Cool Breeze

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Eddie Muller


Wenn es Nach wird in Paris


Film Noir Collection Koch Media GmbH


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Bewertung
***
Originaltitel
Cool Breeze
Kategorie
Neo Noir
Land
USA
Erscheinungsjahr
1972
Darsteller

Thalmus Rasulala, Judy Pace, Julian Christopher, Lincoln Kilpatrick, Sam Laws

Regie
Barry Pollack
Farbe
Farbe
Laufzeit
108 min
Bildformat
Widescreen

 


 

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© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

Der notorische, auf den Raub von Edelsteinen spezialisierte Einbrecher und Dieb Sidney Lord Jones (Thalmus Rasilala) wird aus dem Staatsgefängnis San Quentin entlassen und lässt sich per Taxi über die Golden Gate Bridge ins Stadtzentrum von San Francisco kutschieren. Hier kleidet sich der ex-Häftling bei einem edlen Herrenausstatter neu ein, um sich daraufhin zum Flughafen zu begeben und nach Los Angeles einzuchecken… Dort werden zwei Polzeibeamte (Hal Williams, Lee Waever) in einem Streifenwagen auf den vorbestraften Travis Battle (Julian Christopher) aufmerksam und verfolgen ihn durch Straßen und Gassen, bis sie ihn auf einem Schrottplatz zu stellen hoffen. Doch Battle trickst sie aus und flieht in ihrem Streifenwagen, dem die Genarrten fluchend hinterher blicken. Travis‘ Flucht führt ihn in das kleine, einfache Imbisslokal seines Halbbruders John Battle (Wally Taylor), der von dem Besuch alles andere als begeistert ist. Es dauert nicht lange, bis auch die beiden Polizisten zielstrebig auf das Lokal zulaufen, Travis versteckt seine Pistole im Müll, greift sich einen Besen und verschließt die Tür. Aber es nützt nichts. Die Beamten dringen ein, verhaften Travis und ziehen mit ihm von dannen… Auf dem Revier ist Police Lieutenant Brian Knowles (Lincoln Kilpatrick) damit befasst eine Gegenüberstellung zu inszenieren, an der auch Travis Battle teilnehmen wird, denn in der letzten Nacht ist ein Hotel überfallen worden. Doch die Aufstellung der Verdächtigen gestaltet sich schwierig…

 

"Arguably, (…) blaxploitation features – Shaft (Gordon Parks, 1971), Cool Breeze (Barry Pollack, 1972), Superfly (Gordon Parks Jr, 1972), and Coffy (Jack Hill, 1973) – use techniques and themes from film noir“, bemerkt Dan Flory in seinem Artikel Ethnicity and Race in American Film Noir in dem von Andre Spicer und Helen Hanson herausgegebenen Buch A Companion to Film Noir (EA 2013). Sieht man genauer hin, ist das nicht weiter verwunderlich. Insofern die erste Welle ambivalenter Kriminaldramen von und mit afro-amerikanischen Autoren, Regiseuren und Darstellern meist in der Genre-Schublade “Blaxploitation“ verstaut liegt, scheint jede weitere Zuordnung von vornherein fehlerhaft oder zumindest riskant. Dabei sind viele der in jenen Filmen genutzten Stilmittel sehr bewusst dem Film Noir entlehnt; zudem ist das Zusammengehen mit den frühen Neo Noirs in den USA alles andere als dem Zufall geschuldet. Schon in den späten 60er Jahren wurde Charles Martins Verfilmung von Chester Himes‘ Roman If He Hollers, Let Him Go! (EA 1968), der als …aber das Blut ist immer rot (USA 1968) sogar im deutschen Kino lief, zu einem der ersten Filmwerke seiner Art. Ossie Davis‘ Wenn es Nacht wird in Manhattan (USA 1970) und Gordon Parks‘ Shaft (USA 1971) markierten den endgültigen Durchbruch. In den beiden erstgenannten Filmen spielte auch Raymond St. Jacques jeweils eine Hauptrolle, welcher in Cool Breeze erneut eine zentrale Figur verkörpert. Und zu guter Letzt ist Cool Breeze gewissermaßen ein Remake von John Hunstons legendärem Film Noir Asphalt-Dschungel / Raubmord (USA 1950) oder zumindest eine weitere Verfilmung des Romans The Asphalt Jungle (EA 1949) von W.R. Burnett. Nur bleibt auch Cool Breeze nach der Western-Variante Geraubtes Gold (USA 1957) von Delmer Daves und der in den Vorderen Orient verlagerten Fassung als Kairo… Null Uhr (USA 1963) von Wolf Rilla ebenfalls eine schwache und im Gegensatz zu John Hustons Filmdrama verwässerte Adaption seiner nachtdunklen Vorlage.

 

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© Metro-Goldwyn-Mayer Studios Inc.

Einige der Akteure in Cool Breeze sind großartig, so etwa Sam Laws, Raymond St.Jacques und Stack Pierce. Doch jene in den zentralen Rollen, Julian Christopher und Thalmus Rasulala, konnten mich im Vergleich mit ihren Vorgängern Sterling Hayden und Sam Jaffe in John Hustons brillianter Erstverfilmung von Burnetts Roman nicht ansatzweise überzeugen. Zu viele belanglose Nebenfiguren, eine fast schon debile Polizei von schlechten Darstellern wie Biff Elliot lausig verkörpert und zudem die arrogante und abwertende Haltung der Protagonisten gegenüber Frauen trüben den Genuss des Films. Umgab Sterling Haydens Schmalspurgauner Dix Handley eine Aura der Tragik, so ist Julian Christophers Travis Battle ein impulsiver Schmarotzer mit einem aufgepumpten Ego. Vor allem aber ist der (leicht und doch signifikant) abgewandelte Schluss ein Minuspunkt, den ein Freund des Film Noirs dem Autoren und Regisseur Barry Pollack nicht so einfach verzeihen kann.

 

In den USA erschien Cool Breeze als DVD (2012) in der Warner Archive Collection, also gewohnt spartanisch ausgestattet, mit dem Film in guter Bild- und Tonqualität und mit lediglich dem englischen Originalton ohne Untertitel, dazu gibt es immerhin den US-Kinotrailer als einziges Extra.

 


Neo Noir | 1972 | USA | Barry Pollack | W.R. Burnett | Biff Elliot | Bill Henderson | Raymond St. Jacques | Robert Shayne | Rudy Challenger | Thalmus Rasulala | Pam Grier

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