Billy Dee Williams, Vanity, Morgan Fairchild, John Beck, Joe Cortese
New York: In der Schalterhalle der Gun Registry, der Zulassungsstelle für Handfeuerwaffen, steht auch der Privatdetektiv Hamberger (Billy Dee Williams) vor einem der zuständigen Beamten und verhandelt mit ihm über seine Lizenz. Plötzlich schnappt sich ein Mann (Joe Spinell), dem die Zulassung verweigert wurde, eine Frau als Geisel und hält ihr eine Pistole an die Schläfe, indessen er mit ihrer Ermordung droht, würde man seinen Forderungen nicht nachkommen. Geistesgegenwärtig zückt Hamberger seine eigene Waffe, ruft der Frau zu, sich breitbeinig zu stellen, bevor er dem Geiselnehmer erst ins Knie schießt und ihn dann mit zwei weiteren Schüssen tötet… Hamberger, der wegen seines Namens nicht veräppelt zu werden wünscht, ist in Manhattan bekannt wie ein bunter Hund. Heute sitzt er in einem der vielen Delis, die er zu seinem Büro macht - mit seiner Freundin Rina (Vanity) und mit der greisen Mrs. Bains (Harriet Rogers), die ihn mit der Aufklärung des seit Jahrzehnten ungeklärten Mordes an US-Präsident John F. Kennedy beauftragt hat. Als Mrs. Bains ihren Detektiv, der ihr gegenüber versichert Fortschritte zu machen, für seine Dienste sogar bezahlt, ist Hamberger sichtlich gerührt. Nachdem die Dame gegangen ist, trifft ein weiterer Klient in dem Restaurant ein, der Broker und Multimillionär Alex Burton (Dennis Hallahan). Unter vier Augen eröffnet Burton dem Privatdetektiv seelenruhig, dass er ihm empfohlen worden sei und er ihn deshalb gern mit der Ermordung seiner Ehefrau Sharon beauftragen wolle…
“Everytime I get in trouble, there is a beautiful woman involved. Why is it… this one’s scares me?“ In den 70er Jahren brachte Autor und Regisseur Larry Cohen ein Remake von Melvin LeRoys Little Caesar (USA 1931) als Neo Noir der Blaxploitation-Ära ins Kino und zwar mit Fred Williamson in der Hauptrolle und unter dem Titel Black Caesar (USA 1973). Trotz Änderungen war die gleichnamige Romanvorlage (EA 1929) von W.R. Burnett noch erkennbar, doch verwies Black Caesar nirgendwo auf seine offensichtliche Quelle der “Inspiration“. Vierzehn Jahre später drehte Larry Cohen nach eigenem Drehbuch den Neo Noir Deadly Illusion (USA 1987) mit Billy Dee Williams als afro-amerikanischem Privatdetektiv in New York. Und ich frage mich, warum in diesem Film so vieles an Richard T. Heffrons Ich, der Richter (USA 1982) bzw. an Mickey Spillanes Roman-Debüt (EA 1947) gleichen Namens erinnert, darin erstmals der Privatdetektiv Mike Hammer in Erscheinung tritt? Ist an der Oberfäche auch vieles verändert, wird für aufmerksame Zuschauer an mancher Stelle erneut die “Inspiration“ sichtbar. Womöglich wollte sich Larry Cohen dafür rächen, dass er einst für den nach seinem Drehbuch inszenierten Neo Noir Ich, der Richter als Regisseur vorgesehen war, aber durch Heffron ersetzt worden war. Rollencharaktere und Handlungsverlauf sind indessen nicht das einzige, dank dessen ein Hamberger dem Hammer nachfolgt. Der Auftakt von Deadly Illusion ist gar nicht übel, Williams und Vanity beweisen trotz eines Altersunterschieds von 22 Jahren eine exzellente Chemie miteinander. Die Geschichte schreitet flott voran, und Hamberger sieht sich im Nu eines Mordes angeklagt, den er nicht begangen hat. Dann wurde Larry Cohen auch bei dieser Produktion gefeuert und William Tannen drehte die zweite Hälfte, während der dieser Neo Noir zunehmen aus dem Leim geht.
“Deadly Illusion doesn’t really hang together and is an unsatisfying viewing experience“, konstatieren zu guter Letzt Brett und Ty für Comeuppance Reviews. Sowohl der Humor als auch die Action-Einlagen der zweiten Hälfte erweisen sich als entweder unpassend oder aber lausig iszeniert. Wie schon Barbara Carrera in Ich, der Richter ist Morgan Fairchild in Deadly Illusion zwar auf den erotischen Zeitgeist der 80er Jahre getrimmt, als Rollencharakter jedoch ein Nichts. Billy Dee Williams und Joseph Cortese konnten mich als Darsteller überzeugen. Der Großteil der übrigen Schauspieler erweist sich als unspektakulär und dennoch kompetent, auf Morgan Fairchild hätte ich demgegenüber verzichten können. Die Kameraarbeit ist solide, die Stadt New York zum Jahreswechsel bietet eine wunderbare Kulisse, aber Dramturgie und Schnittfolge sind holprig. Vanity erscheint als Rina zunehmend ohne Funktion, zudem stellen zahllose Koinzidenzen die Handklungslogik mehr und mehr infrage, so dass ich noch vor dem Finale das Interesse am Geschehen fast völlig verloren hatte.
Deadly Illusion erschien weltweit bis dato weder als eine BD- noch als DVD-Edition. Eine VHS-Videokassette (1988) der Concorde Home Entertainment GmbH beinhaltet den Film, der hierzulande seinerzeit nicht im Kino lief, mit einer deutschen Sychronisation und obendrein im falschen Bildformat, nämlich Vollbild 4:3 anstatt 1:85.1 Widescreen.