Susan Hayward, Robert Young, Jane Greer, Rita Johnson, Tom Powers
Los Angeles, Kalifornien: In der Hall Of Justice verhandelt man im Prozess wider den Börsenmakler Larry Ballentine (Robert Young), der des Mordes an Verna Calson (Susan Hayward) angeklagt ist. Der Verteidiger Cahill (Frank Ferguson) hält sein Schlussplädoyer und lobt die Aussagen der wichtigen Zeugen, die man gehört habe, so etwa die der Journalistin Janice Bell (Jane Greer) oder die von Ballentines Geschäftspartner Trenton (Tom Powers). Die endgültige Wahrheit sei dennoch eine andere, und so ruft ruft Cahill schließlich Larry Ballentine persönlich in den Zeugenstand, damit er den Mitgliedern der Jury seine Geschichte berichte… Sie beginnt in New York, wo sich der mit der reichen Greta Ballentine (Rita Johnson) unglücklich verheiratete Larry jeden Samstag auf der 52nd Street mit Janice Bell in Nick’s Restaurant verabredete. Hier tranken sie die von Nick (Hector V. Sarno) gemixten Satuday Specials und Larry zeigte Janice etwa das Modell einer Motoryacht, ein Stück ihres gemeinsamen Zukunftstraums…. An einem dieser Samstage im Juni bemerkte Larry auch, dass das Zigarettetui von Janice schadhaft war. So erstand er bei einem Juwelier eines in Gold. Als er damit nach Hause kam, waren im Salon mehrere Gäste, unter ihnen auch die von Larry gehasste Tante Martha Hines (Lillian Bronson), die zu Recht den Verdacht äußerte, er habe seinen fünften Hochzeitstag vergessen. Geistesgegenwärtig zog Larry das als Geschenk verpackte Zigarettentetui aus der Tasche und überreicht es Greta als sein Präsent für sie…
“I think, it was somewhere along the way I first realized I was running in a pattern too. A pattern of dollar signs.“ Seit vielen Jahren war mir bewusst, dass Irving Pichels They Want Believe Me zum Kernbestand der Film-Noir-Titel des Filmstudios RKO Radio Pictures vor der Übernahme durch Howard Hughes im Jahr 1948 (und ihren schlimmen Folgen) gerechnet werden muss. Dazu zählen immerhin solche Klassiker wie Murder, My Sweet (USA 1944), Die Spur des Fremden / Der Fremde (USA 1946), Born To Kill (USA 1947) oder Goldenes Gift (USA 1947). Mit Susan Hayward, Jane Greer und Robert Young fantastisch besetzt, von Harry J. Wild, der Nummer 1 hinter der Kamera bei RKO, auf Zelluloid gebannt und mit einem Drehbuch von Jonarthan Latimer (Der gläserne Schlüssel, USA 1942) war ich auf diesen Film überaus gespannt. Es gab seit Jahr und Tag nur ein erhebliches Problem. They Won’t Forget hat in der ursprünglichen Kinofassung eine Laufzeit von 95 Minuten (NTSC) und erschien so auch im Jahr 1990 via Turner Home Entertainment und Image Entertainment auf einer Laser Disc. Auf DVD und sogar im US-Fernsehen wird meist nur eine 1957 zum Zweck der Wiederaufführung im Doppel-Programm völlig entstellte 80-Minuten-Version gezeigt und dies ungeachtet der teils falschen Angaben auf Rückseiten von DVD-Editionen, die zum Beispiel im Fall der ersten italienischen Ausgabe als Nessumo mi crederà via Universal Pictures Italia SRL die vollen 95 Minuten angab, jedoch die zerstückelte Kurzfassung von 80 Minuten enthielt. Die ursprüngliche Version von 1947 ist in zwischen auf einer US-amerikanischen BD (2021) der Warner Archive Collection erhältlich oder war jüngst auch im Rahmen mehrerer Retrospektiven zum Film Noir zu sehen. Allein sie ist jenes Meisterstück eines Films, von dem hier die Rede ist und der so wie Edmund Gouldings Der Scharlatan (USA 1947) oder wie Edward Dmytryks Kreuzverhör (USA 1947) für seine Zeit zu provokant war und floppte.
“This satisfying thriller is a tense, involving and atmospheric Forties film noir, with a (…) sharp sting in the tail and attention-grabbing performances“, schreibt Derek Winnert und liegt damit richtig. Bis auf die stets in Stunden der Nacht und in Schluchten einer Großstadt angesiedelten Drehorte hat They Won’t Believe Me alles, was man von einem Film Noir mit einem Schuss Melodram erwarten kann. Die Charaktere lügen und betrügen einander, sind infiziert von Habgier, Leidenschaft und Egoismen, dahinter sie wie Blinde nach Liebe und nach ihrer Bestimmung tasten. Scheinen sie wider Erwarten fündig geworden, wirft eine Schicksalsmacht sie zurück ins Niemandsland der Einsamkeit… Derelei kann schnell pathetisch oder zumindest übertrieben wirken, doch Latimer und Pichel halten ihre Erzählung auf Kurs, und die exzellent aufspielenden Darsteller tun das Nötige, damit es auch gelingt. Das Finale – komplementär zu Jacques Touneurs Goldenes Gift (USA 1947) – ist dem Film durch und durch angemessen, und das ist etwas, was sich nicht von vielen Filmen aus der Hochzeit des Studiosystems in Hollywood behaupten lässt. Ähnlich wie die genannten Werke und auch wie Edgar G. Ulmers Ohne Erbarmen (USA 1948) zählt They Won’t Believe Me zu den bis heute wenig wertgeschätzten Film Noirs der zweiten Hälfte der 40er Jahre. Im Zuge der Wiederentdeckungen und der Arbeit von Institutionen wie der Film Noir Foundation, San Fran Francisco, sind viele inzwischen restauriert und auf Filmestivals wieder zugänglich geworden.
Einzig und allein in der Warner Archive Collection (USA, RC 0) gibt es eine bild- und tontechnisch fantastisch restaurierte und vor allem ungekürzte Fassung des Film auf einer Blu-ray Disc oder auch auf DVD (2021). Weltweit alle anderen DVD-Editionen wie z.B. auch diejenige als Nessumo mi crederà aus Italien (2005) oder die als Ellos no creen en mi aus Spanien (2015) bieten das Werk zwar im originalen Bildformat, doch immer bloß die 80-minütige und damit um eine ganze Viertelstunde (!) gekürzte Fassung aus dem Jahr 1957, die keinesfalls zu empfehlen ist.
Ricardobach@yahoo.com
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Watching it on Noir Alley.