Joe Mantegna, William H. Macy, Ving Rhames, Vincent Guastaferro, J.J. Johnston
New York: Ein Sondereinsatzkommando des FBI stürmt die Wohnung des afro-amerikanischen Drogendealers Robert Randolph (Ving Rhames), der mit einer Frau (Erica Gimpel) vor Ort lebt, die zusammen mit einem Kumpanen Randolphs, der zum Gewehr greift, im Kugelhagel stirbt. Randolph selbst erwidert das Feuer, trifft einen Gegner und kann durch einen vermeintlichen Wandschrank übers Dach entkommen… Die Aktion ruft Bürgerrechtsbewegungen auf den Plan, die sich über derlei Polizeigewalt gegen Schwarze beklagen, und Commissioner Walker (Paul Butler) ruft die Beamten der Mordkommission des NYPD unter Lieutenant Senna (Vincent Guastaferro) zusammen, um ihnen mitzuteilen, dass der Bürgermeister New Yorks erbost und das FBI von dem Fall abgezogen ist. Der Regierungsbeamte Patterson (Louis Murray) gerät mit Detective Robert Gold (Joe Mantegna) aneinander, als jener erwähnt, dass sie über Willie Sims (Darrell Taylor), einen Verwandten Robert Randolphs, den Gesuchten sicher würden verhaften können. Patterson wirft Gold das Einbehalt wichtiger Informationen vor, indessen Gold darauf hinweist, dass er selbst einst zugunsten des FBI von der Fahndung nach Robert Randolph abberufen worden sei. Der Streit eskaliert, und als Patterson auf dem Korridor Robert Gold als “Drecksjuden“ bezeichnet, mischt sich auch dessen Partner Tim Sullivan (William H. Macy) lautstark ein…
Aufgrund vieler Vorschusslorbeeren durch Filmjournalisten und einer Veröffentlichung als DVD (2009) in der Criterion Collection, USA, waren meine Erwartungen an diesen Film David Mamets, den ich anderweitig schätzen lernte, allemal hoch. Und so wurde ich letzten Endes enttäuscht. Die Enttäuschung liegt nicht in einem Desaster, in einer regelrecht schlechten Produktion begründet, sondern einzig in dem Eindruck, dass der Film dem, was er beansprucht zu leisten und zu sein, hinterher läuft. Mit Homicide – Mordkommission, lose basierend auf dem Roman Suspects (EA 1986) aus der Feder von William J. Caunitz, packt David Mamet mehrere heiße Eisen mit einem Griff. Dabei möchte er gern so unerschrocken wie Sidney Lumet zu Werk gehen, lässt seinen erfahrenen Polizeibeamten Bob Gold jedoch zunehmend wie einen Schuljungen durch die Filmhandlung stolpern, weshalb dessen Unbedarftheit und Naivität im letzten Drittel schlicht unglaubwürdig wirken. Gleich mehrfach wandelt sich der Rollencharakter in einer Weise, die mich nicht bloß staunen sondern innerlich widersprechen ließ. Keine der Wandlungen wäre unvorstellbar gewesen, aber in ihrer dramatischen Abfolge und damit in ihrer Summe wirken sie inkohärent. David Mamets Neo Noir zeigt für mich eine vor allem dramaturgische Schwäche, in der Regel eine Stärke dieses Autors und Regisseurs. Auch Dennis Schwartz urteilt für Ozus’ World Movie Reviews in nüchterner Formulierung über den zentralen Faux pas des Werks: “Viewed as a character study, the film suffers from changes happening too abruptly to be all that convincing.” Doch als was sonst könnte ich den Film betrachten, wenn nicht als das, denn genau der Rollencharakter “Bob Gold“ ist Dreh- und Angelpunkt einer Geschichte, die ansonsten gehörig an Substanz verlöre.
Dabei sind einige der Prämissen, mit denen Mamet seine komplex angelegte Figur auf dessen schicksalsschwere Odyssee durch die Straße New Yorks führt, schlicht brillant. So wird Gold wegen seiner jüdischen Herkunft ein Leben lang ausgegrenzt und belächelt, auch als ein Polizeioffizier der Mordkommission, der sich bei seinen Vorgesetzten und Kollegen einen guten Ruf erarbeitete. Allerorts lauert versteckt eine antisemitische Anspielung oder sogar ein offen rassistischer Schmäh. Selbst sein engster Freund Tim Sullivan, irischer Abstammung, nimmt die verhassten Vokabeln in den Mund, wenn ihn der Zorn packt. Die New Yorker Juden verachten Gold, weil er kein Hebräisch spricht, und sie bemitleiden ihn spöttisch, da er außer der Arbeit keine Heimat kennt. Ein Mordfall, der erst nach einem simplen Raubüberfall aussieht, entpuppt sich schließlich als Lunte an all den unterdrückten Gefühlen und schmerzenden Erinnerungen voller Demütigungen… In manchen Sequenzen erscheint Bob Gold ebenso vielschichtig und abgründig wie Frank Serpico (Al Pacino) in Sidney Lumets gleichnamigem Serpico (USA/ITA 1973) oder wie Axel Freed (James Caan) in Karl Reisz‘ Spieler ohne Skrupel (USA 1974). In der Anlage trägt die Geschichte ein großes Versprechen, in der Umsetzung greift sie jedoch zu kurz. Sogar das Ende, das die inneren Widersprüche auf die Spitze treibt, verebbt in einer Art Gleichgültigkeit, die auf mich als Zuschauer übergriff. Hatte mich der Film eingangs passagenweise enorm fasziniert, ließ mich sein Protagonist am Ende kalt, indessen nichts an seine Stelle trat. Schade!
Eine deutsche DVD-Edition (2009) der e-m-s new media AG bringt den Film unter dem absurden Titel Die Totschläger ungekürzt und im Originalformat, dazu den original englischen Ton mit optional deutschen Untertiteln sowie eine deutsche Synchronisation, den Kinotrailer und Filmografien von David Mamet, Joe Mantegna und William H. Macy als Extras. Bild- und tontechnisch besser ist natürlich die DVD (2009) der Criterion Collection (Regionalcode 1) mit dem Film ungekürzt und auch im Originalformat, dazu den original englischen Ton, wahlweise mit Audiokommentar von David Mamet und William H. Macy sowie mit dem US-Kinotrailer und diversen Interviews als Extras.