Trond Espen Seim, Bjørn Floberg, Kathrine Fagerland, Endre Hellestveit, Julie Rustie
In Kopenhagen, Dänemark, findet Privatdetektiv Varg Veum (Trond Espen Seim) die von Zuhause ausgerissene, 16jährige Lisa Halle (Julie Rustie) in einer billigen Absteige mit einem Freier (Anders Hove) im Bett. Lisa ist im Rausch, und Veum schmeißt erst den Freier raus, bevor er sich das Mädchen greift und mit ihr im Flugzeug nach Bergen in Norwegen zurückkehrt… Lisa ist nicht erfreut, als Varg Veum sie zu ihren Eltern fährt, doch er verspricht, dass er sie nach spätestens fünf Minuten persönlich in ein städtisches Krankenhaus bringe, wo sie nach den Erlebnissen in Dänemark medizinisch versorgt werde. Dazu kommt es aber nicht. Niels Halle (Bjørn Willberg Andersen) ist Geschäftsführer einer Firma, die sich mit einem ihrer Kooperationspartner in letzten Verhandlungen über eine erfolgsversprechende Fusionierung befindet. Es ist der Coup seines Berufslebens, und so erlebt Halle, der Veum mit der Suche nach seiner Tochter beauftragte, sowohl beruflich als auch privat eine aufregende Zeit. Es passt ihm nicht, dass er seine Sitzung unterbrechen und zum Empfang Lisas nach Hause eilen muss, wo die Ausreißerin von Vigdis (Marianne Nielsen), ihrer Mutter, sofort in Beschlag genommen und in ihren Zimmern eingesperrt wird. Veum muss von dannen ziehen, ohne das Lisa gegebene Versprechen halten zu können. Vor dem Haus der Halles lernt er deren Nachbarn Håkon (Stig R. Amdam) und Vera Werner (Ågot Sendstad) kennen, die ihren Sohn Peter (Frank Kjosås) vermissen, Lisas langjährigen Freund und Liebhaber…
“The unfolding of the crime premise (…) becomes a little too far-fetched, and (…) Strand isn't able (or allowed) to bring the depth necessary to justify the audacious final part of the story”, schlussfolgert Fredrik Gunerius Fevang für The Fresh Site und deutet auf eine auffällige Schwachstelle dieses Nordic Noir nach einem Roman (EA 2002) aus der Varg-Veum-Reihe des norwegischen Kriminalautors Gunnar Staalesen. Leider gibt es noch weitere, demgegenüber die Geschichte sich nicht so übel anlässt, wie das auch beim ersten der Varg-Veum-Filme um den eigenwilligen und unkonventionellen Privatdetektiv der Fall war. Nach dem Erfolg von Varg Veum – Bitre Blomster (NOR/SWE/GER 2007), der in Norwegen im Kino und im Rest Europas meist im Fernsehen zur Aufführung kam, folgten 2008 vier weitere Adaptionen der Romanreihe, deren erste Varg Veum – Tornerose ist. Gelungen ist die Darstellung der Tristesse des Detektiv-Berufs in dessen ersten 10 Minuten. In bester Film-Noir-Tradition erscheint Varg Veum als Spürhund, der sich von begüterten Elternhäusern anheuern lässt, um die verlorenen Schäfchen in den Stall zurückzutreiben. Hat er seine Schuldigkeit getan, ist seine Stimme nicht mehr gefragt. Kaum hat Veum jedoch eine Leiche, die er nicht hätte finden dürfen, aufgespürt und Beweismittel unterschlagen, rutscht der Ermittler in gängige Klischees ab. Seine Beziehung zu Kommissar Jacob Hamre (Bjørn Floberg) zählt mit Blick auf die beiden Schauspieler zwar zu den Höhepunkten des ersten und des zweiten Varg-Veum-Films, ist im Rekurs auf deren konfliktiven Charakter aber derart abgedroschen, dass man die Dialoge als Zuschauer quasi mitsprechen kann, ohne sie je zuvor gehört zu haben.
Zumindest in der deutschen Synchronfassung sind die Dialoge ein grundsätzliches Problem des Films. Während die Erzählung sich im Fahrwasser von Familiengeheimnissen und –konflikten eines Ausmaßes der Tragödien von William Shakespeare bewegt, ist das Sprechen darüber derart banal und zusammenhanglos, dass es einem einzig auf die Nerven geht. Völlig deplatziert wirkt die aus Varg Veum – Bitre Blomster in diesen zweiten Film um den Privatdetektiv Veum mitgebrachte, attraktive Juristin Anna Keilhaug (Kathrine Fagerlan), die hier keine Funktion und keine wirkliche Rolle zugewiesen bekommt. Ist Anna inzwischen Veums Freundin? Ist sie in ihn, ist er in sie verliebt? Die beiden entwickeln dergestalt wenig Chemie miteinander und reden derart aneinander vorbei, dass die Figur im Film keinerlei Sinn ergibt. Und dann das Finale… All die genannten Schwächen des Films kulminieren in einem übermäßig dramatischen Akt, der von A bis Z Glaubwürdigkeit vermissen lässt. Keine der handelnden Figuren, einschließlich des Privatdetektivs, wirkt im Geringsten überzeugend. Das Ganze ist ein nicht mal fernsehtauglicher 08/15-Standard, bei dem die begrenzten Fähigkeiten einiger Darsteller dem Machwerk den Rest geben. Fazit: Keine würdige Fortsetzung und kein Muss für Freunde des Nordic Noir.
Als Der Wolf - Dunkle Geschäfte - völlig ohne Bezug zum Roman-Titel (auf Deutsch Dornröschen schlief wohl hundert Jahr...) oder zum Originaltitel des Films - gibt es eine deutsche DVD-Ausgabe (2009) der Rundfunkanstalten der ARD und der S.A.D. Home Entertainment, bild und tontechnisch einwandfrei, die den Film ungekürzt im Originalformat präsentiert, doch lediglich mit der erwähnten deutschen Synchronisation ohne norwegischen Originalton und ohne optional deutsche Untertitel. Internationale Editionen präsentieren die Varg-Veum-Reihe mit norwegischem Originalton und mit englischen Untertiteln. Die deutsche DVD beinhaltet als Extra den norwegischen Kinotrailer.