren Predigerton anstimmen oder wenn Marc, durch die Liebe zu Lynn empfänglich geworden oder per Zufall der Bekanntschaft hoffnungsvoller Migranten im Hafen New Yorks ausgeliefert, plötzlich weich wird und mit einem Zitat Thomas Wolfes zur Hand, das ihm Lynn mit Tränen in den Augen übergibt, ins Grübeln kommt. Hier überschreitet der von einer für den Film Noir typischen Erzählung von Ehre, Liebe und Betrug getriebene Film die Grenze zum Kitsch. Ich persönlich sehe Victor Mature, der sein Talent zur Schauspielerei oft selbstironisch in Frage stellte und sich mit 47 Jahren ins Privatleben zurückzog, immer gern in einer Hauptrolle. Auch hier überzeugt er mich und hält mit dem ebenfalls zuverlässigen William Bendix diesen mittelprächtigen Hybrid aus Film Noir und Sozialdrama halbwegs auf Kurs. Ein Muss ist das Werk auch für Cineasten der Filmklassik ganz sicher nicht.
Unter dem Titel La casa de juego gibt es eine spanische DVD-Edition (2011) mit dem Film ungekürzt im Originalformat, bild- und tontechnisch einwandfrei, dazu den englischen Originalton und die spanische Kinosynchronisation, das Ganze mit nicht ausblendbaren spanischen Untertiteln und mit einem Booklet samt Produktionsnotizen (auf Spanisch) als Extra.